Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
Erdinger Am: 13.02.2017 16:18:08 Gelesen: 135217# 29@  
@ Briefmarkentor [#25]

Hallo,

ich kann dein Anliegen gut verstehen.

Du sprichst aber kein allein auf die Philatelie beschränktes Problem an. Es beschränkt sich auch nicht auf die unorganisierten Sammler allein.

Während meines Geschichtsstudiums 1985 bis 1991 in München habe ich Bibliografieren gelernt. Das hilft mir noch heute. Damals gab es in der Staatsbibliothek in München einen maschinegeschriebenen Zettelkatalog in riesigen Karteikästen. Wenn man Bücher aus dem Zeitraum vor 1850 benötigte, musste man auf den sogenannten Alten Hauptkatalog ausweichen, für den man eine spezielle Zugangsberechtigung brauchte und der aus handgeschriebenen Zettelkartuschen (Sütterlinschrift!) und Folio-Bänden (Kurrentschrift!) bestand. Erst ab Mitte der 1990er-Jahre kam OPAC, das computergestützte Recherchemittel, in das nach und nach die Bestände eingepflegt wurden, der alte Hauptkatalog zuletzt. 1991 begann ich mit den Recherchen für eine Doktorarbeit. Ich dachte, ich könne bibliografieren (u.a. Auswerten alter internationaler Zeitschriftenjahrgänge, gedruckte Bibliografien, gedruckte Projektübersichten auf europäischem Niveau). Es dauerte eineinhalb Jahre, bis ich - durch die Zuschrift eines pensionierten Professors - herausfand, dass für mein in Aussicht genommenes Thema bereits eine ungedruckte Dissertation in Wien existierte.

Ist das übertragbar auf die Philatelie? Ja. Oft finde ich auch hier, trotz gezielter (erfolgloser) Suche in vorhandenen Bibliografien und Bibliotheksverzeichnissen manche Titel nur zufällig, durch den Tipp eines Freundes oder in Antiquariatskatalogen. Leider entspricht der Veröffentlichungsstandard philatelistischer Literatur in der Regel nicht den wissenschaftlichen Kriterien, was das Ermitteln noch schwerer macht.

Langer Rede kurzer Sinn: Leicht abgreifbare Fertiglösungen im Internet wird es m. E. auch auf absehbare Zeit nicht geben, ebenso wenig wie es sie in gedruckter Form in der Zeit vor dem WWW gab. Nach wie vor hilft nur Sitzfleisch, Fantasie bei der Schlagwortsuche und Geduld, viel Geduld. Nein, auch ich habe keine Zeit im Überfluss, aber ich muss sie doch immer wieder investieren.

Einige Suchbehelfe:

Gebt das Kürzel OPAC in Google ein. Es erscheinen zahlreiche Links zu bayerischen Bibliotheken. Die Bayerische Staatsbibliothek wie andere Staatsbibliotheken haben enorm viel, auch internationales, Material zu bieten.

Nutzt die Online-Datenbanken der philatelistischen Bibliotheken (München ist besonders gut organisiert, bis in die Artikel der Zeitschriften und die ArGe-Rundbriefe hinein).

Der langjährige Leiter der Münchner Bibliothek, Robert Binner, veröffentlicht in PhilaHistorica (https://www.phil-shop.de/Phila-Historica:::42.html) Listen neu eingegangener Literatur.

Was die Werbung für philatelistische Literatur und Quellen angeht: Ich versuche nach Möglichkeit immer, bei Beiträgen in Foren auf Quellen oder Literatur zu verlinken. In altpostgeschichte.com setze ich Links zu Quellen (u.a. UPU-Kongressdokumente), die online zur Verfügung stehen. (Aus Zeitgründen mache ich es vor allem dort)

Wenn das jeder macht, und sei es auch nur in Einzelfällen, ist allen geholfen. Dann greift nämlich die Suche auch über Google.

Viele Grüße aus Erding!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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