Thema: Beitrags-Chaos beim BDPh / LV Hessen droht mit Konsequenzen
DL8AAM Am: 07.09.2016 20:24:56 Gelesen: 16219# 9@  
@ ligneN [#6]

Die Arges brauchen nun mal keine LV oder OV, umgekehrt sieht das anscheinend anders aus.

Ich vermute sogar eher, dass in der Zukunft die AGs (oder auf BDPH'isch, die Argen) die Heimat der Philatelie sein werden, zumindest die der aktiven.

Der Alterdurchschnitt geht wie wir alle sehen können (zu) hoch, die Zahl der reinen "Sammler" dürfte im gleichen Umfang sinken. Der neue Nachwuchs und die jüngeren Alten, die sich dann noch mit der Philatelie ernsthaft beschäftigen werden, engagieren sich moderner, d.h. meist überregionaler und immer vernetzter. Dort findet man inzwischen seine Gleichgesinnten, (leider) oft nicht mehr in den örtlichen Sammelgruppen am Stammtisch. Die lokal ausgerichteten Alten werden dabei (leider) irgendwie abgehängt.

Früher war das Hobby in der Breite - wenn man ehrlich ist - ja auch meist eher eine Freizeitbeschäftigung 'nach dem Job'. So wie mit den vielen anderen, ehemals sehr beliebten "Freizeitbeschäftigungen" auch, von der Freiwilligen Feuerwehr, über den Männergesangsverein bis zum Kegelklub oder der Vorstadtkneipe, die ebenfalls in der gesellschaftlichen Breite stark an Zuspruch verloren haben. Das kann oder muss man sogar beklagen, ist aber so. Dieser allgemeine Trend wird wohl leider nicht zu stoppen sein, zumindest nicht in absehbarer Zukunft.

Wir haben mit unserem Hobby hier aber einen großen Vorteil, denn wir können unser Hobby überregional bis international und dabei noch vernetzt in der Gemeinschaft ausüben, im Gegensatz zu vielen der oben genannten Klubs. Nur werden sich hier eher die mehr philatelistisch engagierteren Hobbyisten sammeln. Ich vermute also, dass sich das Gleichgewicht dann eher von der reinen Spasssammelei (bitte nicht negativ verstehen) zu einer spezialisierten Beschäftigung mit der Philatelie verschieben wird. Und hier sind die AGs die Plattformen bzw. die Sammelbecken. Anstatt diese AGs und ihre Mitglieder zu behindern und zwangsweise zu ortsverbandisieren, muss man diese eher in ihrem Aufwertungsbewegungstrend stärker unterstützen.

Das sieht scheinbar der BDPh wohl auch so. Und wie es ausschaut versuchen auch die LVs, mit ihren LV-eigenen "Service-Clubs" der sich (leider) abzeichnenden Entlokalisierung unseres Hobbies Rechnung zu tragen. LV-/BDPh-Direktmitgliedschaften sind hier auch genau die richtigen Wege, um diese lokal "entwurzelten", aber meist sehr aktiven und engagierten Hobbykollegen zu binden. Es geht ja um unser gemeinsames Hobby und nicht nur um einen monatlichen Stammtisch in einer der wenigen noch existierenden Stadtteil- oder Dorfpinten bzw. in einem der noch bewirtschafteten Sportvereinslokalen (hier alles inzwischen sehr ausgesprochene Mangelware). Wobei ich als altgedienter, noch typischer Vereinsmensch einen guten Stammtisch immer zu schätzen und geniessen weiß, müssen wir so unser Hobby für die Nachwelt zukunftssicher gestalten. Und das muss jetzt passieren, wo wir noch eine gewisse Größe und Stärke haben.

Es spricht dabei ja nichts dagegen, zu versuchen ein intaktes örtliches Vereinswesen zu bewahren. Eine gewisse "Basis" kann man sicherlich aufrecht halten. Aber deshalb einen Kampf à la Don Quijote gegen die Gegenwart zu führen und sich einfach nur blindlings gegen die gesellschaftliche Entwicklung zu stemmen, hilft (leider) auch nicht. Ein Surfen auf der Welle oder ggf. ein kurzes Durchtauchen des Wellenbergs ist immer noch besser, als vom Ufer aufs Meer rausgezogen zu werden.

Und genau deshalb geht der Antrag dieses hessischen Präsis hier genau in die absolut falsche Richtung. Leider immer nur viel, viel zu kurz gedacht. Wenn man seiner Denke bis zur letzten Konsequenz weiter folgt, wird das Hobby selbst dann mit in den Sog des gesamtgesellschaftlichen Niedergangs der traditionellen OV-Kultur gezogen.

Beste Grüße
Thomas
 
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