Thema: Rotes Kreuz
duphil Am: 26.01.2009 10:48:12 Gelesen: 231727# 55@  
@ duphil [#9]

Hallo zusammen!

Ich habe es geschafft, für meinen in [#9] gezeigten Beleg einige zusätzliche Informationen zum Carolahaus zu finden.

Die Gründung eines Krankenhauses war sicher ein mutiger und zu damaliger Zeit auch notwendiger Schritt.

Von der Gründung des ersten Krankenhauses in Dresden um 1849 bei einer Einwohnerzahl von ca. 94.000 über die Eröffnung eines zweiten Krankenhauses um 1860/61 bei einer Einwohnerzahl von ca. 128.000 war die Eröffnung des Caralohauses 1878 bei einer Einwohnerzahl von ca. 210.000 mehr als wichtig für die Versorgung der Stadt.

Zum Zeitpunkt der Berichtsverfassung lebten bereits über 500.000 Menschen in Dresden. Somit leistete das Carolahaus unentberliche Hilfe bei der Versorgung der Kranken in Dresden und Umgebung.

Sicherlich weiß ich, das der folgende Bericht sehr lang ist und nur am Rande mit klassischer Philatelie zu tun hat. Für das Verständniss der Situation und der Grund, warum es überhaupt ein Krankenhaus und somit auch ein Vereinslazarett des Roten Kreuzes in Dresden gab, ist das folgende wichtig:

Das Carolahaus des Albert-Vereins in Dresden (Stand 1909)

Das dringende Bedürfnis, für die Ausbildung seiner Pflegerinnen und Schwestern eine Krankenpflegeschule und mit dieser notwendig verbunden, ein Krankenhaus zu haben, veranlaßte den Albert-Verein (Rote-Kreuz Frauenverein in Sachsen) in der Hauptversammlung des Jahres 1873 zu dem Beschlusse, ein Albert-Vereins-Krankenhaus in Dresden zu bauen, welches gleichzeitig ein Mutterhaus für die Albertinerinnen bilden sollte.

Da zu dieser Zeit in Dresden nur zwei größere Krankenhäuser existierten, welche bei dem damals außerordentlich schnellen Wachstum der Stadt für die vorhandenen Bedürfnisse nicht mehr ausreichten, fand der Gedanke der Erbauung eines dritten Krankenhauses in den weitesten Kreisen Freunde. Der Stadtrat Dresdens namentlich stand diesem Gedanken sympathisch gegenüber. Die eigenen Wünsche des Vereins und die der Residenz fielen hier mit der Bedürftigkeitsfrage zusammen, ein Umstand, der wesentlich zur baldigen Verwirklichung der Idee beitrug und zur Bereitstellung der nötigen Mittel half.

Der Verein besaß damals zu dem beregten Zwecke nur die geringe Summe von 126 000 Mark. Durch Schenkungen von privater Seite und der Stadt vermehrte sich der Baufonds bis zum Beginne des Baues (Herbst 1876) auf 180 000 Mark.

Es war damals ein mutiges und kühnes Beginnen; der Verein hatte aber das unerschütterliche Vertrauen zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen und keinen Zweifel an dem Erfolge des guten Werkes, welches erfahrungsmäßig von selbst gedeiht, wie ein in fruchtbaren Boden gelegtes gutes Samenkorn.

Am 14. Oktober 1876 wurde auf dem erworbenen Gelände an der Blasewitzerstraße in Anwesenheit Ihrer Majestäten des König Albert und der Königin Carola der Grundstein zu dem Albert-Vereins-Krankenhaus gelegt.



Mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer Majestät der Königin wurde bei dieser Feier der Bau in seiner Gesamtheit “Carolahaus” getauft.

Das Baugelände, welches von den Johanniskirchen-Aerar unter günstigsten Bedingungen erworben wurde, umfaßte einen Flächenraum von rund fünf Hektar und lag innerhalb des Stadtgebietes an der Blasewitzerstraße, jetzt Gerokstraße.

