Thema: Philatelie in der Presse - Auktionen (Sammelbeitrag)
Richard Am: 12.04.2009 23:40:36 Gelesen: 132845# 32@  
Briefmarken als Geldanlage: Schwarzer Einser und Sachsen Dreier die Stars der Köhler-Auktion

Von Klaus-Peter Dietel

Main-Rheiner, Wiesbaden (30.03.09) - Die Finanzkrise scheint sich nicht nur nicht negativ auf dem Briefmarkenmarkt auszuwirken, sondern ihn eher noch zu beflügeln. Diese Schlussfolgerung lässt sich aus dem Verlauf der beiden jüngsten Köhler-Auktionen ziehen, die in der vergangenen Woche in Wiesbaden stattgefunden haben.

An insgesamt vier Tagen erzielte das Auktionshaus einen Umsatz von rund 5,2 Millionen Euro. Immer wieder hörte man während der Versteigerung am Samstag, bei der die berühmte Kirchner-Sammlung unter den Hammer kam: "Wir investieren unser Geld lieber im Briefmarkenalbum, statt es auf die Bank zu bringen. Das ist sicherer, und dazu haben wir als Sammler auch noch unsere Freude daran."

Nach der Boker-Sammlung, die Köhler in 16 Teilen versteigert hatte und bei der umgerechnet rund 30 Millionen Euro erzielt worden waren, blickte die Briefmarkenwelt am Samstag erneut nach Wiesbaden. Denn bei der Auktion mit dem ersten Teil der Sammlung von Fritz Kirchner, einem fränkischen Unternehmer, kamen Stücke auf den Markt, wie sie allenfalls einmal in Jahrzehnten angeboten werden. Auktionator Dieter Michelson schwärmte denn auch bei seinen einleitenden Worten, wie begeistert er und seine Mitarbeiter gewesen seien, als sie diese gewaltige Sammlung für die Versteigerung vorbereitet hatten. "Das war für uns wie Doping."

Der Schwerpunkt dieses ersten Teils lag bei den altdeutschen Staaten und dem Deutschen Reich. Und gleich zu Beginn kam das Mega-Los unter den Hammer: ein Zwölferblock der ersten deutschen Briefmarke, dem bayerischen "Schwarzen Einser", in dem eine der Marken wegen eines Montagefehlers kopfsteht. 200000 Euro hatte der Schätzpreis betragen. Bei 320000 Euro schlug Auktionator Michelson den Block, der sich früher in der berühmten Sammlung des Barons Ferrari de la Renotiere befunden hatte, bei laufenden Fernsehkameras und dem Beifall der anwesenden Philatelisten zu. Das begehrte Stück geht an einen Schweizer Sammler, der selbst zur Auktion gekommen war, seit Jahrzehnten zu den Stammkunden des Hauses Köhler gehört, aber seinen Namen nicht preisgeben wollte. Zuzüglich der üblichen Auktionsgebühren dürfte er für seine Erwerbung einen Scheck von über 380000 Euro ausgestellt haben.

Dass die Auktion ein Erfolg werden würde, stand in Fachkreisen schon im Vorhinein fest. Wegen der vielen Anfragen auch aus zahlreichen europäischen Ländern hatte Michelson kurzfristig den "Nassauer Hof" als Versteigerungsort gewählt. Und der Saal des Hotels war während der fast sechsstündigen Auktion meist bis au den letzten Platz besetzt.

Am Ende lagen die Erlöse bei 50 Prozent über den Taxpreisen, obwohl einige der teureren Stücke keinen Abnehmer fanden. Auffällig: auf einzelne Briefmarken gab es häufiger keine Gebote oder sie lagen nur wenig über den Taxen, Briefe mit attraktiven Frankaturen, meist mit Adressaten im Ausland und damit hohen Markenwerten oder postgeschichtlichen Vermerken erreichten Spitzenpreise.

Das sogenannte Aichach-Provisorium, für 80000 Euro ausgerufen, brachte 130000 Euro, ein Bayern-Brief von 1851 erzielte mit 13500 Euro mehr als das 13-fache der Taxe, und ein Einschreibebrief nach Wiesbaden mit einer mehrfarbigen Frankatur das Sechsfache. Spitzenpreise mit zum Teil hohen fünfstelligen Eurobeträgen gab es wie erwartet, für die Klassiker der Philatelie, wie den "Sachsen Dreier", der auf Brief , er stammte aus der Boker-Sammlung, bei 70000 Euro zugeschlagen wurde. Mit jeweils um 50-prozentige Aufschläge gegenüber den Taxen wurden Marken zugeschlagen, die aus dem Kirchner-Nachlass nicht als Einzelstücke, sondern als Sammlungen jeweils einer Epoche angeboten wurden.

Vor Eintritt in die Auktion überreichte der TÜV dem Auktionshaus Köhler das Zertifikat der Euro-Norm für Qualitätsmanagementsysteme, wie sie bei den DAX-Unternehmen inzwischen üblich sind. Mit dieser Überprüfung werden die Führung eines Unternehmens und die Qualifikation seiner Mitarbeiter einer strengen Überprüfung unterzogen. Für ein Briefmarken-Auktionshaus sei das weltweit einmalig, sagte Geschäftsführer Dieter Michelson.



Der Schwarze Einser aus Bayern war die erste deutsche Briefmarke. Aber erst der Montagefehler mit einem kopfstehenden Exemplar macht den Block so wertvoll. (Foto: dpa)

(Quelle: http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=3690766)
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/490
https://www.philaseiten.de/beitrag/15392