Thema: Doppelprägungen und Doppeldrucke von Briefmarken - Re-entry
SH-Sammler Am: 29.09.2015 13:07:32 Gelesen: 35810# 7@  
@ Pepe [#1]
@ chuck
@ Richard

Hallo und guten Tag,

gefragt ist die deutsche Bezeichnung für Re-entry resp. Re-entries.

In der Schweiz spricht man da ganz klar von einer Doppelprägung in Bereichen der metallenen Druckplatte (früher Kupferplatten, später Stahlplatten resp. Stahlzylinder). Die Druckplatte mit bis zu 100 Einzelbildern = 100 Briefmarken wurde mit Hilfe eines Original-Stempels = "Einzelbild"-Stempel vervielfältigt.

Wie oben beschrieben, wurden abgenutzte Stellen in einer (100-er)-Druckplatte mit Hilfe des Original-Stempels nachgeprägt. Manchmal mit mehr oder weniger Erfolg, deshalb manchmal sichtbare doppelte Linien im Druckbild.

@ chuck

Der Bogen wurde neu eingelegt, und es wurde versucht, die Stelle neu zu drucken

Nein! Beim Drucken sprechen wir vom Farbdruck des Briefmarkenpapieres. Nur bei einem DOPPELDRUCK wird der Papierbogen 2 mal eingelegt und 2 mal bedruckt! Tönt einmal mehr schulmeisterlich von mir, ich weiss. Wir müssen aber ganz klar unterscheiden zwischen einer doppelt geprägten Stelle in der (100-er)-Druckplatte, die entsprechend der gezeigten Abbildungen dann auch doppelte Linien aufweist. Bei Markenbogen sind es dann immer die gleichen Positionen, zB. 45. Marke des 100-er Bogens.

Ganz richtig wird von Pepe erwähnt, dass Doppelprägungen oder eben Re-Entries nur beim Stichtiefdruck vorkommen. Dabei handelt es sich um ein spezielles Druckverfahren, welches nicht ganz einfach zu erklären ist.

Die einfachste Druckart ist der Buchdruck = Bedrucken des Papiers mit flacher Druckplatte und flacher Auflageplatte unter dem Papier. Einfaches Beispiel aus Kinderzeiten?

- 1. Schritt: Kartoffel halbieren, Oberfläche mit Farbe einschmieren und auf ein Papier auftragen = ganzflächiger Druck.

- 2. Schritt: Wenn nun auf der "Kartoffel" (= Druckplatte) eine Linie eingeschnitten und nur diese Vertiefung mit Farbe gefüllt wird, nimmt das (vorher leicht angefeuchtete) Papier, welches auf einer flachen Unterlage aufliegt, nur die Farbe dieser Linie auf.

- 3. Schritt: Man fertigt eine Unterlage = Gegendruckplatte mit vorstehender Kontur an, genau passend zur Druckplatte mit der Vertiefung. Beim Druckvorgang wird das Papier nun verformt, in die Vertiefung hineingepresst und gleichzeitig die Farbe übertragen. Dabei gibt es im Papier ein Relief, welches bei Briefmarken oft noch sichtbar ist. Diese Druckformen unterliegen einer hohen Abnutzung und müssen entweder ersetzt oder nachgearbeitet werden. Dieses Nacharbeiten oder eben Nachprägen ergeben dann die gesuchten Doppelprägungen, siehe oben.

Es versteht sich von selbst, dass der Stichtiefdruck ein teures Druckverfahren war, welches von einem Fälscher nur mit viel Aufwand kopiert werden konnte. Mit neuen Sicherheitselementen im Papier und neuen Maschinen für Mehrfarbendrucke kam man vom Stichtiefdruck mehr und mehr weg. Heute wird der Stichtiefdruck nur noch selten angewendet.

Ich hoffe, dass mein Beitrag klar und deutlich genug geschrieben ist, um dieses komplexe Thema ein wenig zu erhellen.

Wünsche allen einen schönen Tag

SH-Sammler Hanspeter
 
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