Der Kaufpreis betrug 180 000 Mark. 90 000 Mark wurden sogleich bei der Besitztitelberichtigung bezahlt. Etwa die Hälfte des Areals war noch für 12 Jahre als Gärtnerei verpachtet. Infolgedessen war die andere Hälfte des Preises erst 1886 fällig bzw. konnte von 1886 an gegen einjährige Kündigung und 4 ½ % Verzinsung hypothekarisch stehen bleiben.

Der sogenannte Bauentwurf befaßte sich mit dem Baue
eines Hauptgebäudes (Schwesterasyl und Verwaltungsgebäude),
eines Krankenhauses,
zweier Krankenpavillons,
eines Maschinenhauses,
einer Küche,
eines Wasch- und Badehauses.



Die Erbauung von zwei weiteren Krankenpavillons blieb späteren Erwägungen vorbehalten.

Die Ausführung dieser Bauten beanspruchte einen Betrag von rund 618 000 Mark. Verfügbar waren bei Beginn des Baues nur 240 000 Mark, eine Summe, welche im Verlauf von sieben Jahren zusammengebracht worden war. Von dieser Summe bildeten 60 000 Mark eienen unantastbaren Reservefonds; 90 000 Mark waren für den Ankauf des Areals verwendet worden, es verblieben daher zunächst nur 90 000 Mark als Baufonds. Es war ein Zeichen dafür, wie sympathisch im Lande der bau des Carolahauses aufgenommen wurde, daß von vielen Seiten dem Albert-Verein erfreuliche Beweise fördernder teilnahme zugetragen wurden und zwar auch in Geldspenden. Der Stadtrat von Dresden z.B. förderte den Bau durch eine Gabe von 30 000 Mark .Mehrfache Veranstaltungen von Festlichkeiten und Konzerten, bei denen der verein allenthalben erfreuliche Unterstützung im Publikum fand, brachten Geldmittel in namhafter Höhe ein. Eine Dame der Gesellschaft stiftete für das zu bauende Krankenhaus zur Errichtung von Freibetten 12 000 Mark.

Der Rohbau der Gebäude (Krankenhaus, Krankenpavillon und Maschinenhaus) wurde den Architekten Helm und Friese übertragen, deren Bauofferte 115 000 Mark betrug.

Am 3. September 1876 wurde der Bau in Angriff genommen. Die für Durchführung des Baues noch unbedingt nötigen Mittel wurden durch Veranstaltung zweier Warenlotterien in den Jahren 1877 und 1878 aufgebracht. Diese Lotterien ergaben einen Gewinn von rund 250 000 Mark. Hiermit war der Bau gesichert.

Im April 1878 waren die ersten beiden Gebäude - das Krankenhaus und der Krankenpavillon - in ihrem Ausbau fertig gestellt und derart eingerichtet worden, dass sie bis zur Vollendung der geplanten Gesamtanlage ein in sich geschlossenes Ganzes bildeten. Das Krankenhaus enthielt damals in zwei Stockwerken zwölf Zimmer mit je einem bzw. zwei Betten, vier Zimmer mit drei Betten und die nötigen Räume für die Albertinerinnen, Teeküchen und Bäder. Damals wurden die Räume des Erd- und Untergeschosses - zum Teil auch die des Dachgeschosses - zu Wohn-, Verwaltungs- und Wirtschaftszwecken benutzt. Die Heizung erfolgte anfangs durch Regulier-Mantelöfen. Da sich diese aber nicht bewährten, ging man später zu dem System der Warmwasserheizöfen über. Die zur Ventilation erforderliche Luft wurde an Dampfheizkörpern, welche in besonderen Räumen stehen, erwärmt. Die verbrauchte Luft wurde durch Kanäle, welche von den Zimmern bis über das Dach geleitet waren, abgeführt. Anfangs war in jedem Zimmer ein Zufluß frischer Luft durch eine besondere patentierte Fenstereinrichtung gewährleistet. Eine im Erdgeschosse befindliche Dampfmaschine, welche zur Warmwasserbereitung diente, setzte gleichzeitig Ventilatoren in Bewegung.

