Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 13.11.2015 10:05:08 Gelesen: 334680# 16@  
Liebe Freunde,

im Gegensatz zu einigen Postverwaltungen, bei denen Briefe häufig mit Gewichts - Notationen versehen wurden, bzw. zu Postverträgen, in denen die Notation des Gewichts der jeweiligen Briefe gar vorgeschrieben war, ließ Bayern sich hinsichtlich der Gewichtsnotationen der gewöhnlichen Inlandsbriefe nicht in den Verordnungen aus, es wurde also gar nicht erst thematisiert.

Die belegt auch die Praxis, kennen wir doch Hunderte von Briefen der 2., 3. 4. und noch höherer Gewichtsstufen, die samt und sonders ohne Gewichts - Notationen erhalten blieben.

Selbst bei Briefen mit Postsonderleistungen, als Chargé, Expreß, poste restante usw. sind Angaben über das jeweils ermittelte Gewicht nicht auf den Briefen zu finden - nur die Frankatur, wenn es eine gab, bzw. das angeschriebene Porto geben heute noch Aufschluss über die ermittelten Gewichtsstufen, mehr nicht.

Heute zeige ich 2 von etwa einer Handvoll innerbayerischen, gewöhnlichen Briefen, bei denen dies anders war.



Der 1. datiert vom 3.2.1855 und ist mit einer Nr. 2 Platte II b frankiert, der von Füssen aus nach Osterberg, Post Pleß gerichtet war. Der optisch große Brief war aber nur mit 3 Kr. frankiert, was dokumentiert, dass er in der 1. Gewichtsstufe gelegen haben muss und die ging bis 1 Loth inklusive, wobei das Loth damals bis 15.625g reichte.

Er wurde oben links mit " 9/10 l " = 9/10 Loth gewogen, lag also knapp darunter.



Der 2. Brief datiert vom 20.1.1864 und ging von Ludwigshafen am Rhein nach Speyer, wofür auch im 1. Gewicht als Sonderfranko innerhalb der Pfalz nur 3 Kr. zu frankieren waren.

Allerdings wurden in Bayern ab dem 1.4.1862 die Gewichte herauf gesetzt, so dass nun das immer inklusiv zu rechnende Loth 16,66g betrug. Hier vermerkte die Aufgabepost " 1 fach ", wobei es theoretisch auch 15 fache Gewichte bei der Briefpost geben konnte.

Im Inhalt wurden Einlagen erwähnt, so dass der Brief sicher mehr, als die 5g von heute gewogen hatte.

Es scheint also so zu sein, dass Postler diejenigen Briefe, die ganz knapp gerade noch so einfach waren, in seltenen Ausnahmefällen gewogen und das Wiegeergebnis auf den Brief oben links notiert hatten. Derlei Gewichtsangaben sind und waren m. E. extrem selten und nicht - wie etwa bei der Fahrpost - Vorschrift.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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