Thema: Bayern ab "Pfennig-Zeit" 1876 bis 30.6.1920: Belege, Marken, Essays
Max78 Am: 13.06.2017 14:53:08 Gelesen: 197288# 42@  
Hallo zusammen,

heute möchte ich zur Abwechslung mal eine Postkarte zeigen, die mein Interesse schon auf den ersten Blick geweckt hat. Auf der Suche nach Württemberger Stempel bin ich bei einem der unzähligen Ansichtskarten-Anbietern auf eine Karte mit bayrischem Abschlag gestossen, was mich an einem Kauf nicht gehindert hat. Wangen im Allgäu im Jahre 1913:



Gewinnt auf den 1. Blick zwar keinen Schönheitswettbewerb, auch die fehlende Marke würde manche Sammler abstoßen. Beschäftigt man sich aber ein wenig mit dem Inhalt und recherchiert, so können auch Postkarten eine kleine Geschichte erzählen. Richard wird sich im Allgäu besser auskennen und kennt eventuell den Weiler Dornweid (Dorenwaid, etc). Der Postbote Schuster vermerkte links neben dem Stempel: aus dem Briefkasten Dornweid entnommen. Abgeschlagen wurde die Karte mit einem K1-Stempel Brugg (im Allgäu), das zu Gestratz gehört. Dornweid befindet sich im Grenzgebiet von Bayern und Württemberg und wird in der Beschreibung des Oberamtes Wangen (Württemberg 1841) als zugehörige Ortschaft erwähnt. In einem Kapitel über die Gemeinde Neutrauchburg findet man folgende Erklärung:



Wer hätte gedacht, dass sich solch ein winziger Weier mit seinen verteilten Höfen auch noch in Hinter-, Vorderdorenwaid und Dorenwaid aufteilt, ein Teil Württemberg, ein Teil Bayern:



Nun ist klar, warum die nicht mehr vorhandene Marke mit blauem Stift umrandet wurde und eine Nachgebühr von 10 Pfennigen veranschlagt wurde. Na ja, mit dieser Art der Kenntlichmachung einer ungültigen Marke gab man dem Empfänger ja die Möglichkeit die ungestempelte Marke wiederzuverwenden. Ich tippe auf eine Germania Mi. 85, die wahrscheinlich vom Empfänger abgezogen wurde. Wohnhaft im Grenzgebiet konnte man diese immer gut gebrauchen, zahlte man schon 10 Pfennige für eine Postkarte aus einem "Nachbardorf". Auch wenn es andere Meinungen geben wird, für mich persönlich ist der Beleg in dieser Form absolut komplett.

Ist es nicht schön, dass man sich als "Philatelist" auch über nicht existierende Marken freuen kann? Diese Karte aus dem Grenzgebiet Bayern-Württemberg hat bei mir auf alle Fälle Freude und Interesse geweckt.

mit Grüssen Max
 
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