Thema: Altdeutschland Preussen: Porto bestimmen
bayern klassisch Am: 20.11.2016 14:10:09 Gelesen: 15509# 9@  
@ Saguarojo [#8]

Hallo Joachim,

als Außenstehender (Bayernsammler) versuche ich mal mein Bestes, wenn die Preussen hier schweigen:

Stempel "de Duderstadt" laut PF (Peter Feuser) Katalog-Nr. 776-1 ab 1800 bekannt, steht mit 300 € in schwarz und mit 1.250 € wenn in rot abgeschlagen und wenn der Brief Inhalt hat, sonst 25% nur. Es war ein dirigirendes Postamt während der kaiserliche Reichspost im Erzstift Mainz. Der Stempel wurde 1808 durch einen Einzeiler abgelöst.

Der Stempel A. v. D. bedeutete "Auslage von Duderstadt", was bedeutete, dass ab Duderstadt die Taxe der Briefe belastet wurde. Auslage bedeutete das, was wir heute unter Belastung verstehen.

Einen Umbruch posthistorischer Verhältnisse gab es zum 1.5.1803, als Duderstadt eine preussische Postanstalt wurde. 1807 wurde es eine königliche westphälische Postanstalt im Departement Harz und wurde gleichzeitig Direktion. Erst 1813 nach der Vertreibung der Franzosen wurde es eine hannöversche Postanstalt.

Von daher ist deine Datumsangabe mit Vorsicht zu genießen, weil die dortige Postgeschichte sich als vielfältig erweist und jedes Mal andere Grundlagen der Behandlung von Briefen nach sich zog (oder ziehen sollte).

Laut van der Linden Nr. 419 gab es ihn in rot und schwarz als preussischen Stempel 1804, aber dass es ihn nur 1804 gegeben haben soll, würde ich nicht beschwören, weil ich 1803 bis über 1804 hinaus für wahrscheinlicher halte.

Unter A. v. D. lese ich eine 4, die wohl nur 4 Gutegroschen sein können. Der Zielort "Ratisbonne" = Regensburg rechnete immer mit rheinischen Kreuzern und 4 Gutegroschen von Preußen waren 17 Kreuzer rheinisch (Kr. rh.). Diese wollte "Duderstadt" = Preußen haben und in Anbetracht des Empfängers kam kein taxisches oder bayerisches Porto mehr dazu, so dass man in Regensburg 17 Kr. rh. kassierte ("17 auslg" für 17 Kr. Auslage sind eindeutig).

Zur Person des Grafen von Görtz fand ich dieses:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Eustach_von_G%C3%B6rtz

Da er in Regensburg verstarb, ist anzunehmen, dass er der Empfänger war, aber das wirst du auch schon vor mir heraus gefunden haben (wenn ich das schaffe, schafft das jeder).

Siegelseitig sind keine Porti zu erkennen, sondern Kartierungsnummern, die vergeben wurden, wenn Briefe in Register und Briefmanuale einzutragen waren.

Was du mit "Schriftschnörkel" meinst, weiß ich allerdings nicht.

In der Hoffnung, ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben, verbleibt der Ralph mit lieben vormarkenzeitlichen Grüssen
 
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