Thema: Briefmarken: Steht uns der wahre Preisverfall noch bevor?
olli0816 Am: 29.01.2017 14:00:34 Gelesen: 22012# 5@  
Ich denke, dass das Alter für Briefmarkensammler im Schnitt schon immer recht hoch war. Die Statisik des BdPh zeigt zwar eine Realität, aber nicht die komplette. Fakt ist, dass die Berührungspunkte zu den Briefmarken für den Nachwuchs nicht mehr vorhanden sind. Neues wird selbst für mich unsammelbar, wie z.B. die eintönigen Frankierungen in der Post ohne Marken. Selbstklebende kann man ungestempelt schlecht aufheben und ich habe einen alten kleinen Bogen, wo die Ecken an den Zähnungen so unschön sind, dass es zumindest für mich nicht sammelbar ist. Neues ist also zum großen Teil nicht sonderlich attraktiv, und das ist schon ein Problem, um neue Interessenten zu finden. Daneben kommt natürlich zum einen das Überangebot an Freizeitmöglichkeiten dazu und dass die Leute immer mobiler werden müssen und daher nicht zu viele Dinge ansammeln möchten.

Briefmarken werden kein Breitensport mehr sein, d.h. wie früher, dass in der Schule viele gesammelt haben. Trotzdem wird es auch in Zukunft viele Sammler geben, da gerade die alten Briefe und Briefmarken ihren Reiz haben. Man sieht, dass gerade die klassischen Briefmarken weiterhin hoch bezahlt werden. Alle Marken werden mit der Zeit weniger, weil sie durch irgendwelche Ursachen verloren gehen oder vernichtet werden. Die Zahl der Sammler wird kleiner werden und natürlich werden die Preise für viele Gebiete sinken. Für einen Sammler, den die Wertigkeiten nicht oder nur in zweiter Reihe interessiert, sind das sehr schöne Verhältnisse. Ganz unten habe ich von der Hamburger Privatpost gerade eben in der Nachauktion zwei wunderschöne Paare für etwas über 60 EURO ersteigern können. Ich denke, in den 1980ern wäre das so nicht möglich gewesen. Also für aktive Sammler ist die Zeit heute wesentlich besser, wie ich finde.

Zum anderen schätze ich, dass die Statistik des BdPh nur die klassischen organisierten Sammler abbildet. Junge Sammler sind in der Regel nicht organisiert, das zeigt auch das Diagramm. Aber es gibt sie doch mit den unterschiedlichsten Sammelgebieten. Ich verkaufe z.B. meine Überschüsse über ebay und dann bekommt man hier und da auch mal Kontakt zu jemanden. Und da sind durchaus recht viele Sammler dabei, die friedlich vor sich hinsammeln und bei ebay gerne kleinere Posten oder Serien kaufen. Geht ja problemlos und das Angebot ist sehr groß. Auch international - und da meine ich nicht nur China - sind erstaunlich viele Leute aktiv.

Allerdings würde ich wegen der Werthaltigkeit keine Briefmarkensammlung zusammen tragen. Wenn ich Geld anlegen möchte, gibt es ganz andere Investitionsobjekte, die mehr Rendite versprechen. Obwohl ich immer wieder auch mal mehr für Briefmarken ausgebe, ist es bei mir so, dass das Geld dann ausgegeben ist wie wenn ich mal zum Kurzurlaub nach Italien fahre. Das was ich bei ebay einnehme, ist mir nicht wichtig/hoch genug und wenn da ein bisschen was zusammen gekommen ist, lege ich es wieder in Briefmarken an. Ob dann später jemand meine Sammlung kauft, werde ich auch nicht mehr erleben. Von daher ist es mir egal. Ich bin mir sicher, dass meine Erben mit den Marken aller Wahrscheinlichkeit nichts anfangen können, aber das ist dann deren Problem.

Hier die Privatpostmarken. Werden die in 50 Jahren noch was wert sein, weil es noch genug Sammler gibt? Ich weiß es nicht.


 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/9915
https://www.philaseiten.de/beitrag/144228