Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 25.12.2016 10:47:36 Gelesen: 322336# 129@  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine frankierten Dienstbrief als Portopflichtige Dienstsache aus Neu-Ulm nach Heidenheim (das württembergische), den ich weder wegen der Marke, noch wegen der Stempel (blau ist aber immer schön!) gekauft habe, sondern nur wegen eines Wortes: HAFT.

Ich kenne Dienstbriefe aus Bayern mit HAFT - Vermerk hauptsächlich aus der Pfennigzeit und aus den Inhalten ging immer hervor, dass jemand staffällig wurde (in Bayern) und man nun weitere Anfragen zu dem Beschuldigten hatte, weswegen immer höchste Eile geboten war. Ewig konnte man einen potentiellen Straftäter nicht festhalten, heute würden wir Untersuchungshaft zu diesem Zeitraum sagen.

Absender war der stellvertretende Staatsanwalt in Neu-Ulm und der Inhalt ist uns auch erhalten geblieben:



"Verhaftet Neu-Ulm, den 31. Dezember 1872

Vom Vertreter der Staatsanwaltschaft am königlich bayerischen Landgericht Neuulm an das königlich württembergische Oberamt Heidenheim

Den Kammmachergesellen
Johann Baier von Heidenheim
wegen Diebstahls betreffend

Gestern wurde Rubrikat (= der J. B. aus Heidenheim)
wegen Diebstahls dahier eingeliefert.
Ich ersuche um umgehende gefällige
Bekanntgabe seiner allenfallsigen
Vorstrafen."

Interessant ist, dass man nicht per Express verschickte, wofür man hätte 9 Kreuzer investieren müssen. Ganz so extrem dringend war es also nicht. Es gibt aber auch expresse Dienstbriefe mit HAFT - Vermerken, so dass es schon möglich gewesen wäre, dies zu tun.

Es wäre interessant zu sehen, ob es hier noch mehr solcher Haft - Briefe gibt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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