Der Pavillon enthielt zwei Säle zu je 14 Betten und dazu gehörige Bäder und Teeküchen. Zwischen den Sälen lagen die Räume der Schwestern und Pflegerinnen und die Wasserklosetts. Die Heizung des Pavillons erfolgte durch eine Kalorifereneinrichtung. Auch hier war für eine gute Ventilation gesorgt und zwar derart, daß mit Sicherheit auf jeden Kopf stündlich 150 Kubikmeter frische Luft zugeführt werden konnten.

So war denn das kleine Krankenhaus nach den damals neuesten und besten hygienischen Errungenschaften angelegt und eingerichtet.



Drei ältere, hoch angesehen Aerzte Dresdens stellten sich in uneigennütziger Weise als Oberärzte zur Verfügung, und zwar Geheimer Medizinalrat Dr. Günther als Leiter der inneren Abteilung und zugleich ärztlicher Dirigent des Krankenhauses, Oberstabsarzt Dr. Jacobi (später langjähriger Leibarzt Seiner Majestät des Königs) für die chirurgische Abteilung und Dr. Schramm als Leiter der Abteilung für Frauenkrankheiten. Außerdem wurde ein Assistenzarzt eingestellt, welcher seine Wohnung im Carolahause erhielt.

Mit dieser Anfangsausstattung des Krankenhauses erfolgte am 15. April 1878 in Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin Carola die feierliche Einweihung und hiermit die Eröffnung des Carolahauses.

Als erste Oberin für das Carolahaus wurde durch Ihre Majestät die Königin Carola die Albertinerin Oberschwester Doris Bethege bestellt, welche vorher im Hedwig-Krankenhaus in Berlin und in der Dresdner Diakonissen-Anstalt zu ihrem Berufe als Oberin ausgebildet worden war.

In das Carolahaus werden Kranke jeden Alters und Geschlechts ohne Unterschied der Konfession aufgenommen. Von der Aufnahme ausgeschlossen sind Epileptische, Geisteskranke, Geschlechtskranke und solche, welche an unheilbaren Siechtum leiden.

Bereits bei der Eröffnung des Carolahauses verfügte dieses über eine Anzahl Freibetten, welche durch namhafte Stiftungen sichergestellt waren. Aus Staatsmittel wurden dem Carolahaus sechs Freibetten übertragen, welche zur Bereithaltung für arme Kranken von Gemeinden im Bezirke der Amtshauptmannschaft Pirna und in einem Teile der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde dienten.

1879 trat der Albert-Verein in den Weiterbau des Carolahauses ein, da die bisherigen Krankenräume nicht mehr ausreichten und der Bau einiger Wirtschaftsgebäude sich als dringend notwendig erwies. Es wurden ein zweiter Krankenpavillon, ein Kessel- und ein Waschhaus sowie ein die verschiedenen Gebäude verbindender bedeckter Gang gebaut.

Das erst im Rohbau fertig gestellte Hauptgebäude wurde auch innerlich ausgebaut und in Benutzung genommen.

Das Hauptgebäude war zur Aufnahme der Verwaltungsräume des Vereins und des Carolahauses und zum Asyl der Albertinerinnen bestimmt. Es besteht aus Kellergeschoß, Untergeschoß, dem ersten, zweiten und Dachgeschoß.

Das Kellergeschoß enthält zwei Familienwohnungen für Betriebspersonal, einige gewölbte Vorraträume, die zur Ventilation und Heizung nötigen Kammern (fünf) für einströmende kalte Luft und fünf Dampfkaloriferen mit Warmluftkammern. Ferner befinden sich darin die Dampfzuleitungsröhren, von denen aus Abzweigungen nach den oberen Stockwerken geführt sind. Im Kellergeschoß treffen die verschieden Zweige der Kondensleitungen zusammen, um sich in einem Sammelrohre zu vereinigen, welches das Kondenswasser dem Kesselhause wieder zuführt.

Im Untergeschosse befinden sich fünf Geschäfts- und ein Aufnahmezimmer, die mit dem Kellergeschoß in Verbindung stehende Apotheke, ein Operationssaal, eine Assistenzarzt-Wohnung und Anmelderäume sowie die Portierloge.

