Thema: Wertverlust von Sammlungen
olli0816 Am: 19.09.2016 10:14:30 Gelesen: 29748# 44@  
Mir kommt die Diskussion hier so vor, als ob man mit Briefmarken groß Geld verdienen könnte. Sehe ich nicht so und die Ausnahmen wie China bestätigen die Regel. Ich bin z.B. in keinem Verein und in keiner ARGE, bekomme aber viele Auktionskataloge und behaupte mal ganz frech, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der drei größten Sammlungen in meinem Kaff mit 10.000 Einwohnern habe, wo ich wohne.

Obwohl ich viele alte Sachen aus Altdeutschland, Griechenland, Grossbritannien, Frankreich und ein paar mehr Länder besitze, werden meine Nachkommen sicher nicht das Geld bekommen, was ich reingesteckt habe. Briefmarken werden zusehends weniger attraktiv und das sieht man durchaus auch an den Ergebnissen der Auktionen. Diese setzen zwar tatsächlich mehr um, aber für teure Stücke von z.B. Altdeutschland wird z.T. um einiges weniger gezahlt als dies in den 90er Jahren war. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

Daneben die Diskrepanz bei Einkäufen über Auktionshäusern. Inzwischen ist es normal das man 20% oder sogar 25% Auktionsgebühr berechnet bekommt beim Einkauf. Umgekehrt ist es je nach Verhandlungslage etwas weniger oder eben auch die 20%. Alleine durch dieses massive Delta ist schon kein großartiger Gewinn möglich.

Mag sein, wenn es exotische Gebiete gibt und jemand etwas publiziert, dass es auf einmal 3 bis 5 Interessenten mehr gibt und diese sich gegenseitig dann hochbieten und der sog. "Wertzuwachs" entsteht. Das hält so lange an, bis das Interesse wieder erlahmt und die Gewinner der Stücke feststellen, dass sich wieder keiner dafür interessiert. Ein Klassiker für dauerhaftes Nichtinteresse ist z.B. die Tschechoslowakei. Die Notierungen bei wirklich z.T. niedrigen Auflagen sind lächerlich niedrig. Die Ausgaben sind schön und man möchte meinen, das es dafür zumindest in der Tschechei/Slowakei Interessenten dafür gibt. Die gibt es sicher, aber nur in homöopathischen Dosen. Polen ist sicher das gleiche.

Warum sind denn alte Ausgaben aus der Schweiz so begehrt? Weil unsere Schweizer Mitbürger sehr geldaffin sind und sagen, diese Marken sind eine super Geldanlage. Viele Sachen wie z.B. die Basler taube sind gar nicht so selten, sonst würde sie ja nicht so oft in Briefform und einzeln angeboten werden. Aber jeder weiß, das es da draussen genügend Investoren gibt, die eine haben wollen und bereit sind, viel Geld dafür auszugeben. Bei der England Michel Nummer 1 ist es ähnlich: Die ist bei sehr hohem Aufkommen einfach gut bezahlt, weil es die erste Briefmarke ist. Preise gerade bei Briefmarken sind extrem subjektiv und die haben z.T. mit der Häufigkeit gar nichts zu tun. Ich besitze auch ein paar wenige sehr seltene Marken und habe im Michel Spezial Deutschland tatsächlich für eine Unternummer gesorgt mit einer --.-- Notierung, also bekannt, aber keine Preisbasis zu ermitteln. Die Marke ist solange wertlos, wie es nicht mindestens einen Interessenten dafür gibt. Das werden erst meine Nachkommen feststellen.

Momentan ist durch den Rückgang der Sammler es geradezu logisch, das Sachen, die sehr viel gesammelt wurden wie Bund, Berlin, DDR, Liechtenstein oder Österreich eben massiv an Wert verlieren, weil ein riesiges Überangebot vorhanden ist. Das kann man betrauern, wenn man selber viel Geld reingesteckt hat, aber es bringt nichts. Es zeigt nur, das Briefmarken keine gute Wertanlage sind. Wer wirklich Geld anlegen möchte, soll Aktien, ETFs oder Immobilien kaufen. Es ist ein hübsches Hobby und unter dem Gesichtspunkt kann einem nichts passieren. Die meisten wollen nicht verkaufen, von daher ist die Frage sowieso sinnlos. Ich weiß den Wert meiner Sammlung nicht und könnte ihn höchsten schätzen, wobei ich wahrscheinlich weit daneben liegen würde. Da es mein Hobby ist, befasse ich mich mit der Frage aber nicht, sondern eher damit, was noch hinzukommen könnte.
 
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