Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
muemmel Am: 09.07.2016 23:53:17 Gelesen: 3493368# 5270@  
Guten Abend,

letzthin konnte ich einen Brief in meine Sammlung einreihen, von dem ich (und sicher manch anderer Sammler) nur träumen kann:



Für eingeschriebene Orstbriefe habe ich ja stets eine Schwäche, aber dieser ist dann doch ein Knaller. Das Schweriner Steueramt schickte den Brief an den Regierungsrat Dobermann, der ebenfalls in Schwerin residierte. Am 30.11.23 (Letzttag der Portoperiode 26) betrug das Porto 40 Milliarden Mark und die Einschreibgebühr 80 Milliarden Mark. Frankiert wurde mit 30 Marken der MiNr. 325 AP (davon eine mit dem primären Feldmerkmal PP 8, Sprung in der Rosette) und da in dieser Portoperiode die Marken vierfach aufgewertet waren, ist der Brief auch tarifrichtig frankiert.

So weit, so gut, aber nun kommt der Hammer. Wenn man die Marken näher betrachtet, findet man auf selbigen in zarter violetter Farbe den Überdruck "Dienstmarke". Wenn man dann aber den Michelkatalog (Deutschland Spezial Band 1) befragt, sucht man zunächst vergeblich. Doch nach den regulären Dienstmarken-Ausgaben wird man unter der Rubrik "Dienst-Kontrollaufdrucke auf Freimarken-Ausgaben" am Ende doch fündig. Verkürzt wiedergegeben sollte durch diese Dienstkontrollaufdrucke Missbrauch, Unterschlagung oder Diebstahl von Freimarken im behördlichen Besitz unterbunden werden (ähnlich wie z.B. bei den privaten und amtlichen Lochungen). Solche Kontrollaufdrucke gab es in Frankfurt am Main, Wiesbaden, Langenschwalbach, Stuhm (Westpreußen) und Mecklenburg, wobei hier gleich in mehreren Orten derartige Aufdrucke zur Verwendung kamen, und in diesem Fall eben in Schwerin.

Bei solch einem wirklich nicht alltäglichen Beleg, wagt man dann doch einen Blick in den Katalog und als ich dann dort las, dass diese Marke auf Beleg mit jeweils 350 € bewertet ist, fiel mir die Kinnlade herunter. Doch davon unabhängig hat der Brief nun einen Ehrenplatz in meiner Sammlung.

Noch einen hübschen Sonntag wünscht
Mümmel
 
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