Das erste Stockwerk enthält den gemeinschaftlichen Speisesaal für die Albertinerinnen, zwei Zimmer für die Oberin, ein Beratungszimmer mit Garderobe, einen Lehrsaal, einen Schlafsaal für zehn Albertinerinnen nebst Ankleidezimmer, mehrere Räume für Aufbewahrung und Anfertigung der Wäsche und ein Badezimmer.

Im zweiten Stockwerke liegen der Beetsaal, welcher bis in das dritte Stockwerk reicht; ferner zwei Schlafsäle für je zehn Albertinerinnen mit Nebenräumen und drei Wohnzimmer.

Das dritte Stockwerk enthält zwei Beamten-Familienwohnungen und Aufbewahrungsräume sowie Schwestern-Einzelzimmer.

Die Säle des Gebäudes werden durch Dampfluftheizung erwärmt, die Wohnzimmer etc. mit Dampfwasseröfen, denen vorgewärmte Luft zugeführt wird. Sämtliche Räume haben Ventilationseinrichtungen. Auf den Korridoren eines jeden Stockwerkes befinden sich zwei Entnahmestellen für kaltes und warmes Wasser und je ein Feuerhahn mit Schlauchleitung. Die Aborträume sind als Wasserklosetts eingerichtet. Alle Räume werden mit Gas erleuchtet.

Das Kesselhaus steht in der Mitte der Anlage und bildet mit dem ihm gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäude einen abgeschlossenen Hof. Damals hatte das Kesselhaus nur zwei Dampfkessel mit 30 qm Heizfläche und eine Dampfmaschine mit vier Pferdestärken. Die Kessel versorgten die Heizung des Hauptgebäudes, des Krankenhauses und des Wirtschaftgebäudes. Alle Gebäude wurden mit Warmwasser versorgt. Die Küchen-, Dampfbade-, Waschhaus-, Wäschetrocken- und Wäscherolle-Einrichtungen erhielten vom Kesselhause den nötigen Dampf zugeführt. Die Dampfkochküche enthielt sechs Dampfkochapparate mit kupfernen Kesseln von zusammen 142 Litern Kochinhalt. Außerdem war ein großer freistehender Kochherd mit direkter Feuerung und Brat- und Back-Röhren vorhanden. Zur Reinigung der Wäsche diente eine englische patentierte Waschmaschine, zwei Spülmaschinen, eine Zentrifugaltrockenmaschine, eine mechanische Rolle, sowie ein Dampfkochfaß.

Für infizierte Wäsche befindet sich gesondert neben dem Kesselhause ein Raum, der ebenfalls Dampfheizungseinrichtung besitzt.

Die interimistische Leichehalle wurde durch Errichtung eines massiven Gebäudes ersetzt, welches neben zwei Räumen her Leichenausstellung noch ein Sektionszimmer enthält.

Im Juni 1885 konnte erstmalig die alljährliche Hauptversammlung des Albert-Vereins im eigenen Hause unter Vorsitz Ihrer Majestät der Königin Carola abgehalten werden. Es war dies die erste gewichtige Handlung, welche innerhalb der Mauern des neuen Carolahauses stattfand. Hierdurch und durch die Anwesenheit der Mitglieder des Alber-Vereins und der Vertreter der Zweigvereine im Lande erhielt das Haus seine Weihe und wurde dadurch zum Mittelpunkt alles Wirkens und Schaffens des Albert-Vereins eingesetzt und berufen.

Nach der Inbetriebnahme des zweiten neuerbauten Krankenpavillons konnten 100 Kranke Aufnahme finden.

In dem Jahre 1881 wurde zu der bereits bestehenden Poliklinik für Frauenkrankheiten noch eine Poliklinik für Augenkrankheiten ins Leben gerufen.

In den Jahren 1885 und 1886 erfolgte eine weitere Vergrößerung des Carolahauses durch die Erbauung eines zweiten Krankenhauses (des sogenannten Isolierhauses) und zweier Flügelneubauten an dem Hauptgebäude.

