Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
olli0816 Am: 14.02.2017 10:22:35 Gelesen: 134999# 32@  
Ich habe zwar sehr viel Fachliteratur, erwische mich aber immer häufiger dabei, den digitalen Weg zu gehen. Ich besitze zum einen so alte Sachen wie Kohls Briefmarkenhandbuch, aber auch neueres z.B. über Griechenland (da ist der Michel völlig unzureichend) oder Altdeutschland, Deutsches Reich oder gewisse Themen in Deutschland.

Es kommt aber immer darauf an, wie tief man einsteigen möchte. Viele Sammler werden gerne - auch hier in den Foren - verlacht, weil sie nur die Felder ihrer Alben vollmachen oder bunte Bildchen nach irgendwelchen Thematiken (das ist nicht despektierlich gemeint) sammeln. Das finde ich aber genauso OK, wenn jemand seine Freude darin findet.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn man sieht, wie so mancher Schrott für einiges Geld an unbedarfte Sammler geht. Aber man sollte mal die Relationen sehen. Es geht nicht um Beträge, die jemanden in finanzielle Not bringen und die meisten "Dummkäufe" bewegen sich bis 50 EURO. Natürlich geht das auch anders und manche legen mehr Geld aus, aber auch hier hält sich mein Mitleid in Grenzen.

Literatur neben dem Michel ist zugegebenerweise nicht sehr preisgünstig. Manches gute Buch ist recht schnell vergriffen, wie z.B. 100 Jahre Germania von Jäschke-Latelme, um nur eins zu nennen. Ich kann schon verstehen, wenn jemand im Monat vielleicht nur 20 EURO für sein Hobby hat, dass er lieber bei ebay ein paar neue Marken dafür kauft oder ein neues Album, was auch immer. Eine Geldfrage.

Hier wäre z.B. wirklich so eine Organisation wie der BdPh mit einem Mehrwert gefragt. Die Bibliotheken fangen immer mehr an, ihre alten Bestände zu digitalisieren. Diese Methode hat sehr viel Charme. Zum einen kann man sehr gut digital suchen (wenn man den Inhalt als Text speichert), zum anderen kann man durch die Auflösung der Bilder wesentlich besser die Merkmale zeigen, als in einem Buch. Sollte sich als etwas falsch oder anders heraus stellen, wären sogar sehr schnell und problemlos Änderungen möglich. Was ich damit sagen möchte: Das Medium Internet ist gerade in Gebieten mit viel Detailwissen dem Buch turmhoch überlegen. Auch wenn die älteren Sammler meinen, das Internet nicht nutzen zu müssen, sollte man dem Internet/der Digitalisierung den Vorrang geben, weil die alten Sammler in 20 Jahren nicht mehr aktiv sind.

Das was Ron in YouTube gestartet hat, ist ein sehr guter Versuch, für Anfänger eine Übersicht zu geben. Anhand der Zugrifffszahlen sieht man, dass Themen wie Briefmarken noch neu in diesem Medium sind und die Leute noch nicht gewohnt sind, hier zu suchen. Das liegt vielleicht auch daran, dass es nicht publik gemacht wird. Trotzdem ist es ein Weg, wie Philatelie in Zukunft gelebt werden kann.

Es wird z.B. viel über das Vereinssterben geredet. Aber das ist genauso wie z.B. das klassische Buch: Die Sachen entwickeln sich weiter und hier denke ich, dass es in Zukunft Vereine gibt, die sich (auch) virtuell treffen. Seien wir ehrlich: In einem klassischen Verein sind meistens nicht die Leute vertreten, die die gleichen Sammelgebiete haben wie ich. Bringt mich nicht sonderlich weiter. Aber virtuell über die Welt verteilt gibt es einige, die meine Interessen teilen. Mit Sicherheit wird es Technologien geben, wo man Themen virtuell mit anderen Interessenten diskutieren und sehr schnell feststellen kann, ob etwas echt oder falsch ist. Das heißt, Wissen wird sich von Büchern in das allgemeine digitale Medium verlagern. Dazu viel mehr Interaktion, sprich aktiv mit anderen Sammlerfreunden sein Hobby frönen. Nur weil jemand mit 70 oder 80 dazu nicht mehr bereit ist, heißt das nicht, dass diese Sachen in Zukunft keine Rolle spielen werden. Und ich schätze, das ist sogar sehr viel zugänglicher, als ein spezialisiertes Buch, weil kommunikativer.


Ich habe hier einen Link von Microsoft, wie solche virtuelle Treffen aussehen können:

https://www.youtube.com/watch?v=7d59O6cfaM0

Ich arbeite nicht für Microsoft, soll also keine Werbung sein. Aber das, was wir hier sehen, wird in 5 - 10 Jahren Realität sein und so könnten Vereinstreffen und Argentreffen in Zukunft ausschauen. Die Leute können sich wesentlich häufiger nach Lust und Laune treffen, auch wenn einer in München und der andere in Hamburg wohnt. Ich persönlich sehe da nur Vorteile. Am Abend ein Stündchen über die griechischen Hermesköpfe mit meinem Kumpel in Griechenland geplaudert, den ich sonst vielleicht ein- bis zweimal im Jahr sehe. Während dem Treffen in virtuelle Literatur gestöbert, wo man 10 neue Marken bestimmt. Das ist zwar sehr abschweifend ggü. dem Hauptthema, aber Wissen wird in naher Zukunft nicht nur über Bücher verbreitet werden.

Um ein bisschen mehr Eindruck für Virtual Reality zu bekommen, habe ich hier noch ein Video beigefügt:

https://www.youtube.com/watch?v=iWproPHhHd0

Das ist sehr spielebetont, aber es kann durchaus Anwendungen für Briefmarken geben. Warum nicht die ganzen Druckmaschinen darstellen und bedienen :), zeigen wie man Marken wäscht oder Papiere erkennt (macht man gleich virtuell, da weiß man, wie es geht) etc. Literatur also anders. Genauso z.B. kann man virtuell Sammlungen zeigen etc.

Ich bin jetzt bewusst vom Thema etwas abgeschweift. Aber meine Meinung ist, dass Bücher in Zukunft zwar weiterhin eine Rolle spielen werden, diese aber durch andere Technologien mit der Zeit verdrängt werden. Virtual Reality und alles darum ist noch in den Kinderschuhen und speziell die von Microsoft gezeigte Technologie hat ggw. große Schwächen. Aber die Entwicklung geht so schnell, dass in fünf Jahren 80% der gravierensten Probleme gelöst sein werden. Die Frage ist natürlich: Wer wird diese Inhalte speziell für Briefmarken entwickeln? Das müssen Leute sein, die zum einen gerne was mit Briefmarken machen und zum anderen ein gewisses technisches Verständnis haben. Deshalb ist der Versuch von Ron zur Wissensvermittlung der Basics so interessant. Er geht einen neuen Weg.

Fazit: Literatur mag einen (vielleicht) schützen vor Fälschungen. Trotzdem ist es mir auch in der Vergangenheit passiert, dass ich Fälschungen gekauft habe. Meistens waren es Stempelfälschungen. Das heißt, es nutzt nichts, sich nur die Sachen durchzulesen, sondern auch Erfahrungen zu sammeln. Literatur ist kein Allheilmittel gegen Fälschungen.

Selbst absolute Spezialisten können unterschiedlicher Meinung sein:

https://www.stampsx.com/forum/topic.php?id=1005&page=287񁒨;

Und ich glaube, beide haben schon sehr viel Briefmarkenliteratur gelesen und besitzen ein überdurchschnittliches Fachwissen.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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