Thema: Die Zukunft des BDPh und der Philatelie in Deutschland
stephan.juergens Am: 02.04.2016 09:40:06 Gelesen: 31209# 19@  
@ Hobbyphilatelist

Das wollen wohl eine Handvoll Personen. Aber was bringt es, wenn der BDPh zerstört wird? Ist ein solcher Wunsch noch normal?

Ja solch ein Wunsch ist normal.

Weil es keinen anderen Weg gibt, dass es in zwanzig/dreissig Jahren noch einen funktionierenden Bundesverband der Philatelisten gibt.

Der jetzige Verband ist m.E. strukturell bedingt nicht reformfähig. Eine Satzung, in der letztlich 5-6 Leute darüber abstimmen,wie die Verbandspolitik aussieht (und mehr Leute sind es nicht, welche auf den Bundestagen die Beschlüsse treffen - die anderen Landesverbände und die Einzelmitglieder werden zwar brav mit ausgezählt, aber auf die Entscheidung haben sie keinen Einfluss.)

Das wichtigste wäre m.E. ein Deligierten-System oder eine Beschränkung, dass eine Natürliche Person nicht mehr als sagen wie 200 oder 300 Stimmen vertreten darf. Klar heißt dass, dass dann mitgliederstarke Landesverbände mit vielen Personen anreisen müssen - aber dass kann nur gut sein - mehr Leute, die sich die parallele Ausstellung antun, die die Händlerstände beglücken, die Nachts ein Bier und ein Bett brauchen. Klar, das kostet alles - aber Demokratie und Verbandsarbeit kosten halt. Und wer sagt denn, dass der Verband die Reisekosten/Hotelkosten übernehmen muss - es muss einzig sichergestellt werden, dass die Zuschüsse für alle Teilnehmer gleich sind.

Kurz: Den BDPh JETZT töten, wo es noch eine signifikante Anzahl von Philatelisten gibt, die von Sinn und Wert einer bundesweiten Organisation überzeugt sind, ist sinnvoller als noch fünf bis zehn Jahre zuzuwarten. Jetzt ist die Chance noch da, dass aus der Asche was funktionierendes Neues entsteht. In zehn Jahren werden sich die verbleibenden Philatelisten in der Virtuellen Welt so weit vernetzt haben, dass viele den Sinn einer Vereinigung in der Realen Welt nicht mehr verstehen werden - schau Dir doch nur die Kommentare hier im Forum an. Hier tummeln sich doch schon viele, die ernsthafte Philatelisten sind, aber einer Vereins- oder Arge-Mitgliedschaft sehr kritisch gegenüberstehen, weil sie keinen Sinn einer Organisierung sehen. Klar - die sind es gewohnt, dass sie in den Foren ihre Infos umsonst (oder ist kostenlos das richtige Wort ?) bekommen.

Wolfgang Maassen schrieb in seiner jüngsten Phila Historica sinngemäß: "Die wichtigsten Verfechter des Digitalen Publizierens sind diejenigen, die selbst am wenigsten lesen". Dies mag so stimmen - aber mit einer Digitalen Publikation erreiche ich ohne großen Kostenaufwand innerhalb von 3-4 Monaten 500 Philatelisten als Neu-Abonementen für das Middle East Forum (Zahl ebenfalls aus der PhilaHistorica). Wenn eine Arge auf einem großen Event wie Sindelfingen oder Essen ein neues Mitglied gewinnt, wird gefeiert, bei zweien fliegen die Champagnerkorken. Sorry, der Weg ins 21. Jahrhundert ist nicht mehr aufzuhalten - die Strukturen und Techniken aus dem 19. Jahrhundert funktionieren nicht mehr (gut genug).

Ich hab jetzt nicht gesagt, dass ich den Wegfall von gedruckten Zeitschriften möchte oder gut finde - aber dies ist die unaufhaltsame Entwicklung. Klar, es ist sicherlich noch nie so preiswert möglich gewesen wie heute, eine 40-50 seitige Zeitschrift mit ansprechendem Äußeren in einer Auflage von 50-60 Exemplaren herzustellen - wenn ich mit einer Email an den Freundeskreis aber deutlich mehr Reaktionen erhalte als auf ein gedrucktes Rundschreiben einer Arge - fragt man sich aber doch, ob sich der Aufwand lohnt.

[Beitrag redaktionell verschoben aus dem Thema "Stiftung Philatelie: Peter Feusers Fragen an die Stiftungsaufsicht"]
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3629
https://www.philaseiten.de/beitrag/124831