Durch hochherzige, namhafte Schenkungen von privater Hand, wie auch ganz besonders durch Ueberweisung von 60 000 Mark von den städtischen Kollegien, ferner durch den Ertrag von Gartenfesten des Albert-Vereins wurden die zu diesen Erweiterungsbauten nötigen Mittel ergänzt bzw. aufgebracht.

Das zweite Krankenhaus wurde dem im Jahre 1878 erbauten älteren Krankenhause gegenüber, äußerlich in gleichem Stile, errichtet. Es ist ein zweistöckiges, mit vier getrennten Eingängen versehenes Gebäude und enthält:

1. im Untergeschosse: zwei Wohnräume, sechs Wirtschaftsräume, zwei Bäder, zwei Klosetts;
2. im Erdgeschosse: acht Krankenzimmer, vier schwesternzimmer, ein Operationszimmer, zwei Bäder, vier Klosetts und Geräteräume;
3. Im Obergeschosse: acht Krankenzimmer, drei Schwesternzimmer, zwei Bäder, zwei Klosetts und Geräteräume;
4. im Dachgeschosse: vier Krankenzimmer, zwei Schwesternzimmer, zwei Bäder, zwei Klosetts und zehn Nebenräume.

Das Haus ist zur Aufnahme von vierzig Kranken eingerichtet. Durch den Anbau der beiden Flügel an das Hauptgebäude erhielt das Haus den sehr benötigten Zuwachs an folgenden Räumen: ein Zimmer zur Abhaltung der Poliklinikund zur Erteilung von Unterricht an die Albertinerinnen, ein Konsultationszimmer für Aerzte, drei Expeditionszimmer, eine Anzahl gewölbter Kellerräume, sowie eine Anzahl Schwesternwohnungen und Aufbewahrungsräume als Reservedepots.

Zu der erstrebten Vollendung des Carolahauses fehlten nunmehr noch ein drittes Krankenhaus und zwei Krankenpavillons.

Die unausgesetzt von Tag zu Tag sich mehrenden Aufnahmen in das Krankenhaus geboten, die noch fehlenden drei Bauten baldigst in Angriff zu nehmen.
Mit dieser Erweiterung der Anstalt, durch welche sie ihrer Vollendung zugeführt wurde, konnten zugleich die erforderlichen Wohnräume für eine größere Zahl Albertinerinnen, für die vermehrte Anzahl von Beamten und für einen weiteren Assistenzarzt geschaffen werden.

Im Jahre 1887 richtete mit Genehmigung Ihrer Majestät der Königin das Direktorium des Albert-Vereins ein Gesuch an die hohen Ständekammern, in welchem es um eine Beihülfe von 300 000 Mark zum endgültigen Ausbau des Carolahaus-Grundstücks bat.

Im darauffolgenden Jahre1888 wurde von den beiden Kammern der sächsischen Stände-Versammlung die erwähnte Beihülfe von 300 000 Mark gütigst genehmigt und überwiesen. Ohne Verzögerung wurden nunmehr die beabsichtigten Baulichkeiten in Angriff genommen und mit Ablauf des Jahres 1888 vollendet.



Im Jahre 1889 beziehungsweise 1890 konnten die weiteren Neubauten, nämlich:

zwei große Krankenpavillons für je 30 Kranke und
ein drittes Krankenhaus für 50 Kranke

in Betrieb gestellt werden. Hiermit hatte der Verein das Ziel erreicht, welches er sich bei der ersten Anlage des Carolahauses gesteckt hatte.

Alle Gebäude wurden in demselben Jahre durch einen bedeckten Gang untereinander verbunden.

Nunmehr bestand das Carolahaus in seiner Gesamtanlage aus:
einem Haupthause (Verwaltungsräume, Depots, Wohnungen der Albertinerinnen),
drei großen Krankenhäusern,
vier Krankenpavillons ,
einem Kesselhaus mit Desinfektionsanstalt und
einem Gebäude für die Küchen und Waschräume.
Diese Gebäude konnten zu dieser Zeit:
13 Kranke I. Klasse
26 Kranke II. Klasse
201 Kranke III. Klasse aufnehmen.
Sa. 240 Kranke.

