Thema: Kriegsgefangenenpost: POW Lager in der Ukraine 1946-1949
Sammelfreak Am: 10.12.2008 11:23:13 Gelesen: 23913# 1@  
Eigentlich gar nicht mein Sammelgebiet, aber geschichtlich sehr interessante Belege. Findet Ihr natürlich auch auf meiner HP POW POST:

http://berliner-postgeschichte.de.tl/POW-POST-1946_1949.htm

Das Laden hier im Forum dauert etwas da es mehrere Belege sind. Durch anklicken der Bilder könnt Ihr Euch die Rückseiten auch vergrößern um den Text zu lesen.
Viel Spass.

Und natürlich alle nach Berlin gelaufen :)

Handelt es sich auch um das Lager was ich gleich beschreibe ? Vielleicht hat jemand noch mehr Infos für mich dazu.

Die Belege stammen aus dem Zeitraum 1946-1949. Alle Belege gingen an seine Frau oder seinen Kindern.

Absender: Willi Otto Neumann aus dem russischen Lager 7110 geschrieben.

Empfangsadresse ist immer: Normannenstr. 15 b / Hoppe in Berlin-Lichtenberg

Empfänger immer seine Frau oder Kinder.

Es ist schon bemerkenswert das er soviel in der Zeit schreiben durfte.

Infos zu den Lager 7110:

- KGF-Lager 7110 Korosten
- das KGF- Lager 7110 in Korosten (Ukraine)
- sowjet. Stadt 100 km westl. Kiew, Standort der Uprawlenije 7110, 1944 gegründet. Im Winter 44/45 starben infolge schlechter Lebensverhältnisse etwa 80% der Insassen von Korosten, ungefähr 3500 Mann. Insges. sind in Korosten mindestens 6000 Kriegsgefangene umgekommen, die auf einem als Gefangenen-Friedhof verwendeten Schuttplatz beerdigt wurden

In Teil II der DRK-Dokumentation "Zur Geschichte der Kriegsgefangenen im Osten" heißt es zu den Lagern in der Ukraine, ohne Donbass (S. 155 f):

"Nach den schweren Kämpfen um Charkow und den Dnjepr zwischen Melitopol und Kijew entstanden Ende 1943 in der heutigen Westukraine die ersten Kriegsgefangenenlager, die mit dem fortschreitenden Rückzug der deutschen Wehrmacht und dem hieraus resultierenden Zuwachs an Kriegsgefangenen von Seiten der Sowjetunion mehr und mehr zu Uprawlenijen ausgebaut wurden. Die galizischen Lager (anfangs vorwiegend Arbeitsbataillone der Roten Armee) um Lemberg und Kowel, die bessarabischen Lager (in der Moldawskaja SSR) um Kischinew waren analog jeweils das Ergebnis der in diesen Kampfräumen von den deutschen Truppen verlorenen Schlachten. 1944 trafen Kriegsgefangene aus den Kesselschlachten um Brody und Tscherkassy, aus dem Kampfraum Mitte, von der Krim und vor allem aus Rumänien ein. Nach der Kapitulation 1945 hatten die Kriegsgefangenen aus der CSR, aus Ostdeutschland, Ungarn, Österreich und Berlin / Mark Brandenburg die Lager aufzufüllen oder neu zu gründen.

Zeitweise bestanden 12 bis 15 Uprawlenijen mit 220 bis 240 Kriegsgefangenenlagern, 18 Kriegsgefangenenhospitälern und 25 Arbeitsbataillonen, die sich in und um folgende Standorte gruppierten:

Kijew 7062, 6415, 6441, 6446, 6451

Belaja Zerkowj 2686

Puchta-Wodiza 4035

Korosten 7110

Berditschew 2993

Nowograd-Wolhynskij 5953

Nikolajew 7126, 4564

Sumy 7154

Tschernigow 7177

Poltawa 7136

Kobeljaki 3780

Charkow 7149, 7415, 6464

Budy 1233

Kupjansk 5366, 5984

Winniza 7253

Schepetowka 7306

Beresan 7414

Barwenkowo 5993

Stry 7232, 5998

Gaisin 3641

Lemberg 7275, 1241, 6372, 6379, 6392, 6393, 6394

Sambor 2149

Kowel 2688, 6308, 6331, 6408, 6409, 6416, 6443, 6447-50

Kischinew 7198

Belzy 3376

Wysoki 5367

Odessa 7159, 3986, 6461, 6462

Brody 6395

Rowno 6411

Balakleja 6417

Die starken Kriegszerstörungen veranlaßten die Gewahrsamsmacht, in der Westukraine (einschließlich der heute angegliederten galizischen und bessarabischen Teile) 200.000 bis 250.000 Kriegsgefangene zu Aufräumungs- und Wiederaufbauarbeiten zu verwenden. Die zahlreichen Arbeitsbataillone hatten außerdem für die Sicherstellung des Nachschubs der Roten Armee durch Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau zu sorgen. Straßenbau (die Autobahnen Charkow-Kijew, Charkow-Stalino-Rostow, Kijew-Odessa) war auch nach der Kapitulation ein Schwerpunkt der Kriegsgefangenenarbeit. Hinzu kamen infolge des Holzreichtums der Westukraine Waldarbeiten, Arbeiten in Sägewerken und holzverarbeitenden Fabriken; ferner im Zusammenhang mit der bedeutenden ukrainischen Landwirtschaft der Einsatz auf Kolchosen. In den Städten waren die Ruinen zu beseitigen, Straßen und Häuser zu bauen (Ziegeleien, Zementfabriken, Steinbrüche, Sandgruben), Fabriken und Elektrizitätswerke aufzubauen und wieder in Gang zu setzen. Auch in Autoreparaturwerkstätten waren viele Kriegsgefangene zu finden.

Die klimatischen Verhältnisse werden von Heimkehrern als erträglich bezeichnet. Nur die Fliegenplage und der Wassermangel in den recht warmen, teilweise heißen Sommermonaten habe ihnen zeitweise zu schaffen gemacht.

Die Gesamtzahl der in diesen Uprawlenijen verstorbenen Kriegsgefangenen wird auf 60.000 bis 70.000 Mann geschätzt."

In den Heimkehreraussagen und Hinweisen zu einzelnen Lagern findet sich der folgende Hinweis (S. 163):

"Die Uprawlenije 7149 Charkow ging Ende 1943 aus dem Sammellager Charkow hervor, in dem damals 45.000 Kriegsgefangene zusammengezogen waren. Während die Sterblichkeit für 1943/44 mit ca. 500 Toten, für 1945/46 mit ca. 400 Toten und für 1946/47 mit ca. 15 Toten angegeben wird, traten in den Jahren 1947/49 nur noch vereinzelte Todesfälle auf (Hinweis)."

Dieser Text stammt aus der vom Deutschen Roten Kreuz herausgegebenen Dokumentation " Zur Geschichte der Kriegsgefangenen im Osten", Band 2, Seite 155 ff.

















































Ich nehme mal an das dies die letzte Karte gewesen ist, da er dort schon von Heimkehr schreibt.

Ich hoffe Euch hat das Thema gefallen.

Mein Dank geht auch an Pilatus ohne dem dieser Beitrag nicht möglich wäre.
 
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