Thema: Marconigramme
DL8AAM Am: 22.10.2015 21:39:10 Gelesen: 10620# 11@  
@ 22028 [#9]

Dann will ich mal versuchen meinem Namen Ehre zu machen.

... und ich als Marconista auch ;-)

In den (aller) ersten Anfangsjahren des Funkes gab es noch keine (Funk-) Fernmelderegulierung, aber in den 30er Jahren (aus dem Dein Beleg stammt), hatte im Deutschen Reich bereits schon lange der Staat auch das (Funk-) Fernmeldemonopol an sich gerissen und meines Wissens hatte die Marconi Company in Deutschland nie eine Lizenz für eine private Funkstation. So etwas Privates war im Deutschen Reich sowieso sehr sehr ungern gesehen. Deshalb konnte sie in Berlin auch keine Funkstation betreiben.

Neben den PtP ("Point-to-Point")-Funkstrecken (feste, landbasierte Funkstellen unter sich) war die Marconi Company mehr im Bereich des Seefunkwesens aktiv (das war seit Beginn traditionell wohl auch eher ihr Hauptgeschäftszweig). Hier war es dann eben so, dass Nachrichten, die von ihren Seefunkstellen stammten, von der eigenen Küstenfunkstelle aufgenommen und von dort aus dann an den Empfänger weitergeleitet wurden (per Post, denkbar wären auch per "postalisches Telegramm" etc.), möglich wäre aber auch, dass die Meldung von anderen Marconi-Schiffen (die einen günstigeren Standort "zur nächsten passenden Post"/Empfänger hatten) aufgenommen wurden, an Bord eingetütet und dann (an Land) weitergeleitet bzw. der nächsten Post übergeben wurden (oder ein Mix aus beiden). Letzteres wäre eine Art von Marconi-Gegenstück zu den Ozeanbriefen (u.a. der deutschen DEBEG). Wie/ob das bei den Marconis 1930 in Deinem Fall war (ggf. verschiedene Umschlagfarben für verschiendene Verfahren? etc.), kann ich - mangels Belege/Literatur und Vergleichmaterial - nicht sagen. Mit dem philatelistischen Teil der Marconigeschichte habe ich mich noch nicht beschäftigt.

Übrigens in den frühen Jahren des Seefunks, war es Schiffen, die mit Marconi-Geräten ausgestattet waren, sogar streng untersagt mit anderen Schiffen/Stationen, die Nicht-Marconi-Funkanlagen hatten, zu funken. Die Marconi-Company hat, als "Erfinder" des Funk, versucht ihr (Semi-) Monopol aufrecht zu halten (Marconi sollte für Funk stehen; im Italienischen heisst Funker deshalb bis heute noch Marconista). Man betrachtete die "Funkwellen" sozusagen als sein Eigentum. Vielleicht bzw. sogar deshalb nannten die ihre "Funknachrichten" auch Marconigramme. Das sollte wohl ein "Tempo-Taschentuch"-Wort (oder Tesastreifen, Uhu etc.) werden.

Gruß
Thomas
 
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