Thema: Consilium Philatelicum: Presse, Philatelie und Literatur im Wandel
drmoeller_neuss Am: 02.09.2016 12:41:05 Gelesen: 5889# 8@  
@ WPhV Stuttgart [#4]

Die meisten Punkte sind ja bereits von meinen Vorrednern geklärt wurden. Natürlich erhebt meinen Bericht keinen Anspruch darauf, objektiv zu sein. Bereits die Auswahl der Höhepunkte ist meine persönliche Einschätzung. Andere Autoren wären wahrscheinlich zu einem anderen Ergebnis gekommen. Ich möchte aber betonen, dass das Symposium "friedlich" verlaufen ist, und bis auf den ein oder anderen kleinen Seitenhieb gegen die Verbände BDPh und APHV haben sich die Referenten zurückgehalten.

Nun zur Deutschen Post. Niemand hat behauptet, dass Umsatz gleich Gewinn ist. Leider trifft das auch für den Geschäftsbereich Philatelie zu. Irgendwo habe ich eine Zahl von 50 Millionen Umsatz pro Jahr gehört. Bei gestempelten Briefmarken ist die Gewinnspanne ordentlich, die meisten Briefmarken werden aber postfrisch verkauft. Selbst die Kartonphilatelie konfektioniert sich nicht von alleine. Dänemark hat die Produktion von Ersttagsblättern eingestellt, weil die Produktionskosten höher als der Erlös waren. Die Postphilatelie verkauft auch an Sammler und Geschäftsleute, die ihre Post damit frankieren.

Dein Einschreibebrief, den Du am Sonderstempelschalter aufgibst, bedeutet für die Post weit mehr Aufwand als der standardisierte maschinenlesbare Einschreibebrief der Allianzversicherung. Dein Brief muss auch noch gestempelt werden, was für die Post einen zusätzlichen Arbeitsschritt für das gleiche Geld bedeutet. Die schlechteste Rechnung liefert Oma Lieschen, die für ihre Urlaubspostkarten die Briefmarken auf einer Steckkarte von der Versandstelle kauft, die zuvor mühsam von ihren Rändern befreit und aufgesteckt wurden. Die krakelige Handschrift kann leider nicht einmal an den Leseplätzen entziffert werden, so dass manche Postkarte von Tante Lieschen mehrere Runden dreht. In Düsseldorf erlebe ich auch die kleveren Postkunden, die sich nicht in die lange Warteschlage einreihen, sondern mit ihrem Päckchen zum Philatelieschalter gehen, wo meistens kein Betrieb ist. Das sind auch Umsätze, die postintern unter Philatelie gebucht werden.

Kommen wir zu den Sammlern wie ich zurück, die eine Serie abonniert haben und quartalsweise ins Haus geschickt bekommen. Ich bekomme die "Postfrisch" und andere Werbung frei ins Haus geschickt, macht für Redaktion und Druck vielleicht 20 EUR im Jahr. Die Versandstelle nimmt keine Portokosten und trägt die etwa 15 EUR Porto selbst. Den Aufwand für das Zusammenstellen der Sendungen setze ich einmal mit 10 EUR an, wenn man den Postmitarbeiter nicht allzu prall bezahlt. Bei dieser Rechnung habe ich noch keine Reklamation gehabt und nicht den Kundendienst in Anspruch genommen. Philatelisten können aber schon einmal Postmitarbeiter nerven und Zeit kosten.

Nun kann ich als Sammler argumentieren, dafür sind für die Briefmarken jetzt etwa 60 EUR in der Postkasse. Das verbessert den Cash-flow der Deutschen Post, nicht aber den Gewinn, da die Post für alle verkauften, aber noch nicht benutzen Postwertzeichen eine Rückstellung bilden muss, da die Leistungserbringung noch aussteht. Wie der Handel mit Frankaturware zeigt, enden viele Sammlermarken nach ein paar Jahren als einfache Frankatur zum Beispiel auf Briefen von Gerichtsvollziehern. Die Rückstellung für verkaufte Wertzeichen betrug im Jahre 2010 noch 500 Millionen und ist am 31. Dezember 2015 auf 252 Millionen Euro geschrumpft. Natürlich gehen in diese Rechnung nicht nur die von der Philatelieabteilung verkauften Briefmarken ein, sondern alle Wertzeichen und Paketmarken.

Fazit: Der Geschäftsbereich Philatelie trägt vielleicht mit 0,1 % zum Gesamtumsatz der Deutschen Post DHL Group bei. Der Begriff "Philatelie" taucht nicht einmal im Geschäftsbericht auf. Die Post kann auf Briefmarkensammler problemlos verzichten, das Hobby Briefmarken aber nicht auf die Post.

Quelle: Jahresabschluss (HGB) zum 31. Dezember 2015, Deutsche Post AG, Bonn (S. 27, S. 29)
https://www.dpdhl.com/content/dam/dpdhl/Investoren/Veranstaltungen/Reporting/2016/FY2015/DPDHL_Jahresabschluss_HGB_2015.pdf
http://www.dpdhl.com/content/dam/dpdhl/Investoren/Veranstaltungen/Reporting/2016/FY2015/DPDHL_Geschaeftsbericht_2015.pdf
 
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