Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
muemmel Am: 10.12.2015 22:33:30 Gelesen: 3744558# 4757@  
@ inflamicha [#4756]

Guten Abend Michael,

schön, dass Du die Versandart "Geschäftspapiere" ansprichst, zu der ich auch seit einigen Tagen ein paar Gedanken bewege.

Als Geschäftspapiere gegen ermäßigte Gebühr wurden zugelassen: alle ganz oder teilweise geschriebenen oder gezeichneten Schriftstücke und Urkunden, die nicht die Eigenschaft einer eigentlichen und persönlichen Mitteilung hatten, zum Beispiel Prozessakten, öffentliche Urkunden, Frachtbriefe, Rechnungen, Quittungen, Abschriften von Verträgen, geschriebene Notenblätter usw. Sie unterliegen nach Form und äußeren Beschaffenheit denselben Bestimmungen wie die Drucksachen. Die Aufschrift muss die Bezeichnung „Geschäftspapiere“ enthalten. Der Allgemeine Postvereinsvertrag von Bern führte Geschäftspapiere zum 12. Juli 1875 (papiers d́affaires) im Auslandsverkehr ein. 25 Jahre später zum 1. März 1900 in Deutschland im Inland, zur Gebühr wie für Drucksachen. Zum 1. März 1963 wurden Geschäftpapiere im Inlandsdienst aufgehoben.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gesch%C3%A4ftspapier )

Diese Versandart bot also die Möglichkeit, derartige Dinge zu erheblich günstigeren Tarifen als in Briefen zu versenden.

Sehr zum Leidwesen von Belegesammlern wanderten die Umschläge solcher Sendungen meist umgehend im Papierkorb, so dass man froh sein muss, wenn unsere Altvorderen diese aufgehoben hatten. Mit anderen Worten: Derartige Belege darf man durchaus als kleine Raritäten bezeichnen. In meiner Sammlung von ca. 950 Belegen befanden sich z.B. bis Mitte November ganze sechs "Geschäftspapiere" und eine weiterer Beleg mit Zusatzleistung "Nachnahme".

Ende November war es mir dann vergönnt, einen weiteren solchen Beleg der Sammlung zuführen zu dürfen.



Wie es der Zufall fügt, wurde auch hier – wie bei Michaels Beleg – der Umschlag doppelt verwendet. Die Erstverwendung ist eine Drucksache bis 25g vom 19.10.23 (Letzttag der Portoperiode 20) von der Firma AMBI Maschinenbau A.G. aus Berlin nach Altenburg, portorichtig frankiert mit einem Postfreistempel zu 1 Million Mark. Nach Erhalt beim Empfänger wurde der Umschlag gewendet und zur Versendung von Geschäftspapieren bis 250g genutzt. Gelaufen von Altenburg nach Gera und portorichtig mit 10 Millionen Mark am 20.10.23 (Ersttag der Portoperiode 21) frankiert.

Schönen spätabendlichen Gruß
Mümmel
 
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