Thema: Nobelverein Royal Philatelic Society im Aufwind
Heinz 7 Am: 16.01.2017 23:21:29 Gelesen: 67223# 20@  
@ 22028 [#3]

Die Royal Philatelic Society London ist nichts weniger als der führende Philatelisten-Verein der Welt, und kann deshalb nur schwer mit einem Ortsverein und seinen Problemen verglichen werden. Diese führende Stellung hat die RPSL schon lange inne, doch ist sie in den letzten 10 Jahren deutlich auf "Expansionskurs": hatte sie 2006 noch 1643 Members, sind es Ende 2016 (Okt.) 2264, also 37,8 % mehr! Und das, obwohl natürlich auch in der Royal viele ältere Sammler dabei sind und jedes Jahr eine Reihe von ihnen stirbt.

Der Verein ist zwar einerseits "very british" und legt grossen Wert auf Tradition, er hat sich meines Wissens aber auch breit geöffnet. Waren früher die Mitglieder weitgehend auf Bürger des Commonwealth beschränkt, macht die Royal heute verstärkt Werbung z.B. in Asien und gewinnt neue Mitglieder weltweit. Es war aber bereits viel früher für viele der grössten Sammler Europas und Amerikas ein "Muss" (oder eine Ehre), Mitglied dieses noblen Vereines zu sein.

Nach dem United Kingdom und den USA ist Deutschland das Land mit den drittmeisten Mitgliedern (107, Stand Okt. 2016). Die Schweiz hat relativ viele Mitglieder, immerhin 45, gleichviel wie Frankreich und fast so viele wie Italien (51).

Der Verein kennt neben den ordentlichen Mitgliedern (members) auch besonders verdiente Mitglieder (fellows). Sie müssen in aller Regel etwas Bedeutendes für den Verein (RPSL) oder die Philatelie gleistet haben, nur lange "dabeizusitzen", genügt (heute) nicht. (Ich weiss nicht, ob das vor 50 Jahren anders war). Darum darf 22028 stolz darauf sein, als Fellow gewählt worden zu sein.

Die Mitgliedschaft ist ziemlich teuer, aber interessant ist, dass die Leute "from or near London" mehr zahlen als Members, die weiter weg wohnen. Und "overseas" members, also auch bereits Festland-Europäer, haben noch einen etwas tieferen Betrag abzugeben, weil der Verein wohl zu Recht davon ausgeht, dass sie die Infrastruktur/die Benefits des Vereins viel weniger in Anspruch nehmen können als die Einheimischen.

Die Verantwortlichen der RPSL übernehmen alle grosse Verantwortung, wie den Jahreseberichten zu entnehmen ist. Ein gewähter Präsident ist wohl im Dauereinsatz für die Philatelie und leistet in der Regel enorm viel. Aber natürlich ist es eine grosse Ehre, Präsident zu werden, und so hat der Verein nie ein Nachwuchs-Problem für DIESE Aufgabe. Vielleicht auch, weil sie seit einer Weile auf 2 Jahre beschränkt ist, dann rückt einer der Vice-Presidents nach, und so geht das fort und fort. Alle 10 Jahre organisiert die RPSL eine weltweite Ausstellung, die jeweils grossartig ist (1950, 1960, 1970 etc., alles gewaltige Ausstellungen, oft die Besten des Jahrzehnts. 2015 nahm man sogar eine Zusatz-Ausstellung ins Programm, zum 175 Jahr-Jubiläum der Penny Black).

Die RPSL ist einer der wenigen Vereine mit einem eigenen Haus. Ganz neu hat die RPSL nun den Plan, ihr altehrwürdiges Haus zu verkaufen und einen neuen Vereinssitz zu kaufen. Vielleicht will man auch darum noch mehr Mitglieder, um die enormen Kosten besser tragen zu können, welche bei der Führung eines solchen Vereines mit solchen Aktivitäten entstehen. Die RPSL hat eine phantastische Bibliothek, ein Archiv/Museum, eine Vereinszeitschrift, eine Vergleichssammlung, ein kleines Administrations-Team, und - wie erwähnt - ein altes Haus, das kostet alles viel Geld...

Noch ein Wort zum Niveau. Natürlich sind viele der besten Philatelisten genau hier, in diesem Verein, zuhause. Und natürlich haben viele dieser Weltklasse-Sammler auch sehr viel Geld. Aber es gibt auch unzählige wenig begüterte Philatelisten, die stolze Mitglieder dieses grossartigen Vereines sind. "Knowledge" zählt in diesem Verein in der Regel genau so viel wie "money", oft sogar noch mehr, und tüchtige Philatelisten werden grosszügig gefördert. Die Vereinszeitschrift, der "London Philatelist" bringt auch unzählige Beiträge über preislich geringwertige Stücke. Die Postgeschichte nimmt einen wichtigen Platz ein bei den Fachbeiträgen (Zeitschriften-Artikel und auch Vorträge).

Alle Briefmarkensammler sollten froh sein, dass es diesen Verein, die RPSL, gibt, denn er bewirkt sehr viel Positives für die Philatelie! Es gibt nur sehr wenige Vereine, die ähnlich aktiv und erfolgreich sind. Ich denke, es ist wichtig, solche Vereine zu unterstützen. Solche Vereine werden die (für das Briefmarkensammeln) nicht einfachen Zeiten auch überstehen, im Gegensatz zu vielen Ortsvereinen ohne Nachwuchs.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/9851
https://www.philaseiten.de/beitrag/143369