Im Jahre 1891 sah der Albert-Verein auf eine 24 Jährige Tätigkeit inbezug auf die Ausbildung der Albertinerinnen zurück. Eine ganze Anzahl älterer Schwestern, welche aus den ersten Ausbildungs-Jahrgängen stammten, waren in den Anstrengungen ihres ersten Berufes ermüdet und hatten Schäden an ihrer Gesundheit gelitten, so dass ihnen ein sorgenfreier Ruhestand zu gönnen war. - Es war vorauszusehen, daß sich die Zahl der pensionierten Schwestern von Jahr zu Jahr mehren würde.



Um nun diesen braven, arbeitsamen Stützen des Vereins, welche so viel dazu beigetragen hatten, den guten Ruf des Albert-Vereins weithin über Stadt und Land zutragen, den Abend ihres mühe- und segenreichen Lebens angenehm und heiter zu gestalten, wurde auf Anregung Ihrer Majestät der Königin Carola beschlossen, ein Pensionshaus, “ein Schwesterheim” zu bauen.

Inmitten des Parks des Carolahauses, umgeben von hohen Bäumen und grünen Büschen wurde am 5.Oktober 1891 der Grundstein zum Schwestern-Pensionshaus gelegt.

Das Schwestern-Pensionshaus besteht aus Erd-, Ober- und Dachgeschoß und enthält 24 kleinere Zimmer, sowie ein größeres gemeinsames Speise- und Gesellschaftszimmer, welches durch Oberlicht erhellt wird.



Innerhalb der Jahre 1892 bis 1909 sind - außer wesentlichen Verbesserungen im Inneren der Gebäude durch neuzeitliche Einrichtungen aller Art - an Neubauten noch entstanden:

ein Gebäude für die Polikliniken für Frauen- und Augenkrankheiten,
sowie die Räume der mit dem Carolahause verbundene Hilfsstelle für plötzliche Erkrankungen und Unglücksfälle,
ein Gymnastikgebäude,
ein Ärzte-Casino,
ein Laboratorium,
ein Röntgen-Institut (1907 eingerichtet),
ein chirurgisches Operationsgebäude,
eine Fürsorgestätte für Lungenkranke (1906 von Ihrer Majestät der Königin erbaut)

An der Hand des Planes sei es gestattet, noch einen Hauptüberblick über den Bestand der Anlagen des heutigen Carolahauses zu geben:

Das Carolahaus ist das Krankenhaus des seit dem 14. September 1867 bestehenden Albert-Vereins, des Sächsischen Frauen-Vereins unter dem Roten Kreuz. Zugleich ist das Carolahaus das Mutterhaus und die Ausbildungsstätte der dem Albert-Vereine angehörigen organisierten weltlichen Krankenpflegerinnen, der Albertinerinnen.



Gründerin des Carolahauses und Präsidentin bis 1907 war weiland Ihre Majestät die hochselige Königin Carola von Sachsen.

Seit dem 23. Januar 1908 ist Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Johann-George, Herzogin zu Sachsen, die Präsidentin des Albert-Vereins und des Carolahauses.



Das Carolahaus, mit der Hauptfront an der Gerokstraße gelegen, hat die Bestimmung, in Friedenzeiten als öffentliches Krankenhaus zu dienen, im Kriegsfalle aber als militärisches Vereinslazarett zur Verfügung des Königlich Sächsischen Kriegsministerium gestellt zu werden.

Die Verwaltung des Hauses liegt in den Händen des aus Damen und Herren bestehenden Direktoriums des Albert-Vereins, dessen jetziger Vorsitzender Generalmajor von Wardenburg ist. Dem Direktorium gehören als ärztliche Beiräte Se. Exzellenz Geheimrat Professor Dr. Fiedler und Präsident des Landes-Medizinal-Kollegiums Geh. Medizinalrat Dr. Buschbeck an.

