Thema: (?) (172) Altdeutschland Bayern Auslandspost
hettel Am: 05.02.2017 16:32:36 Gelesen: 94752# 52@  
Hallo Bayernsammler,

ich will jetzt den 3. Teil der Bayern-Belege zeigen, welche nach Asien, Australien und Ozeanien verschickt worden sind. Ich hoffe, ich langweile nicht zu sehr.

Kurz auf die Frage von Mausbach1 einzugehen, ob Belege nach Persien bekannt sind: die Frage wurde mir schon mehrfach gestellt, ich selbst habe noch keine gesehen. Das muss aber nicht heißen, dass es keine gibt. Hier gelten ebenfalls die gleichen Vorbemerkungen wie nach der Post nach Afrika. Belege der Kreuzerzeit sind nach Indien und Japan bekannt (hier die bekannte Thorel Ziegler Correspondenz von Nürnberg nach Jokohama, welche auf der Derichs-Auktion im August 2014 versteigert wurde). Post aus dieser Zeit ging vorrangig über Frankreich. Nach Öffnung des Suez-Kanals am 17. November 1869 lief die Post meist über Triest und Brindisi.

Palästina

Als am 1. März 1870 die Postagentur des Norddeutschen Postbezirks in Konstantinopel eröffnet wurde, erstreckte sich das Osmanische Reich von Bosnien über Bulgarien und Kleinasien bis an die Grenzen Persiens, über Mesopotamien und die Arabische Halbinsel, mit Ägypten und Tunesien auch über einen großen Teil Nordafrikas. Die Interessen der Deutschen Post beschränkten sich jedoch auf Konstantinopel, wozu später noch Kleinasien, Libanon und Palästina hinzukamen. Das Deutsche Postamt in Jerusalem arbeitete in der Zeit vom 01.03.1900 bis zum 30.09.1914. Anfangs im David Waller Lager in der Jaffa Street, dann ist es umgezogen in das Gebäude der Bank „Crédit-Lyonnais“ und später in das Gebäude der Anglo - Palästina Gesellschaft. Postsendungen aus Deutschland gingen – mit Ausnahmen - generell über das Postamt in Jerusalem.



Eine 5 Pf.-Ganzsache mit Zusatzfrankatur (GS. Nr. 79/02 + Nr. 61 y) vom 23.11.1908 (6-7 N) (Mo.) von Fürth nach Jerusalem. Ankunft in Jerusalem war der 01.12.1908. Der Ankunftsstempel ist die ausgebesserte Form des Stempels Nr. 1a, der ab dem 01.03.1908 bis 30.09.1914 dort eingesetzt wurde.

Österreichisches Postamt in Jerusalem

Das Gebäude, in dem das Postamt von 1903 bis zu seiner Aufhebung am 1.10.1914 untergebracht war, liegt in der Altstadt Jerusalems gegenüber dem Jaffa-Tor. Das 1849 in der damals zum Osmanischen Reich gehörenden Stadt Jerusalem eingerichtete k.k. (Vize-) Konsulat unterhielt seine Postverbindung mit der Heimat durch die Dampfer des Österreichischen Lloyd, die den Hafen von Beirut anliefen. Als Lloyd seine Route nach Jaffa ausdehnte, wurde zwischen beiden Städten ein österreichischer Postdienst eingerichtet. Aufgrund einer Vereinbarung des k.k. Außenministeriums mit der Hohen Pforte wurde 1859 in Jerusalem das österreichische Postamt ins Leben gerufen. Den Transport der Sendungen auf der 70 km langen Strecke besorgten berittene Kawassen des Konsulates mit Packpferden, später mit Wagen. Da auch Wertsendungen dabei waren, kam es zu Raubüberfällen durch Beduinen, denen nicht nur Postkuriere sondern auch türkische Gendarmen zum Opfer fielen.

Dies erklärt, weshalb das Porto sehr teuer war. Anfang der Siebzigerjahre des 19. Jhs kostete ein Brief nach Mitteleuropa ca. einen Goldfranken. Obwohl auch Frankreich, Russland und später auch das Deutsche Reich und Italien in Jerusalem Postbüros unterhielten, setzten Pilger und Einheimische das meiste Vertrauen in die österreichische Post. Nicht einmal ein türkisches Filialpostamt im israelitischen Viertel, das von einem Angehörigen der mosaischen Religion geleitet wurde, einen Stempel mit hebräischen Lettern verwendete und erhebliche Rabatte beim Wertzeichenverkauf einräumte, konnte sich halten. Das Ende für die österreichische Post in Palästina und im übrigen Osmanischen Reich kam wie für alle anderen fremden Posteinrichtungen abrupt, als die türkische Regierung den Ausbruch des 1.Weltkrieges zum Anlass nahm, um die Sonderrechte für Ausländer und alle auf ihrem Territorium fungierenden fremden Postanstalten aufzuheben.



Interessant an dieser Karte, welche am 23.09.1899 (8 N) (Sa.) von Lichtenfels (Of) nach Jerusalem verschickt wurde, ist die Bearbeitung im österreichischen Postamt in Jerusalem am 13.10.1899. Diese Karte wurde über München nach Wien weitergeleitet, so dass die österreichische Post den Weitertransport vornahm. Der Abgangshafen ist Triest.
 
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