Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
dikoe Am: 27.10.2016 17:32:50 Gelesen: 325172# 123@  
Vielen Dank für eure Expertenmeinungen, die ich jetzt erst mal sortieren und zusammenfügen muss. Toll, was man über so ein kleines Briefchen alles sagen kann. Ulf hat mit der Datierung (natürlich!) Recht gehabt. 1857 stimmt, ich hab den Hinweis aus dem Inhalt schlicht vergessen mitzuliefern.

Aus gleichem Lot hab ich ein weiteres Briefchen bekommen, das ich hier auch noch vorstellen möchte.



Vorderseite recht normal, doch rückseitig eine ganze Phalanx von Stempeln, aus denen sich der Weg des Briefes rekonstruieren lässt. Ich versuch's einfach mal:
Der Dienstbrief ging vom Königl. Bayer. Bezirksgericht in Frankenthal an das ...? Landgericht(?) in Höchst. Vorderseite grotesker Halbkreisstempel Frankenthal vom 15.9.(1865 - siehe Inhaltsscan). Auf der Rückseite dann neben dem Dienstsiegel des Prokurators die diversen Stempel, die auf dem Postweg abgeschlagen wurden: Ankunftsstempel Frankfurt a.M. (16.9., 9 1/2-10 V.), dann Höchst am Main, wo man offenbar feststellte, dass Höchst im Odenwald gemeint war. Somit vorderseitig entsprechende Ergänzung des Bestimmungsorts. Brief also zurück nach Frankfurt, dort wieder Stempelabschlag (16.9., 4 1/2-5 N.). Am 17.9., (..?-7 V.) wurde der Brief dann per Bahnpost weiterbefördert (Stempel Bahnpost Mainz-Aschaffenburg) und war 2-3 Stunden später in Höchst im Odenwald (Ankunftstempel 9-10 V.). In etwa 1 1/2 Tagen also von Bayern (Frankenthal) nach Hessen (Frankfurt), dann wiederum nach Bayern (Aschaffenburg), um schließlich im odenwälderischen Höchst den Empfänger zu erreichen.

Probleme bereitet mir folgendes: Laut Wikipedia hatte dieses Höchst im Odenwald nur ein Amtsgericht. Und im Briefinnern ist die Rede von Höchst an der Nidda, was wiederum das Frankfurter Höchst wäre. Da steht dann auch noch was vom zuständigen Großherzoglichen Landgericht Altenstadt, das wiederum an der Nidda liegt. Ist der Brief etwa noch einmal gewandert? Vielleicht kann jemand hier mehr Licht ins Dunkel bringen. Ich hab hierzu den Briefinhalt beigefügt, wo ich im Mittelteil sowie links unten Leseschwierigkeiten habe.



In der Hoffnung, dass wenigstens einiges in meinen Erläuterungen stimmt, wünsche ich viel Spaß mit dem Brief. Für Korrekturen und Ergänzungen bin ich dankbar.

Dieter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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