Thema: Die Zukunft des BDPh und der Philatelie in Deutschland
olli0816 Am: 06.04.2016 12:25:07 Gelesen: 30095# 32@  
@ uli [#30]

Dank der geringen Resonanz bin ich froh, auch mal eine Zustimmung zu bekommen. Genau richtig beschrieben und das Problem erkannt. Für mich ein wesentlicher Punkt, um zukünftig mehr Menschen für Briefmarken zu interessieren. Ob etwas in dieser Richtung gemacht wird, wage ich aber zu bezweifeln.

@ Cantus [#31]

Nein, das ist nicht mein wesentlicher Absatz, obwohl ich den Weg logischer finde.

Nehmen wir mal die Abstimmung in diesem Forum für Mitglieder oder Auktionshäuser, die besonders beliebt sind. Ist das jetzt wirklich was wesentliches, über das man abstimmen müßte? Wenn sich ein Mitglied für eines meiner Gebiete interessiert, sich auskennt und das hier zeigt, werde ich das natürlich wahrnehmen. Wenn es aber ein Gebiet ist, wo nicht meine Interessen liegen, wird es schwierig, da ich ihn nicht wahrnehme. Das ist der Grund, warum ich z.B. nie an der Abstimmung teilnehme. Gleiches für die Auktionshäuser: Ich habe ein paar im Ausland, die ich gut finde, aber hier nicht vorkommen. Da ich z.B. Griechenland die alten Hermesköpfe sammle, ist Karamitsos natürlich eine erste Anlaufstelle. Gutes Auktionshaus, aber für bestimmt 99% nicht relevant, weil nicht ihr Sammelgebiet. Von den aufgelisteten in der Beliebtheitstabelle habe ich bestimmt schon bei zehn Häusern irgendetwas gekauft. Letztendlich bin ich mit den meisten zufrieden gewesen. Das wichtigste für mich ist, ob was angeboten wird, was ich brauche. der Service ist dann bei dem jeweiligen Auktionshaus meistens ähnlich gut, zumindest mein Eindruck.

Was die Wahlbeteiligung betrifft: Ist das heute anders? Die einzelnen Ortsverein oder Argenmitglieder in der Mehrheit sind die BdPh Versammlungen insgesamt nicht wichtig genug, dass sie irgendwohin fahren und einzeln abstimmen. Die Themen sind z.T. auch zu weit weg und man ist halt durch die Zwangsmitgliedschaft dabei. Wobei hier eine Tendenz besteht, das Ortsvereine ganz gerne austreten, da der Mehrwert nicht gesehen wird. Alles recht individuell. Wenn dann wie z.B. bei der Folienproblematik einer einen Antrag stellt und dann die Landesverbände, die sicher nicht jedes einzelne Mitglied nach ihrer Meinung gefragt haben, mit x Sammelstimmen so etwas entscheiden können, ist das auch nicht wirklich Demokratie. Es ist natürlich utopisch, jeden einzeln allein in des Masse zu befragen. Und seien wir ehrlich: Vielen gehts am Popo vorbei, weil das nicht Bestandteil ihres Lebens ist.

Ein Satz fällt mir besonders auf:

Da gibt es einfach zu wenige, die bereit sind, mindestens auf dem Wege ihre Meinung kundzutun, geschweige denn, ohne persönlichen Vorteil private Freizeit zu opfern oder sich offen und frei im Netz zu positionieren -> ist jetzt ein Teilsatz.

Ja, warum sollten sie es ohne persönlichen Vorteil tun? Der Mensch ist nicht uneigennützig. Warum schreibt hier jemand viele Kommentare zu Themen? Um als persönlichen Vorteil Spaß an der Sache zu haben, einige mögen die Anerkennung und andere neue Kontakte. Das ist eine Win-Win-Situation. Und warum soll man Mitglieder nicht motivieren? Ich habe in meinem Job auch einen "Club" von Resellern, die ich ständig motiviere, weil die nicht uneigennützig handeln. Bin ich ja auch nicht, nicht mal mit diesem Kommentar (ich möchte zum Nachdenken animieren). Ich finde das bei einer Freizeitbeschäftigung auch ein bisschen viel verlangt, das jemand ständig uneigennützig zu sein hat.

Was die virtuellen Wahlen betrifft, muß man nichts programmieren. So was gibts als Dienstleistung. Ich habe mal einen Dienstleister herausgesucht (bin weder verwandt, verschwägert, noch habe ich Kontakt zu dem Anbieter): https://www.polyas.de/faq. Es gibt noch einiges anderes.

