Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 05.03.2009 17:22:56 Gelesen: 1323346# 196@  
Er kann das Sticheln einfach nicht lassen

Von Jochen Bendele

KleineZeitung.at (28.01.09) - Robert Trsek aus Saurachberg hat für die Post schon 20 Briefmarken gemacht. In diesem Sommer fesselt ihn ein Dreier-Block zum Darwin-Gedenkjahr ans Atelier.

Schade, dass Robert Trseks Künstleraugen derzeit wenig Ausgang haben. Von seinem 400 Jahre alten Bauernhaus hoch über Feldkirchen könnte er den Blick von der Koralm bis zum Mittagskogel schweifen lassen. Statt dessen starrt er, bewaffnet mit Sticheln und Schleifstein, auf eine kleine silberne Eisenplatte, "bis zu 50 Stunden am Stück und wirkt immer noch frisch und unverspannt", staunt Gattin Maria.

Trsek ist Maler, Grafiker, Graveur - und Briefmarkenstecher. Hemma und Landhaus hat er schon in Postwertzeichen verwandelt, bald folgt die Gedenkmarke zum Darwin-Jahr (Geburtstag vor 200 Jahren, sein Hauptwerk "Vom Ursprung der Arten" erschien vor 150 Jahren).

Sympathischer Darwin.

"Charles Darwin ist mir richtig sympathisch geworden", sagt Trsek. "Mit seiner Neugier und seiner Fähigkeit zu staunen ist er inzwischen fast so etwas wie ein Bruder." Die Erde mit unverstelltem Blick zu sehen und aus Anschauung und Intelligenz heraus ein neues Weltbild zu schaffen - das gefällt Trsek. Und macht es ihm wohl leichter, an einem Quadratmillimeter Briefmarke länger als eine halbe Stunde zu arbeiten, über 50 Stunden an einem Quadratzentimeter, 350 Stunden an der ganzen Marke. Nur: Bis Mitte August muss er drei Marken abliefern, die gemeinsam das Motiv darstellen. "Das wird ein Horror-Sommer", stöhnt Maria.

Mensch und Kunstwerk.

"Kaiser Franz Joseph war ganz schön cool", freut sich Trsek. Denn der Monarch genehmigte höchstderoselbst, dass das Darwin-Affen-Bild einen Fries im Naturhistorischen Museum ziert - und das nur kurze Zeit nach Erscheinen des Werks. Wenn der Mensch vom Affen abstammt und der Kaiser ein Mensch ist, dann würde das ja bedeuten . . . Ein weiser Mann, unser Kaiser! Obwohl Trsek - einer der führenden 20 Stecher weltweit - mit den Briefmarken seine künstlerische Freiheit finanziert, schätzt er diese Arbeit. "Hinter jedem Kunstwerk steckt eine Welt", sagt er. "Wenn Inhalt, Form und Technik zusammenstimmen, wird Mehrwert erzeugt und das Werk tritt in Wechselwirkung mit dem Betrachter." Es komme darauf an, womit wir umgehen und uns umgeben: "Technik und Industrie machen uns zu Maschinen, und wo das Menschliche gebrochen wird, wird's für uns gefährlich."

"Bleibendes schaffen!

"Mit sieben Jahren, am Grab seines Vaters, eines Bäckers, erkannte er die Trauer der Familie als Selbstmitleid, "das hat meinen Blick auf die Wirklichkeit der anderen verändert". Mit 13, im Wettstreit mit sieben Geschwistern um die Gunst der Mutter, beschloss er, Künstler zu werden: "Ich wollte Bleibendes schaffen!" Wenn er sich davon erholt, liest er, fährt Schi, pokert oder reist mit Maria, die den Linzer vor 17 Jahren aus Wien auf den Bauernhof lockte, in der weiten Welt herum. Fast wie Darwin.



(Foto: Koscher)

(Quelle: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/kaerntnerdestages/1820687/index.do)
 
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