Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Peter Feuser Am: 06.02.2016 10:48:32 Gelesen: 170749# 86@  
@ Richard

Der BDPh als Interessensvertretung der Sammler hat in der Folienaffäre zu keinem Zeitpunkt im Sinne seiner Mitglieder angemessen reagiert. Das Versagen des BDPh und auch der Stiftung wird als größte Schande in die Geschichte beider Institutionen eingehen. Wir haben es immerhin mit der mit Abstand größten vermeidbaren Katastrophe der gesamten Philateliegeschichte zu tun. Schonfalz- oder Weich-PVC-Affären sind absolute Peanuts dagegen. Die Bleisulfidschäden durch Hart-PVC-Folien dürften in vieltausendfacher Größenordnung liegen.

Auf meine persönliche und emotionale Eingabe an Präsident Hartig erhielt ich 2002 noch nicht einmal eine Antwort. Damals gab es noch eine große Menge Geldes durch Mitgliederbeiträge und Stiftungszuschüsse. Der BDPh wusste gar nicht, wohin mit dem ganzen Geld! Auf dem Höhepunkt der Diskussion 2007/2008 nach Erscheinen meines Flyers überließ der Vorstand die Behandlung des Themas "philatelie"-Redakteur Wolfgang Maaßen. In den 15 Jahren seit 2000 gab es nur eine einzige, dillettantisch abgefasste Erklärung des BDPh-Vorstands zur Problematik von Präsident Hartig. Die Appelle von BDB, BPP und APHV im Jahre 2008 waren ganz erheblich detaillierter, fachkundiger und drastischer. BDB und BPP haben meine Bemühungen im Gegensatz zum BDPh-Vorstand nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützt. Hat der BDPh in der Folienaffäre in den 15 Jahren auch nur einen einzigen Cent investiert, um seine Mitglieder vor weiterem Schaden zu bewahren? Vom LV Südwest kam immerhin eine kleine Spende als Zuschuss zu meinen Gerichtsverfahren.

Es kann mittlerweile keinerlei Zweifel mehr daran bestehen, dass der Vertrieb von Hart-PVC-Folien für philatelistische Zwecke vollständig unterbunden werden muss. Mittlerweile ist klar, dass auch eine enorme Anzahl semimoderner und sogar moderner Marken bis 1960 in den Hart-PVC-Folien Bleisulfidschäden erleiden (Ursache im juristischen Sinne ist nicht geklärt). Man schaue sich einmal nur die Unzahl an schweizerischen oder schwedischen Marken aus den 1920/1930er-Jahren an, die sich unter Hart-PVC verfärben. Es ist nicht die Pflicht von BPP oder BDB, die sicherlich jegliche Initiative zur Verhinderung weiterer Bleisulfidschäden im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch finanziell unterstützen würden, sondern vom BDPh als "Verbraucherschutz-Organisation" oder vom APHV (die mutmaßlichen Verursacher der Probleme sind Mitglied im Verband und haben teilweise sogar den "Ehrenkodex" des APHV unterzeichnet!)) hier nun umgehend aktiv zu werden.

Den letzten Versuch anlässlich der Auktionatorentagung 2014, alle Verbände inclusive des APHV in der Sache aktiv werden zu lassen, hat der neue BDPh-Vorstand erneut blockiert. Die finanziellen Aufwendungen für den BDPh, wenn er denn endlich in der Folienaffäre tätig werden würde, werden weit überschätzt. Die Annahme des Antrages von Jürgen Herbst in Gotha hätte den BDPh überhaupt nichts gekostet, allenfalls eventuell daraufhin zu veranlassende Aktivitäten. Äußerst unwahrscheinliche juristische Auseinandersetzungen mit den hauptbetroffenen Albenherstellern sind für den BDPh nach Lage der Dinge erfolgversprechend, d.h., die Kosten für derartige Auseinandersetzungen bleiben dann doch wohl bei den Verursachern des ganzen Elends hängen. Auch die im Raume stehenden Kosten für Langzeitgutachten usw. sind sicherlich weit überhöht. Die Ursache der Bleisulfidschäden durch die Hart-PVC-Folien kann durch einfache Bleiacetattests nachgewiesen werden. Die von den Albenherstellern durch eigene "Gutachten" bestrittene Migration der Schwefelanteile aus den Folien ist Tatsache! Kein Mensch scheint sich auch an der unlauteren Werbung der Zubehörhersteller zu stören, dass die Hart-PVC-Folien "absolut weichmacher- und säürefrei" sind. Hart-PVC-Folien können ohne Weichmacher nicht hergestellt werden! Sie enthalten ca. 1,5 % Ölsäure-Ester als Weichmacher.
 
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