Thema: Ebay: Nachrichten und Informationen
Richard Am: 01.03.2009 11:50:50 Gelesen: 71198# 20@  
Internetauktionen: "Ebay ist auf dem absteigenden Ast"

Von Oliver Voß

Wirtschaftswoche (26.02.09) - Ebay-Deutschland feiert heute sein zehnjähriges Bestehen. Doch die besten Zeiten des Auktionshauses sind vorbei und werden wohl auch nicht wiederkommen. Ebay-Experte Axel Gronen erklärt im Interview mit wiwo.de, welche Fehler Ebay macht.

wiwo.de: Ebay Deutschland feiert heute sein zehnjähriges Jubiläum, doch die Geschäfte laufen schlecht, im Weihnachtsgeschäft gingen die Einnahmen erstmals zurück. Kann Ebay wieder zu alter Stärke zurückfinden?

Axel Gronen: Nein, das Kerngeschäft ist auf dem absteigenden Ast und der Trend geht deutlich gegen Ebay. Wenn man früher etwas im Internet kaufen wollte, kam man um Ebay kaum herum. Heute gibt es viel mehr Konkurrenz, ob Amazon oder die zahlreichen Preisvergleichsmaschinen.

Ebay bietet deswegen immer mehr Artikel zu Festpreisen an, dadurch geht jedoch das Einzigartige eines virtuellen Flohmarktes verloren. Sollte sich Ebay mehr auf Auktionen oder Festpreisangebote fokussieren?

Es kommt auf die richtige Mischung an. Ebay ist entzaubert - es nur noch ein ganz normaler Marktplatz. Das Community-Gefühl ist verschwunden. Früher konnte man auf Ebay noch Flirtbekanntschaften machen – diese Zeiten sind völlig vorbei.

Welche Fehler haben dazu geführt, dass dieses besondere Gefühl verloren ging?

Die deutschen Manager haben nie verstanden, dass Ebay mehr ist als nur Zahlen. So ist zum Beispiel die Veranstaltung "Ebay Live" auf der sich die Ebay-Mitglieder jährlich getroffen haben immer langweiliger geworden.

Aber es gab doch die Ebay-Universität, es gibt ein eigenes Ebay-Magazin.

Ja, die gab es. Doch die Universitäten wurden aufgegeben und auch die Kooperation mit den Volkshochschulen, an denen Kurse für professionelle Ebay-Verkäufer veranstaltet wurde, ist beendet.

Und nun wurden noch ein Großteil der Zuständigkeiten aus der Deutschland-Zentrale abgezogen und fast zehn Prozent der Stellen gestrichen.

Es wird nicht gut sein, wenn das Unternehmen einen seiner wichtigsten Märkte nicht mehr richtig betreut. Das war schon in Österreich zu spüren, wo die Streichungen Kunden gekostet haben.

Dabei gab es bei Ebay-Deutschland viele Besonderheiten, die so auf dem US-Markt nicht angeboten wurden. Beispielsweise Betreuer für spezielle Kategorien, wie Briefmarken, die sich auch mit Fälschungen gut auskannten. Doch das wurde schon vor zwei Jahren aufgelöst.

Gibt es denn positive Entwicklungen?

Ebay hat seinen Fokus von den Verkäufern wieder auf die Käufer gelenkt. Das war ein richtiger Schritt, sonst wären die Zahlen wohl noch schlechter. Doch diesen Schritt hätte das Unternehmen schon vor zwei Jahren machen sollen.

Aber es gab zahlreiche Proteste von Verkäufern, als die Gebühren und Geschäftsbedingungen geändert wurden.

Man muss sich aber angucken, wer da protestiert hat. Viele große Händler sind durchaus zufrieden und Anbieter, die ihre Kunden veräppelt haben wurden rausgeworfen. Auch dadurch ist die Kundenzufriedenheit gestiegen.

Die sind auch froh, dass sie aus Rache von Händlern nicht mehr negativ bewertet werden können und freuen sich über positive Käuferbewertungen. Bei Aldi sagt die Kassiererin nie, der Kunde ist sympathisch und hat schnell bezahlt.

Es gab auch viel Ärger darüber, dass man immer öfter Ebays-Bezahlsystem Paypal nutzen muss und dafür weitere Gebühren anfallen.

Auch wenn Ebay das bestreitet, wird es dazu kommen, dass die Akzeptanz von Paypal für alle Angebote vorgeschrieben wird. Für die großen Verkäufer ist es auch nicht so teuer, da werden viele Krokodilstränen vergossen.

Aber Paypal hat noch viel zu wenig Personal und zahlreiche technische Unzulänglichkeiten. Absolut peinlich ist es auch, dass sie keine Rechnungen ausstellen können. Das ist eigentlich ein Skandal für einen Anbieter, der mit seiner Banklizenz wirbt. Doch im Großen und Ganzen ist Paypal auf einem guten Weg.

Mit der Internettelefonie-Tochter Skype ist das Unternehmen auch nicht glücklich, es gibt immer wieder Verkaufsgerüchte.

Ein Verkauf von Skpe wäre auch sinnvoll, denn Ebay kann damit nichts anfangen und hat viel zu viel für Skype bezahlt. Bei Google wäre Skype besser aufgehoben, Paypal übrigens auch, da Googles eigenes Bezahlsystem gefloppt ist. Jetzt wo Ebay-Aktien so niedrig bewertet sind, wäre es für Google vielleicht sowieso eine gute Idee, Ebay zu übernehmen.

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Zur Person

Axel Gronen war Geschäftsführer verschiedener Internet-Unternehmen. Jetzt arbeitet er als Berater und Experte für Online-Auktionen. Gronen hat ein Buch über Ebay beschrieben und verfolgt auf seiner Internetseite Wortfilter seit langem die Entwicklungen des Auktionshauses.

(Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/ebay-ist-auf-dem-absteigenden-ast-388994/)
 
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