Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 26.04.2009 11:38:46 Gelesen: 1308981# 219@  
Immer weniger Briefmarken: Gesammelt wird trotzdem

Kölnische Rundschau, dpa/tmn, Bonn (23.04.09) - Bei Sammlern sind Briefmarken begehrt. Jedes Jahr wartet die Szene zum Beispiel ungeduldig auf die rund 50 Sondermarken, die alljährlich von der Deutschen Post verkauft werden.

Und mit dem Aufkommen privater Dienstleister haben sich auch diese Anbieter mit eigenen Briefmarken in die Herzen der Philatelisten geschlichen. In den Sammleralben geht es seitdem noch bunter zu. Dabei schwindet die Bedeutung der Marken.

Denn das Personal in den Filialen und Postshops klebt heute nur noch in den seltensten Fällen eine richtige Marke auf den Umschlag. Briefmarken haben nach einer Erhebung der Deutschen Post aus dem Jahr 2007 nur einen geringen Anteil an der Frankierung. Von rund 21 Milliarden Sendungen wurden 2,2 Milliarden mit Marken versehen. Meist landet heute ein Schwarz-Weiß-Ausdruck neben dem Adressfeld.

Einer der Gründe für diese Zahlen sei, dass es häufig keine Postfilialen um die Ecke mehr gebe und deswegen auf vielen Briefen oder Paketen gar keine Marke mehr klebt, sagt Wolfgang Peschel vom Bund Deutscher Philatelisten in Bonn. Denn wenn Sendungen bei Postagenturen abgegeben werden, würden sie ohne Marke weitergeleitet. Und wer eine bestimmte Marke wünscht, kann oft nicht aus dem Vollen schöpfen: In viele Postfilialen sei nicht mehr das gesamte Programm vorrätig - «für Sammler ärgerlich», sagt Peschel.

Er beobachtet aber Anstrengungen der Anbieter, der Marke eine Zukunft zu verschaffen. Die Post ergreife derzeit Maßnahmen, um Frankiermöglichkeiten wieder interessanter zu gestalten, sagt er. So hat das Unternehmen eigens für Sammler eine Abteilung Philatelie eingerichtet, bei der alle aktuellen Briefmarken bestellt werden können. «Das dient mit dazu, dass Briefmarken nicht aus der Mode kommen.» Immerhin rund 9000 Marken sind dort erhältlich.

Selbst aus dem Jahr 1963 bietet die Post auf ihrer Internetseite noch Marken an. Zudem gibt es in insgesamt 28 Philatelie-Shops in ganz Deutschland fast die komplette Angebotspalette der Deutschen Post Philatelie. Und auch private Postanbieter tragen dazu bei, dass die Briefmarke nicht ausstirbt.

«Die kleinen Anbieter vor Ort haben verhältnismäßig schnell Briefmarken eingeführt, weil sie gemerkt haben, dass Sammler diese auch interessant finden», sagt Peschel. So gab der private Anbieter PIN am 28. August 2000 die erste private Briefmarke überhaupt heraus. Briefmarken werden vor allem für das Privatkunden-Geschäft gemacht, sagt Rudolf Pfeiffer vom Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK) in Berlin, dessen Mitglieder vor allem gewerbliche Kunden bedienen.

PIN versendet zahlreiche Briefmarken mit Motiven des Unternehmensstandorts Berlin: das Brandenburger Tor, der Berliner Zoo oder das Stadtschloss. Auf den Wertzeichen des Anbieters Südwest-Mail aus Ulm ist etwa das Münster zu sehen. Die Marken von Citipost in Osnabrück ziert das dortige Rathaus, in Hildesheim waren die Marken zur Weihnachtszeit mit von Kindern gemalten Wintermotiven verziert.

Diese regionalen Marken seien aber meist nicht mit so viel Aufwand gestaltet, erklärt Peschel. Aber trotz des geringeren Aufwands seien die Marken regionaler Anbieter auch für Sammler interessant - hauptsächlich für die Heimatsammlungen, erklärt Peschel. Denn unter den bis zu drei Millionen deutschen Sammlern gibt es kaum noch welche, die wahllos alle «Gebührenzettel» sammeln. So gebe es einige regionale Arbeitsgemeinschaften «Privatpostmarken» im Bund Deutscher Philatelisten.

Ein Wort fehlt ihnen allerdings: der Aufdruck «Deutschland». «Private Unternehmen können auch Briefmarken herausgeben - aber nicht durch das Bundesfinanzministerium», erläutert Uwe Bensien von der Deutschen Post in Bonn. Allein das Ministerium ist hierzulande Herausgeber der altbekannten Briefmarken - früher übernahm das der Postminister. Und den alleinigen Vertrieb der offiziellen Marken hat laut dem Ministerium die Deutsche Post.

Deutschlands erste Marke

Die erste deutsche Briefmarke gab das Königreich Bayern heraus. Am 1. November 1849 kam die bekannte «Schwarzer Einser» auf den Markt. Zwölf Exemplare inklusive einem einmaligen Fehldruck wurden jüngst für 320 000 Euro versteigert. Es folgten am 1. Juli 1850 Sachsen, am 15. November Preußen und Schleswig-Holstein und am 1. Dezember 1850 Hannover. Die anderen Länder schlossen sich in den Folgemonaten und -jahren an. Die meisten Bilder auf den Marken hatten damals die ungelöste nationale Frage zum Thema. Am 1. Januar 1872 kam die erste Briefmarke der Deutschen Reichspost heraus.



Sammelleidenschaft: Meist konzentrieren sich Philatelisten auf eine Region. (Bild: Bund deutscher Philatelisten/W. v. Loo/dpa/tmn)

(Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1238746113211.shtml)
 
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