Thema: Tagesaktuelle Kurznachrichten - Das Thema des Tages
wajdz Am: 08.05.2016 00:21:52 Gelesen: 396981# 449@  
Wie so vieles, z.B. Halloween oder Valentinstag, kommt auch der Muttertag aus den Vereinigten Staaten. Ursprünglich im Rahmen der frühen Frauenbewegungen durchaus mit gesellschaftpolitischem Inhalt, hat man heute eher den Eindruck, er diene nur der Absatzförderung des Blumen- und Süßwarenhandels.

Umso absonderlicher diese Marke aus dem Königreich Yemen, ein frühes Bildnis Raffaels, die "Dame mit dem Einhorn" als Motiv zu diesem Anlaß.



Spannend ist die Geschichte zu diesem Bildnis:

1506/1507, Öl auf Leinwand, ehem. Holz, 65 x 51 cm, Rom, Galleria Borghese, Inv. 371

Die Dame mit dem Einhorn ist ein Gemälde, dessen wechselvolle Geschichte unübersehbare Spuren auf der Oberfläche des Bildes hinterlassen hat. Der Auftraggeber wie auch die Porträtierte sind bis heute unbekannt und auch der Maler geriet zwischenzeitlich in Vergessenheit und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts als Raffaello Santi wiedererkannt. Das Bild entstand vermutlich um 1506 oder 1507 in Raffaels frühen Florenzjahren, in denen er zahlreiche einträgliche Bildnisaufträge aus der Florentiner Adelsschicht annahm. Nach 1682 gelangte das Bild in den Besitz von Olimpia Aldobrandini. In die gleiche Zeit fällt auch die Übermalung des Bildes. Es kann vermutet werden, dass die neue Besitzerin sich auf diese Art eines anonymen oder gar ungeliebten Porträts entledigen wollte, indem sie das wertvolle Raffaelgemälde in ein Heiligenbild verwandeln ließ.

Technik: S/W-Fotografie
Standort: Bibliotheca Hertziana Rom, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte



Im Jahr 1936 entschied man sich das Bild grundlegend zu restaurieren, es von Holz auf Leinwand zu übertragen und die späteren Hinzufügungen, darunter auch den Mantel, zu entfernen. Die Folgen für das Gemälde waren katastrophal. In einer zweiten Restaurierungskampagne 1959-1960 mussten zahlreiche Risse und Fehlstellen mit einer dünnen Farbschicht geglättet und das Bild stabilisiert werden. Eine in diesem Rahmen angefertigte Röntgenaufnahme förderte zudem überraschende Erkenntnisse zutage. Nicht nur war das Gesicht der Porträtierten im Nachhinein verjüngt worden, sondern Raffael hatte statt des Einhorns zunächst einen Hund, als Zeichen der bedingungslosen Liebe und Treue, vorgesehen. Möglicherweise wurde das Tier aufgrund seiner zweideutigen Interpretation übermalt, denn der Hund galt auch als Zeichen von Lasterhaftigkeit und Heuchelei. Durch die spätere Konzeptänderung erklärt sich allerdings die unterdurchschnittliche Größe des Fabeltiers.

Ich bitte um Nachsicht für die Textlastigkeit, aber es waren ja mehrere Aspekte abzuhandeln und wünsche aufrichtig allen Müttern das Beste zu ihrem Ehrentag.

Jürgen -wajdz-
 
Quelle: www.philaseiten.de
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