Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 19.05.2016 16:15:11 Gelesen: 330864# 59@  
Liebe Freunde,

ich freue mich heute einen Brief zeigen zu dürfen, der einen Anachronismus seiner Zeit zeigt, denn wir schreiben den 8.8.1868 und eine Käsesendung aus Biglen bei Bern nach Ludwigshafen in der Pfalz ist angesagt.





Wir erinnern uns, dass der DÖPV mit dem 31.12.1867 seine Existenz verloren hatte und mit ihm das 3 Zonensystem eingeführt worden war.

Diese Postsystematik war auch im Oktober 1852 für die Schweiz übernommen worden, indem man sie in 2 Tarifzonen (bis 10 und über 10 Meilen) teilte.

Während also die Korrespondenten in Deutschland ab dem 1.1.1868 munter für 3 Kreuzer (Kr.) hin und her schreiben konnten, wohin sie wollten in Deutschland, Luxemburg, Ungarn usw., galt der Altvertrag mit der Schweiz vom Okt. 1852 noch immer und damit auch das Distanzsystem der 3 Rayons in Deutschland und der 2 Rayons in der Schweiz. Erst zum 1.9.1868, also 3 Wochen nach Absendung unseres Briefes, wurde ein einheitliches System aus jedem Ort der Vertragsstaaten nach jedem Ort der Schweiz von einheitlich nur noch 7 Kr. eingeführt.

Aus der Pfalz waren immer, weil über 20 Meilen zu jedem Ort der Schweiz, 9 Kr. zu frankieren. Biglen bei Bern lag im 2. Schweiz - Rayon und hätte ein Weiterfranko von 6 Kr. erfordert (20 Rappen). Weil man aber statt 15 Kr. nur deren 12 Kr. geklebt hatte, konnte man der badischen Bahnpost nur 3 Kr. an Weiterfranko (in blau notiert) für die Schweiz bonifizieren. Baden nahm diese 3 Kr., trug sie als Weiterfranko in der Briefkarte nach Basel vor (Zug 19 auch noch vom 8.8.1868 und spedierte ihn der Bahnpost Basel - Olten zu. Diese erkannte die Unterfrankatur und taxierte ihn mit 10 Rappen nach, der der Empfänger zahlen musste (in Rötel, mittig nicht leicht zu erkennen).

Nett finde ich auch den selbstklebenden Verschluss des Absenders in preussisch - blau, der noch gut mit dem Briefpapier korrespondiert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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