Thema: Danzig: Fälschungen von Stempeln und Prüfzeichen erkennen
Markus Pichl Am: 25.03.2017 01:49:49 Gelesen: 30831# 39@  
@ Hangover [#35]

Hallo Matthias,

das von Dir gezeigte ebay-Minibildchen könnte auf eine andere Type "2" in der Jahreszahl hinweisen (siehe Kopf der "2"), jedoch auch gleichzeitig eine Bruchstelle unten im Hals zu erkennen ist und es sich vielleicht doch um selbige Type handelt, weil in den anderen Abschlägen, mit anderem Kopf der "2", sich dort auch eine Dünnstelle markiert.

Vielleicht hat auch irgend jemand nach Gültigkeit der Marken einen alten rostigen Innendienststempel im Postamt Tiegenhof gefunden, einen überkpl. Typensatz der Ziffern und hat munter drauflos gestempelt. Irgendwann haben ihm die lückenhaften Abschläge nicht mehr gefallen und er hat den Rost abgeschmirgelt, dann mit einer anderen, ölig wirkenden Stempelfarbe auf höherwertigen Marken zart aufgesetzt. Selbstverständlich ist mir auch auf mehreren Abschlägen die nicht eingefärbte Stelle im Stempelkreis auf ca. 8 Uhr aufgefallen. Sie ist auch auf dem Minibildchen und bei einigen Abschlägen von mir zu erkennen.

Heute Nachmittag habe ich von einem mir bekannten Sammler einen Scan, bezüglich dem K1 TIEGENHOF, aus dem Wolff-Handbuch Auflage 2005 erhalten. Dort ist mittlerweilen vermerkt: "möglicherweise Falschstempel". Solange keine Referenzstücke in Form von Ganzbelegen gefunden sind, ist der Stempel mit einem großen Fragezeichen zu versehen und jede noch so phantasievolle, glaubwürdig klingende Argumentation für echt, kann mit einer entsprechenden Fragestellung in Zweifel gezogen werden. Es gab bisweilen keinerlei Grundlage, ihn als einen echten und zeitgerechten zu prüfen.

Gerne erinnere ich mich an eine gestempelte 5 RM Hitler in B-Zähnung. Der Marke legte ich ein Dutzend Vergleichsabschläge auf billigsten Sondermarken bei, die vom selbigen Stempelgerät entwertet waren und sendete sie zur Prüfung. Die Marke wurde von der Prüfung abgelehnt und die Entwertungen auf den billigen Marken als "PSEUDOABSCHLÄGE" von Herrn Hans-Dieter Schlegel beurteilt. Nebenbei vermerkt, ich hätte anstatt ein Dutzend auch 50 lose Marken zum Abgleich beilegen können.

Lange Rede, kurzer Sinn. Eine Prüfung auf "echt" ist immer mit einer anzunehmenden Wahrscheinlichkeit verbunden. Ebenso wie beim Vaterschaftstest, wird es bei philatelistischen Prüfungen nie ein Ergebnis mit 100% geben. Bei 99 Komma noch etwas Prozent ist Schluß. Meine Schmerzgrenze, etwas für "echt" zu beurteilen, ist sehr hoch angesiedelt. Nicht hart belegbare Annahmen, haben bei mir keinen Raum für eine Beurteilung auf "echt".

MfG
Markus
 
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