Thema: (?) (20) Deutsche Besetzung WK 2 Ostland: Porto bestimmen
Jürgen Witkowski Am: 16.01.2009 00:12:52 Gelesen: 25122# 10@  
Angeregt durch die Suche nach einer Lösung für das Paketkartenportorätsel, zu dem ich leider nach wie vor keine Informationen beitragen kann, habe ich mich ein wenig mit dem Sammelgebiet Ostland beschäftigt und sogar einen, wie ich meine, recht interessanten Beleg gefunden.

Es handelt sich um einen per Luftpost beförderten Einschreibebrief von Tallinn, Estland nach Hannover vom 19.10.1942, der zusätzlich noch durch die deutsche Zensur gelaufen ist.

Nachdem die Bestimmung der Marken, MiNr. 4, 8 und 14 rasch erfolgt war, ging es an die Prüfung auf korrekte Portohöhe. Wer nun glaubt, im Michel Spezial oder dem Michel Postgebühren Handbuch Deutschland von 2004 alle erforderlichen Angaben zu finden, irrt leider gewaltig. Bei den Luftpostgebühren vom 1.5.1933 bis Kriegsende heisst es dort lapidar: "Es ist und trotz einiger Mühen nicht gelungen, irgendwelche Auflistungen dafür aufzutreiben."

Da ist es doch gut, dass Paul-Jürgen Hueske, ein eifriger Buchautor der Poststempelgilde und von INFLA Berlin, bereits 1995 sein Buch "Die Gebühren im Deutschen Reich 1933-1945" in der 2. Auflage veröffentlicht hat. Dort sind alle erforderlichen Angaben, anscheinend über fast ein Jahrzehnt vom Schwaneberger Verlag unbemerkt, enthalten. Im Übrigen auch Paketgebühren, zu denen es im Michel im Kleingedruckten der Einleitung die salbungsvollen Worte gibt: "Pakete sind in aller Regel nicht berücksichtigt, da die Gebührenstruktur so kompliziert ist, dass der Rahmen diese Werkes gesprengt würde." Man sollte vielleicht in Unterschleißheim darüber nachdenken, das Buch umzubenennen in "Verzeichnis einiger deutscher Postgebühren".

Zurück zum Thema. Der Brief ist korrekt frankiert. 12 Pf. für den Brief bis 20 Gramm, 30 Pf. Gebühr für das Einschreiben und 5 Pf. Luftpostgebühr lassen sich anhand der Marken schnell nachvollziehen. Statt einem R-Zettel wurde ein roter R-Stempel mit Nummerator aufgebracht.

Der Brief lief anschließen durch die Postzensur der Auslandsbriefprüfstelle in Königsberg. Das ist zu erkennen am Kennbuchstaben "a" im roten Handprüfstempel des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), Riemer-Nr. 8b und im violetten Einkreisstempel "Aa", Riemer-Nr. A-30. Beide Stempel wurden als Durchlaufstempel verwendet. Das bedeutet, die Sendung wurde ungeöffnet weitergeleitet. Die 3 verschiedenen handschriftlichen Vermerke auf der Vorderseite hängen vermutlich ebenfalls mit der Zensurbearbeitung zusammen.

Auf der Rückseite befindet sich der Ankunftstempel von Hannover vom 23.10.1942.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
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