Postgeschichtlicher Hintergrund
Am 11. November 1918 wurde im Wald von Compiegne um 5 Uhr morgens in einem Eisenbahnwagen der Waffenstillstand geschlossen, der den ersten Weltkrieg beendete.
Die Unterhändler dieses Waffenstillstands-Abkommen waren der französiche Marschall Ferdinand Foch und der Staatssekretär Matthias Erzberger von der Zentrums-Partei.
Die Räumung Elsass-Lothringens hatte demnach sofort zu erfolgen. Somit ist der 10. November 1918 als der letzte Tag der Posthoheit des Deutschen Reichs über die ca. 750 Postanstalten in E-L. anzusehen. Ab 11. November 1918 waren diese Postanstalten de facto französisch, mit allen darin befindlichen Utensilien wie Stempel, Klebezettel, Formulare, Maschinen usw.
Die „vorgefundenen“ bzw. übernommenen Reichspost-Stempel (Hauptgruppen II-VI nach Michel Stempel-Handbücher I-III und Hauptgruppe VII, „Datumbrücken-Stempel“) wurden unterschiedlich lange (manche nur wenige Tage, andere noch bis Dezember 1920) weiterverwendet.
Da das Zeugamt in Berlin an die jetzt französischen Postämter natürlich u.a. auch keine neuen Stempel-Jahreszahlen für 1919 lieferte, kommen diese weiterverwendeten Reichspoststempel 1919/20 in folgenden interessanten Übergangsformen vor: Type 1: aptierte Jahreszahl (Typ „WINGERSHEIM“), entstanden durch abfeilen des rechten oder linken Bogens des unteren Bauchs der 8 von 18
Type 2: weglassen der Jahreszahl (Typ „JUNGHOLZ“)
Type 3: Weiterverwendung der Jahreszahl 18 in 1919
Type 4: Aushilfsjahrezahlen 19 bzw. 20
Es gibt noch weitere Aptierungen, so wurden bsw. die Tageszeiten in den deutschen Stempel (V+N für Vor- bzw. Nachmittag) der französischen Schreibweise angepasst.
Gruss Peter