Thema: Motiv: Studentika
Cantus Am: 11.02.2016 01:55:54 Gelesen: 7190# 1@  
Nach langjähriger Suche ist es mir vor kurzem gelungen, bei Stade-Auktionen eine farbige Ansichtskarte zu erwerben, die auf der Bildseite das damalige Wappen des "A.V. Schlägel & Eisen" aus Berlin zeigt. Nachdem (laut Wappen) die Verbindung am 10.12.1878 gegründet worden war, war die nachstehende Karte so um 1900 herum hergestellt worden, vermutlich, um als Corpsstudent mit passender Karte Grüße versenden zu können.

Der Verein, der sich später "A.V. Schlägel & Eisen Agricola Berlin e.V." nannte, gehörte zu zwei weiteren Verbindungen, die ihre Standorte in Aachen und Clausthal-Zellerfeld hatten. Der Berliner Zweig der Verbindung wurde 1971 aufgegeben, die beiden anderen Teile existieren heute unter leicht geänderten Namen immer noch. Anfangs und bis in die späten 1960er Jahre hinein gehörten der Verbindung ausschließlich Personen an, deren Berufe der Montanindustrie ganz allgemein und insbesondere dem deutschen Bergbau gewidmet waren. Bedingt durch die vielen Zechen- und Steinbruchschließungen wurde auch das Berufsbild der jungen Vereinsmitglieder einem steten Wandel unterworfen, sodass heute von den Studenten vielfach andere Ingenieursberufe, insbesondere im Maschinenbau und der Elektrotechnik erlernt werden.

Jede Verbindung in Deutschland und so auch der A.V. Schlägel & Eisen besitzen ein eigenes und unverkennbares Vereinskürzel, das u.a. hier in der Mitte des Wappens abgebildet ist. Für die, die sich mit dieser Materie nicht auskennen, will ich das hier gezeigte Kürzel kurz erläutern. Zu sehen sind die drei Buchstaben F+C+V; sie bedeuten (auf Latein) "Fidelitas cum veritas", auf deutsch = Fröhlichkeit und Wahrheit. Hinter dem Kürzel ist hier noch ein Ausrufezeichen zu sehen. Dieses bedeutet, dass die Mitglieder der Verbindung sich regelmäßig auf dem Fechtboden treffen, man spricht dabei dann von einer "Schlagenden Verbindung".

Der A.V. Schlägel & Eisen hat sich in den 1950er Jahren an allen Standorten von dieser Tradition getrennt, sodass das heutige Verbindungskürzel nicht mehr mit einem Ausrufezeichen endet. Für die Traditionalisten ist es aber dennoch sehr interessant, sich mit solch alten Vereinsdokumenten zu beschäftigen.



Informationen zum heutigen Verein findet man hier: http://www.agricola.de/index.php

Ich würde mich freuen, wenn von anderen Forenmitgliedern nicht nur irgendwelche anderen Postkarten gezeigt, sondern auch die zugehörigen Verbindungen oder Vereine mit ein paar Sätzen vorgestellt werden.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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