Thema: (?) (54) Postkrieg: Schwärzungen und Gegenstempel
hajo22 Am: 18.01.2017 11:29:58 Gelesen: 33937# 38@  
"Not macht erfinderisch" so lautet ein Sprichwort.

Um Nachgebühren und oder Versandbeschränkungen/Rückgaben zu vermeiden, frankierten findige Westberliner 1948/49 ihre Post nach Ostberlin/in die SBZ mit Marken beider Postverwaltungen.

Hier ein Ortsbrief vom 11.8.1949 gestempelt Berlin-Charlottenburg 2 in den Ostsektor Berlins O 34. Frankiert mit 10 Pf. für das Ortsporto Westberlin und 16 Pfg. für den Ortsbrief in Ostberlin.

Die Marken wurden getrennt voneinander verklebt und getrennt entwertet. Im Ostsektor mit Berlin N 4 "nachträglich entwertet".

Man stellt sich die Frage: Warum hat der Westberliner Absender nicht gleich den Brief in einen Briefkasten in Ostberlin eingeworfen? Nun, das kann vielerlei Gründe haben, manchmal war es auch so, daß der Absender den Ostsektor nicht betreten wollte oder konnte. Ich kann mir zumindest ein mulmiges Gefühl vorstellen.

Westliche Spielfilme aus der frühen Nachkriegszeit, wie z.B. "Weg ohne Umkehr" zeigen solche Situationen in Berlin.



Solche "Doppelfrankaturen" sind beliebt und sehr gesucht. Sie erinnern an die Situation 1871/73 in Elsaß-Lothringen als es noch keinen neuen Postvertrag zwischen dem neu entstandenen Deutschen Reich und Frankreich gab, so daß Porto für beide Postverwaltungen separat bezahlt werden mußte.

Ich zeige ein Beispiel (Erläuterungen siehe Attest; Den Begriff "Mischfrankatur" halte ich in diesem Zusammenhang für unglücklich):



VG, hajo22
 
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