Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
10Parale Am: 28.04.2016 22:22:46 Gelesen: 123476# 98@  
In Beitrag [#9] Forumthema "Belege Grossbritannien nach Deutschland" zeigt Fips002 einen roten Grenzübergangsstempel "AUS ENGLAND PER AACHEN FRANCO".

Einen ebenbürtigen Stempel aus dem Jahr 1856 weist dieser vollständig erhaltene Faltbrief aus, der am 15. Juli 1856 in Manchester aufgegeben wurde und dort mit einem ebenfalls roten Stempel sehr schön abgeschlagen wurde.

Der Grenzübergangsstempel wurde am 17.07.1856 dokumentiert.

Der Absender vermerkte ganz oben "via Ostende Vienna". Ostende = Belgien - Vienna = Wien/Österreich

Paid (links unten) machte klar, dass das Porto bis zum Zielort Galati (Fürstentum Moldau) bei der Aufgabe in Manchester bezahlt wurde.

Das P im Kreis zeigt, dass das Porto bar bezahlt wurde.

Empfänger sind namentlich die Gebrüder Theologo, eine sehr bekannte Korrespondenz in der klassischen Rumänien-Philatelie.

Das Porto erklärt Dr. Gertlieb Gmach in seinem großartigen Werk "Österreichische und ungarische Posteinrichtungen in den Donaufürstentümern Band II" auf Seite 312, wo ein ähnlicher, besserer Brief aus Manchester abgebildet ist. Die Gebühren richteten sich nach dem Postvertrag Großbritannien/Preußen und dem Additionalvertrag GB/Preußen. Vermutlich betrug danach die Gebühr 8 Pence, wenn sie in Großbritannien erhoben wurde (in Preußen 7 Sgr., wäre sie dort erhoben worden, in Österreich 21 Kr.CM = 9 Kreuzer CM für Abgeltung Beförderung im DÖPV und 12 Kr.CM für die fremde Gebühr). Das Gewicht in Unze (Loth) will ich hier einmal vernachlässigen (einfacher Brief). Leider sind auf dem Brief die Taxangaben nur sehr schwer zu lesen, wahrscheinlich nur für den eingefleischten Profi.

Der Brief wurde kurz nach Ende des Krimkrieges geschrieben und ist bestimmt mit solch einer Destination nicht häufig anzutreffen. Rückseitig ein Durchgangsstempel von Hermannstadt und der Ankunftsstempel des österreichischen Konsulatspostamtes von Galati. (Gal3 - siehe auch o.g. Werk Band I Seite 220). Ich zitiere "E.Müller bewertet einen schwarzen Stempelabschlag mit 30 (Seltenheitswert) x2 ( Beliebtheitsfaktor ) = 60 Punkten".

Welche Weg nahm der Brief:

ich möchte hier mal eine spekulative Sommer-Route skizzieren (im Winter war die Donau zugefroren und der Transport nahezu unmöglich):

Manchester - Ostend(Belgien) - Aachen - Bahnpost Berlin-Breslau - Szegedin - Temesvar - Orsova (DDSG ????) --- Galati

Liebe Grüße

10Parale


 
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