Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 20.10.2016 20:33:28 Gelesen: 248020# 128@  
@ Gernesammler [#127]

Hallo Rainer,

wo hast du denn den her? Ts, Ts, Ts ...

Aber ich muss etliches korrigieren bei deiner Beschreibung:

Es war kein Wertbrief, auch wenn er siegelseitig 5-fach verschlossen wurde. Wertbriefe zählten zu der Fahrpost, hier haben wir einen schweren Portobrief vor uns, sind also bei der Briefpost.

Das Jahr wird nicht leicht festzustellen sein - vermutlich gar nicht.

Taxis transportierte ihn von Hamburg bis zur bayer. Grenze bei Aschaffenburg. Hierfür erkannte Bayern für diesen Transit 1f 6x, also 1 Gulden und 6 Kreuzer.

Bayern hatte den Brief von Aschaffenburg nach Nürnberg geleitet, wo der Auslagestempel auf die fremde Portoforderung kam und Nürnberg notierte darunter das bayer. Porto von Aschaffenburg nach Nördlingen von 20 Kreuzern.

Die Strecke Aschaffenburg - Nördlingen betrug 158 km oder gleich 21 Meilen. Über 18 bis 24 Meilen kosteten einfache Briefe bis 1/2 Münchener Loth (8,75g) 8 Kreuzer. Hier wurde also gerechnet: 8 + 4 + 4 + 4 + 4 = 20 Kreuzer.

Es war also ein Brief der 5. Gewichtsstufe. Das war es auch für Taxis, denn deren Porto von 1 Gulden 6 Kr. = 66 Kreuzern teilte sich so auf: 22 + 11 + 11 + 11 + 11 = 66 Kreuzer. So schwere Briefe hat man auch nicht alle Tage.

In summa hatte der Empfänger also 1 Gulden 26 Kreuzer zu zahlen, die Nördlingen oben rechts notierte; das war viel Geld damals und etwa ein Wochengehalt eines Knechts, der 70 Std. die Woche zu arbeiten hatte ...

Ein toller Brief, der selten ist, weil aus Hamburg keine großen Korrespondenzen nach Bayern bekannt sind und der in der Besonderheit der 5. Gewichtstufe wohl kein zweites Mal zu finden sein wird. Als Liebhaber von Siegeln ist der Brief ja eh schon eine Granate - also alles richtig gemacht! :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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