Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 17.03.2009 18:21:04 Gelesen: 1196819# 123@  
Nur Augen für kleine Schätze

Von Tobias Neumann

Rheinische Post, Kempen (16.03.09) - Sie sammeln Briefmarken mit Kaiser-, Tier- und Lok-Motiven: Mitglieder des Philatelistenvereins Kempen luden zum Großtauschtag ein. Der lockte gestern rund 100 Briefmarkenfreunde in den Saal von Haus Wiesengrund.

"Hast Du einen Danzig-Satz mit Überdruck?" – Ein kurzes Kopfschütteln des Gegenübers gibt zu verstehen, dass hier wohl noch weitergesucht werden muss. Rund 30 Sammler kamen mit ihren Eigenbeständen gestern in den Willy-Hartmann-Saal, wo gezackte Schätze aus aller Herren Länder den Besitzer wechselten.

"Ich befasse mich mit Altösterreich ab 1600", sagt Rolf Bolten und zeigt Kopien seiner Briefmarkensammlung. Erst gegen 1850 gab es die erste österreichische Briefmarke, sie wurde noch mit einer Schere aus dem Bogen geschnitten und besaß daher keinerlei Zacken. Dann zeigt der 74-jährige Viersener Beispiele dieser "Kreuzer" in orange, orangeocker und hellbraun-orange. Einen Kreuzer betrug die damalige Vorausbezahlung für den Versand einer Drucksache, ein Brief bis zu zehn Meilen Strecke kostete drei Kreuzer und damit genauso viel wie ein Brot. Und als die österreichische Kaiserin Maria Theresia 1792 eine Einladung an einen Bürgermeister versandte, gab sie dieses Schriftstück bei einem Schreiberling in Auftrag und unterzeichnete den Schnörkelbrief lediglich selber.

Rolf Bolten kümmert sich dabei auch noch um den Philatelisten-Nachwuchs, der leider immer rarer wird. An der Nettetaler Gesamtschule leitet der Senior die Briefmarken-AG und vermittelt so das Interesse an einer nach seiner Meinung faszinierenden, spannenden und vor allem vielseitigen Leidenschaft.

"Das Problem ist, dass heutzutage nur kurzfristiges Interesse im Vordergrund steht", sagt Norbert Hinner, erster Vorsitzender des Kempener Philatelistenvereins. Der 69-jahrige Briefmarkensammler würde sich über neue junge Mitglieder freuen, die das Hobby auf ihre Art und Weise pflegen könnten. "Da gibt es zum Beispiel die Motivsammler", macht Elke Weinowski von den Briefmarkenfreunden Mönchengladbach neugierig. Sie selber sammelt Eulenfiguren und –briefmarken.

Rolf Boltens Enkel Florian sammelt Marken mit Lokomotiven. Und Georg Pesch aus Dülken befasst sich mit Briefen und Heimatbelegen aus dem Bereich Niederrhein. "Mich interessiert die lokale Historie, diese Dokumente erzählen viele Geschichten", weiß er. Seit wann er das macht? – "Seit ich denken kann." Genau da möchten die Philatelisten ansetzen: Die Jugend früh begeistern, Interesse wecken, Geschichte erhalten und weiterführen. Bei den Tauschtagen sind neue Neugierige stets willkommen.

Tauschtage: Der Kempener Philatelistenverein trifft sich an jedem dritten Donnerstag (nächste Termine: 19. März, 16. April) des Monats, 19 Uhr, im Kolpinghaus, Peterstraße 24 und am ersten Sonntag (nächste Termine hier: 5. April, 3. Mai) ab 10 Uhr in der Gaststätte Klingenberg, Kerkener Straße 9, Kontakt Tel. 02152 53875.

(Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/kempen/685169/Nur-Augen-fuer-kleine-Schaetze.html)
 
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