Das Carolahaus besteht aus einem Haupt- und Versorgungsgebäude, hinter welchem sich in ausgedehnten Gartenanlagen vier Pavillons, je in zwei Abteilungen zu 16 Betten geteilt, befinden. Im Hintergrund des Parkes und an seinen beiden Längsseiten liegen drei weitere Krankenhäuser mit je zwei bis drei Stockwerken. In diesen befinden sich zum Teil Räume für Privatkranke, zum Teil sind sie als Abteilungen für Augenkranke, bezw. Für Frauenkrankheiten eingerichtet. Letzter sind mit besonderen Operationsräumen ausgestattet. In der Mitte des Grundstückes befinden sich Küche, Waschhaus, Maschinenhaus, Gymnastikgebäude, Aerzte-Kasino, Laboratorium und ein Röntgen-Institut. Isoliert im Garten liegt das 1903 errichtete, den neuesten Anforderungen entsprechende chirurgische Operations-Gebäude. Es besitzt je einen großen Saal für aseptische und septische Operationen, nebst je einem geräumigen Vorbereitungs- und Verbandszimmer, sowie Bade- und Warteräume. An der Stephaniestraße mit besonderen Eingange liegen die Polikliniken für Frauen- und Augenkrankheiten, sowie die städtische Hilfsstelle. Seitlich im Park liegt das Schwesternpensionshaus. An der Tatzberg-Straße mit besonderen Eingange befinden sich die neuerbaute Fürsorgestätte für Lungenkranke, in welcher Lungenleidende unentgeltliche ärztlichen rat und Unterstützung finden.



Das Carolahaus verfügt über 250 Betten. Diese verteilen sich auf vier Abteilungen:
eine chirurgische, Oberarzt Dr. Noeske,
eine gynäkologische, Oberarzt Sanitätsarzt Dr. von Hols,
eine innere, Oberarzt Dr. Schubert,
eine für Augenkrankheiten, Dr. Meyer.

Bei der chirurgischen sind zwei Assistenzärzte und ein Medizinalpraktikant, bei der inneren ein Assistenzarzt und ein Medizinalpraktikant, bei den Abteilungen für Frauenkrankheiten und Augenkrankheiten ein Assistenzarzt tätig. Einer der Assistenzärzte ist ein vom Kgl. Sächs. Kriegsministerium zur Dienstleistung befehligter Millitär-Oberarzt, welchem auch der Unterricht an die jüngeren Schwestern obliegt.

Das Röntgen-Institut leitet Dr. mied Hartung, die pathologisch-anatomischen Untersuchungen Professor Dr. Geipel.

Außerdem unterhält das Carolahaus noch eine zweite Poliklinik, verbunden mit Hilfsstelle in Dresden-Neustadt.

Im Carolahaus sind zur Zeit 55 Schwestern (Albertinerinnen), sowie drei Wärter und ein Hilfswärter tätig. Im Ganzen verfügt der Albert-Verein über 250 ständige Berufsschwestern und 32 freiwillige Schwestern, in Summa 282, hiervon sind 82 bei dem Zweigverein Leipzig in Dienst.

Bisher wurden jährlich die Lehrschwestern in zwei Kursen ausgebildet. Seit Einführung der Verordnung, die staatliche Prüfung von Krankenpflegepersonen betreffend, hat das Carolahaus eine unter staatlicher Kontrolle stehende Pflegerinnenschule, in welcher einjährige Kurse abgehalten und zweimal jährlich die staatlichen Pflegerinnen-Prüfungen vorgenommen werden.



(Quelle: DAS DEUTSCHE ROTE KREUZ, Entstehung, Entwicklung und Leistungen der Vereinsorganisation seit Abschluss der Genfer Convention i. J. 1864; Band III, Kranken- und Mutterhäuser vom Roten Kreuz. Bearbeitet von Vereinsmitgliedern, herausgegeben von Professor Dr. Krimmle, Oberstabsarzt a. D., Generalsekretär des Centralkomitees der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz.
Boll und Pickard Verlagsbuchhandlung, Berlin 1910)

So, hoffentlich war das jetzt nicht zuviel.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
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