Viele Sachen sind heutzutage schon über Plattformen realisiert und wahrlich kein Hexenwerk. Günstiger und zeitlich flexibler ist es für Einzelthemen allemal. Und jeden, den es interessiert, kann daran teilnehmen. Er bekommt ein Mail mit Zugangsdaten und loggt sich ein und sagt ja oder nein oder Vorschalg 1,2,3,x.

Dann die Beitragserhöhungen:

Die müssen eben verargumentiert werden, warum das der Fall ist. Wofür wird das Geld verwendet, warum möchte man dies & das finanzieren. Man kann unterschiedliche Arten der Mitgliedschaften machen. Der BdPh ist dann immer noch der Dachverband für alle Organisationen und unterstützt die viele Dinge, was Ortsvereine & Landesverbände so planen. Nur muß er dann präsenter sein und seinen Sinn darstellen. Da muß er aber auch mit seinen Mitgliedern mehr zusammen arbeiten und sich evtl. Themen annehmen, wo er momentan nicht oder nicht genug tätig ist.

Ich bin mir sicher, dass es nicht nur den armen Rentner mit micktiger Rente als Sammler gibt, der sich schwer tut, diesen Jahresbeitrag zu bezahlen. Und der muß ihn noch als Zwangsbeitrag bezahlen, weil sein Lieblingsverein im BdPh ist. Den sieht man aber sicher nicht auf einer Briefmarkenschau in Monaco und der bekommt als Gegenleistung die Zeitschrift zugesendet, damit er sieht, dass er im BdPh ist. Die Frage ist: Hat das für einen armen Rentner wirklich Priorität? Andererseits zeigen die Umsätze der Auktionshäuser, die in den letzten jahren so nebenbei ihre Gebühren stark erhöht haben, dass es viele Menschen gibt, die wirklich Geld ausgeben. Das heißt: hochpreisige Philatelie ist durchaus ein Thema. Und die könnten mit einem Sponsoring, wo sie bei einem Thema auch aktiv sich einbringen können, den Verband massiv unterstützen, wenn sie darin einen Sinn sehen. Beitragserhöhungen sind sicher nichts populäres, aber komischerweise sehen die Leute es ein, wenn dafür etwas gemacht wird, dass das Thema weiterbringt. Und hier haben wir das Problem: Viele sind mit der Arbeit des BdPh nicht einverstanden oder sehen es als negativ an (Offenlegung der Verträge der Philatelie-Zeitung, Transparenz, Folienproblematik, Kartonphilatelie BdPh, abrupte komplette Einstellung der Unterstützung der Bibliotheken, Kommunikation was weiß ich). Andererseits fehlt die Fortentwicklung, die ich bereits weiter oben geschrieben habe. Einer hatte geschrieben, das 97% der Sammler nicht im BdPh wären. Das ist ganz schön viel, finde ich und zeugt nicht von erfolgreicher Arbeit.

Du hast Recht damit, dass man keinen Dachverband zum sammeln benötigt. Brauche ich auch nicht. Aber ein Dachverband macht nur Sinn, wenn es eine große Basis gibt, die ihn als sinnvoll erachtet und wo durch Unterstützung, sei es finanziell, sei es bei Mitwirkung bei Projekten diesen stark macht. Es fehlt irgendwie eine positive Entwicklung/Vision und es wird zu sehr auf dem beharrt, was man die letzten 50 Jahre gemacht hat. Man schafft sich damit ab. Und damit kann man die Parallele ziehen zu den Telefonkarten, die heute keine Sammler mehr hat.

Wir sind davon nicht mehr ganz so weit weg. Ich war z.B. letztes Jahr in Lissabon am Sonntag in der alten Markthalle. War reiner Zufall dass es dort eine Briefmarken- und Münzenmesse gab. Das Verhältnis war 10 % Briefmarken mit wenig interessantem, 80 % Münzen und 10 % Rest. Das heutige System geht genau in diese Richtung und funktioniert immer schlechter. Die Leute werden nicht erreicht, weil bestehende moderne - und für ander Sparten heute schon selbstverständliche - Technologien nicht genutzt werden, um zu zeigen, das Briefmarken gerade wegen der schnellen Änderungen in unsere Gesellschaft eine gute Ablenkung und Entspannung sein kann. Bei den Chinesen gibt es Online-Börsen, die klassischen Auktionen werden immer unwichtiger genau wie Ladengeschäfte und die Marken werden ähnlich wie in der Börsen gehandelt. Das ist dort sehr populär, obwohl Chinesen viel lieber zocken als wir. Der chinesische Briefmarkenmarkt ist größer als wir hier in Deutschland. Man kann die Technik entweder nutzen oder man ist in 20 Jahren weg. So einfach ist das.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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