Thema: Alliierte Besetzung SBZ 212-241: Die Köpfe (Fehl-)Katalogisierungen
Ben 11 Am: 04.12.2016 17:08:37 Gelesen: 33619# 51@  
@ Carsten Burkhardt [#50], Guten Abend @All,

Zitat: "Einfach, weil physikalische Tatsachen bewusst oder unbewusst ignoriert werden."

Diesem Satz könnte ich folgendes Zitat, welches ich in ähnlichen Diskussionen schön öfter verwendet habe, entgegenhalten:

Zitat: H. Kipphahn, Handbuch der Printmedien, Springer Verlag:
„Was immer an technischen Hilfsmitteln oder Farbordnungssystemen verwendet wird, muss sich an der Farbempfindung des (…) menschlichen Beobachterauges orientieren (…).“

Willkommen im Klub! Die Natur der Farben wurde schon immer kontrovers von Seiten der Philosophie diskutiert und geht zurück bis zu Platon und Aristoteles.

Zitat: R. Mausfeld, Zur Natur der Farben, Betrachtungen aus Philosophie und Neurowissenschaften, Suhrkamp Verlag:

„Denn Farben bilden keine wohlgeformte „physikalische Art“ (…)“. Um die Frage, ob sich Farben also auf bestimmte Klassen physikalischer Größen zurückführen lassen, kreisen bis heute Versuche, der Natur der Farben durch philosophische Analysen näher zu kommen. Beantwortet man die Frage mit „Ja“, so neigt man einer objektivistischen Position zur Natur der Farben zu, beantwortet man sie mit „Nein“, so neigt man zumeist einer subjektivistischen Position zu.“ Zwischen beiden Polen findet sich ein ganzes Spektrum weiterer Positionen.“

Wir beide werden das Problem sicher nicht abschließend lösen können, also bleibt, das Beste daraus zu machen.

Insofern gebe ich heute mal den vorläufigen Schluss der Untersuchung zur Gruppierung der Farbe der 2Pfg. K.-Kollwitz.



Wie schon mal besprochen, lassen sich die L*a*b* Farborte in 5 größere Gruppen zusammenfassen. Die Mittelpunkte der Gruppen erfüllen das Kriterium des Abstandes >5 nach o.g. DIN, nach der bei Überschreiten des Wertes die Farbe als neue Farbe wahrgenommen wird. Die Farbgruppen lassen sich deutlich voneinander trennen. Die Grenzen lassen sich als Ebenen im Raum definieren, wobei ich diese nicht für so wichtig halte. Wichtig ist das Kriterium des Abstandes eines Messwertes zu den jeweiligen Zentren der Gruppen. Der kleinste Abstand entscheidet über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Je größer die Gruppe, umso stabiler ist das Zentrum. Praktisch, also anhand der Marken, muss die Zuordnung aber noch bestätigt werden.

Nahezu alle Gruppen verfügen über mindestens 2 verschiedene Kurvenverläufe der Remissionsspektren, was letztendlich auf bedingt gleiche Farben zeigt. Eine genaue Untersuchung der Kurvenverläufe möchte ich heute jedoch nicht wiedergeben. Ich suche noch eine praktische Möglichkeit, diese zu unterscheiden. Ich denke dabei an eine Spline-Interpolation zwischen einzelnen Messwertepaaren. Der Vorteil wäre, dass die Übergänge an den Messpunkten tangential sind, also keine Kanten entstehen. Das Verfahren stammt aus der Technischen Mechanik und wird bei Freiformflächen angewendet, wo ebenfalls nur Stützpunkte bekannt sind.

Ein kurzer Blick auf die Verteilungen innerhalb der Gruppen und damit zu den Merkmalen der jeweiligen Farben.



Die Gruppe 2 (blau) zeigt eine gleichmäßige Verteilung über "L", einen relativ engen Bereich in "a" und negativ in "b". Interessant ist, dass die Grenze zur Gruppe 4 (braun) mit b=0 in Praxis wahrscheinlich nicht genau 0 ist, sondern bei -0,2 liegt.



Entsprechend die Gruppen 3 (grün) und 4 (braun), für die ich keine Grenze zueinander definiere. Die "b"-Werte sind konsequent positiv bis b=0.

Gruppe 5 (Cyan) zeigt eine Lücke bei "a"= -3,5. Man sieht das schon in der Punktedarstellung. Was genau diese Lücke bedeutet, kann ich heute noch nicht sagen. Dazu ist sicher ein Blick auf die jeweiligen Kurvenverläufe sinnvoll.



Und schließlich Gruppe 6 (orange) mit den Farben, die fasst in das Schwarze gehen. Die Verteilung in "L" ist etwas schief, je dunkler die Farben werden, desto geringer ist die Anzahl der Marken.

Mit dieser Analyse konnte ich zeigen, dass eine Unterteilung der Farben der 2Pf K. Kollwitz in mindesten 4 Gruppen plausibel ist, und diese Gruppe auch sicher unterschieden werden können. Zudem konnte ich schon weiter oben auf zwei Untergruppen bei Gruppe 4 (braun) aufgrund bedingt gleicher Farben hinweisen. Nachweisbar wäre das mit unterschiedlicher Beleuchtung (Normlicht).
Ausführlich werde ich die Ergebnisse in einem PDF Dokument beschreiben. Wer das gern haben möchte, schicke mir bitte eine Nachricht.

Ich hoffe, Ende des Jahres damit fertig zu sein.

Viele Grüße und weiter eine schöne Vorweihnachtszeit.
Ben.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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