Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
olli0816 Am: 16.02.2017 10:19:20 Gelesen: 134640# 36@  
@ Erdinger [#34]

Ich bin da vielleicht etwas vorbelastet, da ich immer schon weiß, was im Netzwerkbereich etwa die nächsten fünf Jahre geplant ist, ohne dass alles immer umgesetzt wird. Dafür gibts dann immer wieder kleine Überasschungen, an die keiner gedacht hat. :)

Zu deinen a, b und c - Behauptungen. Zusammenbrechen wird das Internet in Zukunft nicht, eher im Gegenteil wesentlich schneller und flexibler werden. Deutschland ist als Hightech-Land eine Wüste, was Internetverbindungen betrifft. Wenn man das Pech hat, außerhalb der Ballungsgebiete zu wohnen, wird es sehr langsam und unzuverlässig. Solche Gespräche führe ich immer noch viel zu oft bei Veranstaltungen mit IT-Unternehmen oder sogar mittelgroßen Unternehmen, die irgendwo auf der Fläche sind. Grund ist, dass man noch die ganzen Leitungen verbuddelt und die Telekom mit dem Quasimonopol übermächtig ist. Das wird sich grundlegend ändern. Google ist mit einer Technologie in den Startlöchern, wo man keine Kabeln mehr verbuddeln muß.

Es wird eher das Problem auftreten, dass selbst gute Netzverbindungen aufgrund neuer Speichertechnologien einen Flaschenhals ergeben werden. Das wird aber uns private nur bedingt betreffen.

Zu den immer technisierteren Lösungen: Ist nicht eher das Gegenteil der Fall? Heute kann jeder Idiot ein Smartphone oder ein Tablett-PC bedienen. Selbst 3jährige können das, wie ich an dem Jüngsten von einem meiner Freunde gesehen habe. Ich weiß nicht, wie lange Du bereits was mit Computern machst. Aber mein Einstieg war mit einem 286er und DOS 1986 ziemlich hart und ich habe ihn am ersten Tag schon geschrottet und mußte ihn dann neu aufsetzen. Ich war lange der einzige in der Familie, der das Ding angerührt hat. In den 90ern, wo Internet eingeführt und alles bunter wurde, waren die Computer trotzdem wesentlich schwerer zu bedienen als heute. Die Lösungen werden immer einfacher und das Spektrum immer größer. Es dauert auch nicht mehr lange, dass Du ganz selbstverständlich mit Sprache deinen Computer bedienen kannst. Geht heute schon, ist aber noch nicht ausgereift. Es ist ein Wahrnehmungsproblem, dass Technik schwieriger wird.

Zu deinen Suchen: Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich die Zettelchen in der Riesenbibliothek am Gastteig durchgesucht habe und auch nicht wirklich was gefunden habe. Außer ich wußte genau, was ich suche. Wenn ich mich heute an das Bibliothekssystem setze und digital nach Sachen suche, dann geht das wesentlich schneller. Ich finde heute eher mehr, was ich suche als zu den seligen Zettelchenzeiten. Das mir nicht alles angezeigt wird, damit muß ich leben. Aber es ist auch mir überlassen, nach welchen Stichwörtern ich suche und wie ich das weiter eingrenze. Wir Techniker reden da von der achten Schicht, sprich das Problem sitzt vor dem Computer. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wenn ich mich entscheiden müßte, ich mich niemals für den Zettelkatalog entscheide.

Wie ich an deinem Screenshot sehe, nutzt Du ja auch die Online-Staatsbibliothek. Die Bibliothek im Gastteig bietet das gleiche an. Das Schöne an der Sache ist, dass Du noch nicht mal hinfahren musst und mit aller Zeit der Welt ohne Rücksicht auf Öffnungszeiten Zugriff auf alte historische Bücher hast. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass diese Bücher nicht durch den Zugriff abgenutzt werden.

Das Internet ist sicher kein Allheilmittel, aber das ist keine der Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen. Ich besitze nach wie vor auch eine Menge Bücher inklusive viele über Briefmarken & Themen dazu. Bei mir kann ich aber beobachten, dass ich immer weniger "klassische" Bücher kaufe, sondern online Bücher bestelle oder andere Quellen im Internet nutze. Was auch sehr interessant ist, dass immer weniger Bücher gedruckt werden, gerade bei der neuen Literatur. Zum anderen gibt es Gebiete, wo sich das einfach nicht lohnt, weil das Wissen zu schnell voranschreitet. Ich bleibe schon dabei, dass digitale Medien trotz der ganzen Unzulänglichkeiten dem Medium Buch nach wie vor turmhoch überlegen sind. Und wir reden hier nur von geschriebenen Dingen, nicht dem, was ich weiter oben mit VR beschrieben habe. Du nutzt es ja auch inzwischen für deine Recherchen.

Wir leben noch nicht im kompletten digitalen Zeitalter, sondern entwickeln uns dahin. Eine unter vielen Auswirkungen daraus ist, dass Briefmarken heute schon fast überflüssig sind und in naher Zukunft eine ähnliche Bedeutung wie Pferdekutschen haben werden. Da sie immer weniger im Alltag sind (ich kenne Leute, die verschicken überhaupt keine Briefe mehr), wird es natürlich wesentlich weniger Menschen geben, die sich dafür interessieren. Ähnlich wie bei den Büchern, auch wenn ich persönlich sowohl von Briefmarken, Briefen oder Büchern ein großer Fan bin. Aber die Kommunikationswege ändern sich nunmal und die Menschen werden in Zukunft andere Wege finden, wie sie Informationen von A nach B bringen. Deshalb werden Vereine (oder wie man immer das in Zukunft nennt) anders aufgebaut sein und das Wissen anders präsentiert werden. Ich bin sogar überzeugt, dass die Wissensvermittlung einfacher und interessanter wird und falls es noch Briefmarkensammler gibt, diese ihr Wissen nicht primär aus Büchern schöpft. Meine beruflichen Quellen z.B. sind fast zu 100% Internet. Geht nicht anders. Zu schnellebig und alles in Englisch mit z.T. Wörtern, wo wir keine deutsche Entsprechung haben - daher keine Chance auf vernünftige Bücher in Deutsch. Das mag zwar für manchen zu schnell vorwärts gehen, ist aber unumkehrbar.

Jetzt gebe ich aber Ruhe, mein Beitrag ist viel zu weit entfernt von der Ursprungsfrage.
 
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