Thema: (?) (52/53) Wann ist eine Marke "Postfrisch"?
drmoeller_neuss Am: 01.03.2016 08:13:24 Gelesen: 35050# 20@  
@ Philaglück [#19]

Einmal überspitzt gesagt: Ich stecke meine Marken mit der Vorderseite sichtbar ins Album. Dann ist mir egal, was auf der Rückseite ist. Die Ästhetik meiner Sammlung leidet nicht darunter, wenn auf der Rückseite eine Haftstelle ist. Ganz anders ist das bei schlechten Stempeln. Die kommen nicht in meine Sammlung.
Eine Kaffeekanne mit abgebrochenen Ausguss kommt mir nicht in die Vitrine. Wenn aber von der Unterseite des Deckels etwas abgesplittert ist, wäre das mir "Pott wie Deckel". Ein Modellauto kann auch "bespielt" sein, solange es noch vollständig ist, d.h. die wesentlichen Teile vorhanden sind.

Natürlich ist alles eine Frage des Preises. Was ist gegen saubere "postfrische" Marken mit Falz einzuwenden? Oder soll ich alles lieber abwaschen, und mir die Marke nachgummieren lassen, weil es "besser" aussieht? Philaglück wird es auch beobachtet haben, dass Marken mit Nachgummi einen höheren Preis als Marken mit Originalgummi und Falz erzielen.

Und zum BPP-Attest: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Es wird eindeutig von einer Haftstelle gesprochen. Der Rest der Marke ist postfrisch, d.h. nicht behandelt, keine Fingerabdrücke, kein Pilzbefall. Sprachpuristen finden natürlich hier einen Widerspruch.

Im Sonntagsblättchen werden immer wieder "fabrikneue Waschmaschinen mit kleinen Lackschäden angeboten". Was für ein Unsinn! Wenn eine Waschmaschine vom Band läuft, ist der Lack glatt wie ein Kinderpopo und ohne Lackschäden (nur in Modegeschäften werden gegen einen kleinen Aufpreis kaputte Jeans verkauft, weil das "in" ist). Aber jeder halbwegs gebildetete Bürger weiss, was er zu verstehen hat. Es ist eine neue Waschmaschine, in der sich noch keine Wäsche gedreht hat. Beim Transport ist ein Kratzer dazu gekommen.

Wenn Du Dich über "Geiz-ist-Geil" aufregst, warum fängst Du nicht bei Dir selbst an? Du musst Dich selbst fragen, warum Du bei den PPA-Auktionen nicht überboten wurdest. Haben die anderen philaseiten-Leser die Rosinen schlicht und einfach übersehen, oder das Angebot und den Anbieter einfach nur richtig eingeschätzt, und das Bieten besser sein lassen?

Als Händler kannst Du doch beim Grosshandel oder auf Auktionen einkaufen oder Lageralben zu einem fairen marktüblichen Preis erstehen. Warum gehst Du das Risiko ein und verplemperst Dein Zeit, und kaufst bei Privatleuten, mit unscharfen Photos und natürlich "ohne Rückgabe und Garantie"?

Ich gönne auch dem Handel das ein oder andere "Schnäppchen". Schliesslich muss der Handel vom Verkauf von Briefmarken leben. Dann sollte man aber auch nicht jammern, wenn einmal eine taube Nuss dabei war.
 
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