Thema: Tschechoslowakei: Belege bestimmen
Detlev0405 Am: 15.02.2017 21:09:44 Gelesen: 58427# 9@  
@ Infla Frank [#6]

Hallo Frank,

ich habe mal ein bisschen recherchiert zu deinem Beleg und hege den Verdacht, das es sich um einen sehr guten Beleg aus der Zeit der Aufdruck Provisorien 1919 der Tschechoslowakei handelt, der echt gelaufen ist.

Wie begründe ich meinen Standpunkt:

1. Der Adressat ist Prof. Erich Hösel, Leiter der Abteilung Gestaltung an der Porzellanmanufaktur von 1912 bis 1929. Er war ein in Deutschland bekannter Designer und Gestalter / Bildhauer. Da er sehr bekannt war, durfte die Anschrift Deutschland und Meißen gereicht haben, aber vielleicht hängt die vierstellige Bleistiftzahl 4172 mit der örtlichen Zustellung zusammen.

2. Der Brief ist nicht richtig frankiert nach dem Spezialkatalog des tschechischen Briefmarkenverbandes 1988. In der Zeit vom 15.05.1919 - 31.07.1920 war für einen Auslandsbrief das Porto von 50 Heller fällig, ein gleiches für die Zusatzleistung Einschreiben. Also gesamt 100 Heller. Somit ist er mit 7 Heller unterfrankiert.

Damit komme ich zu deinem großen Glück, das deutsche Postbeamte immer alles kontrollierten. Die blaue 11 ist das Nachporto, das 7+4 Pfennige betragen haben dürfte.

Zur Frage warum nicht abgestempelt kann ich nur spekulieren. Das nahe liegende wäre, der Postbeamte hat es schlicht vergessen. Sieht man sich den Ankunftsstempel an (21.12.1919), darf man davon ausgehen, das dieser Brief kurz nach dem Beginn der Aufdruck Serie am 12.12.1919 aufgegeben wurde. Dabei ist zu beachten, das es sich um eine Aufbrauchsausgabe handelt, die ausschließlich am Prager Philatelie Schalter verkauft wurde mit 50% Aufschlag zum Nominal Preis. Bubenec gehört zwar zum Prager Stadtgebiet, aber vielleicht hatte sich die Nutzung dieser Marken zum normalen Postverkehr noch nicht herum gesprochen ? Das wird wohl das letzte Rätsel deines Briefes bleiben.

Vielleicht konnte ich einige Fragen beantworten.

Einen schönen Abend noch
Detlev
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/4949
https://www.philaseiten.de/beitrag/145592