Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
Heinz 7 Am: 22.03.2017 14:29:55 Gelesen: 134091# 47@  
@ Cantus [#45]

Lieber Ingo,

nach der spontan geäusserten "Zufriedenheits-Erklärung" von gestern über das Resultat der Köhler-Literatur-Auktion möchte ich das Gesagte doch ein wenig relativieren. Ich stand gestern wohl noch etwas zu sehr unter dem Eindruck einiger doch recht hoher Zuschläge für rare Auktionskataloge, möchte aber bei näherer Betrachtung doch Folgendes festhalten:

Viele Handbücher und auch Zeitschriften liessen sich nur schwer und zu tiefen Preisen verkaufen, wenn überhaupt, es gab doch ein paar unverkaufte Lose. Mehrere Sammellose mit wertvollen Beständen fanden nur zu Tiefstpreisen einen Käufer.

Ich darf mich wohl als Literatur-Liebhaber bezeichnen, und ich habe schöne Eigenbestände in meiner umfangreichen Bibliothek. Ich hatte gestern 69 Lose auf dem Radar, die ich zum Ausruf alle gerne (!) gekauft hätte, manche auch beträchtlich darüber. Die Tatsache, dass ich aber weitgehend leer ausgegangen bin, führte mich zu meiner gestrigen Aussage: "Die Auktion war ein grosser Erfolg!". Der Einlieferer der aus meiner Sicht wichtigsten Lose dieser Auktion sieht dies wohl ähnlich.

Nun komme ich noch auf ein Problem zu sprechen, das mir Kummer bereitet. Vor 20 Jahren gab es Literatur-Auktionen von diversen Anbietern in Europa, der Insel (Grossbritannien) und den USA. Ich habe mehrere gute Auktionen erleben dürfen, wo die Lose sammlerfreundlich einzeln oder in Kleinlosen angeboten wurde. Auktionen mit mehreren tausend Losen waren damals keine Seltenheit.

Heute ist die Situation schwieriger. Heute ist man froh, wenn ein Auktionshaus die arbeitsintensive Vorbereitung/Durchführung einer Literatur-Auktion noch auf sich nimmt. Die Köhler-Auktion zur IPHLA 2012 war ein toller Anlass. Der Verkauf jetzt war, wie ich schon in Beitrag [#43] sagte, für "normale" Sammler sicher nicht ideal; es gab (für ihn) zu viele/zu grosse Sammellose. Die jetzt angebotenen 588 Lose hätten vor 20 Jahren bei Literatur-Spezial-Auktionen wohl problemlos Stoff für 3000+ Lose gegeben.

Es ist klar, dass ein internationales, grosses Haus wie Köhler nicht 3 Tage lang tausende von kleinwertigen Losen anbieten kann/möchte. Ich weiss nicht, wie HK rechnet, aber sicher ist: "Zeit ist Geld!". Eine Rechnung: 600 x 250 = 150'000 (Anzahl Lose x durchschnittlicher Preis = Erlös) ergibt dasselbe wie: 3000 x 50*. Daher wollte HK vermutlich nicht zu viele Lose anbieten. Es liegt mir fern, dies irgendwie zu kritisieren! Ich bin sehr froh, dass HK überhaupt solche Auktionen durchführt.

Ob bei einem Verkauf mit viel mehr Einzel- bzw. Kleinlosen die Rechnung aufgegangen wäre, ist eine ungeklärte Frage: Wäre der durchschnittliche Preis stark gestiegen? Z.B. 3000 x 150 = 450'000? (alle Zahlen fiktiv, nur zur Anschauung). Es gibt auch die Meinung, dass die Bietergefechte bei einzelnen Losen die tiefen Preise bei wenig nachgefragten Losen mehr als kompensierte.

Sicher ist, dass gestern viele Möglichkeiten offenstanden, speziell für Literatur-Enthusiasten, die vielleicht auch einmal einen "Überbestand" einkaufen und danach als Wiederverkäufer ihr Glück versuchen.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
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