Thema: Einfluß der Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Philatelie
Carolina Pegleg Am: 04.02.2009 15:48:45 Gelesen: 13996# 14@  
@ doktorstamp [#13]

Das mit der irreführenden Werbung ist in der Tat schlechte Publicity. Worum es hier geht, für alle, die vielleicht nicht die Geduld haben sich das alles auf englisch durchzulesen:

SG ist nicht nur Kataloghersteller, Briefmarkenhandels- und Auktionshaus, sondern vertreibt auch Geldanlagen in klassische Briefmarken. In einer Werbung war eine Marke abgebildet, die in wenigen Jahren einen grossen Preissprung von 187 % erfahren hat, während die garantierte Rendite der Anleihe nur 4%-6 % beträgt. Zunächst war es irreführend bei der gezeigten Marke Wertsteigerungen anhand von Katalog- und nicht Marktwerten vorzurechnen. Weiter war es irreführend die Marke im Kontext der beworbenen Anleihen zu zeigen, da diese enormen Renditen untypisch sind und regelmässig nicht erwartet werden können. Das Versprechen einer garantierten Rendite von 4-6% wurde von der britischen Advertising Standards Authority nicht beanstandet. Das ist kurzgefasst der Inhalt von dem Link von Nigel, von September 2008.

Die Pressemitteilung vom 20. Januar 2009 in dem von mir in [#8] geposteten Link betraf eine Gewinnwarnung für 2008. Die Firma hatte in 2008 3,4 Millionen GBP an Briefmarken an bestimmte wichtige Investoren verkauft; diesen Kunden war allerdings ein einjähriges Rückgaberecht eingeräumt worden. Nach den Grundsätzen der Rechnungslegung können diese Verkäufe daher nicht in 2008 als Umsatzerlöse gezählt werden, sondern erst in 2009, wenn das Rückgaberecht ausläuft. Daraufhin ist der Aktienkurs dann - wie zu erwarten - runtergegangen.

Man muss hier vielleicht zwei Dinge auseinanderhalten. In dem Umfang wie institutionelle Anleger zur Diversifizierung auch Anlagen in Sachwerten - hier Briefmarken - halten und ihr Engagement insoweit möglicherweise wegen der Finanzkrise erhöhen oder erniedrigen, sind Briefmarken als Investitionsobjekt betroffen. Wenn es die angesprochene Flucht in die Sachwerte auf institutioneller Ebene gibt, dann profitiert davon SG, das die entsprechenden mit Sachwerten unterlegten Finanzprodukte zur Verfügung stellt. Banken, Versicherungen etc. kaufen die Marken ja nicht bei ebay. Insgesamt ist die Briefmarken-Finanzprodukt Sparte von SG sicher mit vielen Fragezeichen zu sehen.

Egal was sich auf der Investmentseite tut, davon getrennt ist der Sammlermarkt für Marken zu sehen, bzw. wird so von den Finanzanalysten gesehen, die SG beobachten. Darauf bezog sich mein oben wiedergegebenes Zitat aus der Meinung eines Brokers:

"The actual collectible side of the business is quite resilient because stamp collectors are passionate about what they do and tend to continue collecting through thick and thin."
 
Quelle: www.philaseiten.de
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