Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia Ausgabe 1854 ff (Strubel)
SH-Sammler Am: 13.11.2015 12:54:33 Gelesen: 140915# 62@  
@ 10Parale [#61]

Hallo und guten Tag,

es gibt noch viel mehr Leute, denen die Haare wegen den "Strubelis" zu Berge stehen. Es ist wirklich ein schwieriges Thema.

Seit 2006 gibt es jedoch ein umfassendes Fachbuch von Urs Hermann; ein Wälzer mit 55mm Dicke, 624 Seiten. Darin wird akribisch dargestellt, wie die Druckabfolge, und damit die Bestimmung der Strubelis, erfolgte.

Vor der Ausgabe dieses Buches konnten sich weder die Prüfer noch die Händler zu gewissen Druckperioden einigen. Da gab es Atteste von ein und derselben Briefmarke mit unterschiedlichen Katalogisierungen. Ein Bericht in der Schweizer Briefmarkenzeitung jener Zeit zeigte für eine 15 Rappen Strubel-Marke bis zu 3 unterschiedliche Typen auf.

Entsprechend ist es auch heute noch nicht einfach, die Strubelis zu bestimmen.

Nun zur gezeigten Marke mit Stempel Payerne:

Gemäss der Verwendungszeit (1860) ist die Marke höchstwahrscheinlich ein Berner Druck, auf Papier der Papierfabrik Sihl, Zürich. Die Marke müsste einen grünen Seidenfaden aufweisen (Brief gegen eine starke Lichtquelle halten und schauen, ob der Seidenfaden durchscheint). Die alte Bezeichnung im "Zumstein-Katalog" ist 23G, die neue Bezeichnung 23B4.

Theoretisch könnte die Marke aber auch einer früheren Druckperiode zugeordnet werden. Es müsste dann ein roter oder hellroter Seidenfaden sichtbar sein. Das wäre dann aus der Druckperiode 1856 / 57 und hätte die Bezeichnung 23C resp. 23B3.

Noch komplizierter wird es, wenn der Druck auf sehr dünnem "Seidenpapier" erfolgte. Papierdicke 0.04mm, quasi Ausschusspapier aus der Papierfabrik Pasing aus München, Markendruck aber in Bern. Dieses Papier wurde aufgebraucht, weil die Papierfabrik Sihl in Zürich nicht genug Papier liefern konnte. Falls die Marke wirklich auf Seidenpapier gedruckt ist, würde ich unbedingt ein Attest machen lassen. Es wäre ein sehr seltenes und damit hoch bewertetes Exemplar...
Noch weiter zurückgehen und Druckmerkmale einer früheren Druckperiode suchen bringt meines Erachtens nichts. Die Chancen auf eine noch frühere Ausgabe sind bei Briefen der 1860-er Jahre klein.

Ich hoffe, ein klein bisschen Licht in die Materie gebracht zu haben und grüsse

SH-Sammler
 
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