Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia Ausgabe 1854 ff (Strubel)
SH-Sammler Am: 05.07.2017 21:36:19 Gelesen: 124576# 122@  
@ bayern klassisch [#121]
@ remstal

Hallo Ralph,
Hallo Anton,
Hallo alle Strubel Fans,

ich habe in diesem Beitrag schon einige Belege mit ungewöhnlichen Frankaturen gezeigt, bei denen Ralph von “krummen Hunden” geschrieben hat. Mir gefallen diese bisherigen Belege, ich habe sie in meine Ausstellungssammlung integriert. Dank dem immensen Wissen der Mitleser gab es jeweils eine gute Auflösung oder mindestens Erklärung zu den Frankaturen.

Seit bald 1 Jahr ist jedoch Funkstille in diesem Beitrag, den ich jetzt, wieder mit einem „krummen Hund“, etwas wiederbeleben möchte.

Das Ganze kam so:

Vor ca. 30 Jahren wollte ich von jeder Strubelmarke einen Beleg für meine Generalsammlung Schweiz erwerben. Ein Beleg mit einer 1 Franken Strubel war mir aber zu teuer. Doch dann kam mir ein Zufall zu Hilfe. Ich fand in einer Auktion einen preislich vernünftigen Beleg mit einer 1 Franken Strubel Marke als Einzelfrankatur nach New York. Ganz schüchtern gab ich ein Gebot darauf ab, doch niemand sonst wollte diesen Beleg, also gehörte er mir, und das zum Ausrufspreis.

Nachträglich hat dann ein „Kenner“ gesagt, dass die normale Portostufe nach USA höher war, also eine Marke fehlen würde. Ich habe meinen 1 Franken Beleg trotzdem in meine Sammlung integriert, weil ich keine Spuren einer fehlenden Marke erkennen konnte.



Hier ist der Beleg

Strubel 27C (Mi 18IIAys) mit schwarzem Seidenfaden, entwertet mit Raute, verschickt am 15. Januar 1857 von St. Imier (Kanton Jura) via Basel – Frankreich – Liverpool nach New York. Zudem ist noch, und das ist bei diesem Beleg wichtig, der PP Stempel abgeschlagen.

Dann findet sich noch ein schwarzer Taxstempel von New York, wonach beim Empfänger des Briefes noch 5 Cent eingefordert wurden.

Und jetzt: Zu wenig frankiert? Oder zu viel frankiert?

Die normale Portostufe via England betrug 95 Rappen bis zum Landungshafen in den USA. Dies wurde mit dem PP – Stempel so festgelegt. Der Brief mit dem PP – Stempel, also bis zum Landungshafen ist demzufolge um 5 Rappen überfrankiert. Dass der Empfänger für die Strecke vom Landungshafen zum Wohnort dann noch 5 Cent dazulegen musste, ist halt so.

Wäre der Brief via England bis zum Wohnort des Empfängers bezahlt, hätte der Postbeamte einen PD – Stempel aufbringen müssen. In New York wäre dann ein roter Eingangsstempel „PAID“ draufgekommen. Aber das hätte dann 1.15 Franken gekostet.

Interessant ist jetzt noch die „Erklärung, warum man in der Schweiz 5 Rappen zu viel bezahlt hat.

Man nimmt an, dass die korrekte Frankatur von 95 Rappen zu viel Platz für die 3 Marken wegnahm. Der Brief war zu klein. Hätte man ein grösseres Briefformat verwendet, wäre der Brief schwerer geworden, d. h. 2. Gewichtstufe. Und damit wäre der Brief noch teurer als die Taxe bis zum Empfänger, mit dem PD – Stempel.
Da hat ein findiger Kopf damals schon gut gerechnet…

Übrigens: Das Ganze ist nicht einfach so auf meinem Mist gewachsen. Ein Bericht des neusten „Vereinsheftes“ der Schweizerischen Vereinigung für Postgeschichte hat mich veranlasst, meinen „1 Fr. – Einzelfrankatur – Strubelbeleg“ wieder mal hervorzunehmen.

Und jetzt wünscht frohes grübeln

SH-Sammler
Hanspeter
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/7399
https://www.philaseiten.de/beitrag/156713