Thema: (?) (515) Zensurpostbelege
Postgeschichte Am: 01.05.2009 11:48:52 Gelesen: 601568# 146@  
@ Stempelwolf [#143]
@ BD [#144]

Hallo Wolfgang,
Hallo Bernd,

die Verschlußzettel der Zensurstellen während des 1. Weltkrieges sind ein sehr interessantes und vielseitiges Thema. Die Postüberwachungsstelle Stuttgart, wovon Wolfgang hier drei sehr saubere Exemplare zeigt, verwendete verschiedene Verschlußzettel, sind aber m.E. alle militärisch veranlaßt. Auf Grund des Briefgeheimnisses durften die Postämter keine Postsendungen öffnen. Ausnahmen bildeten nur die speziell bei den OPDen eingerichteten Öffnungskommissionen, die Postsendungen zur Ermittelung des Absenders öffnen durften. Ich würde daher in dem gezeigten Fall nicht von einem Postzettel sprechen.

Es gab Verschlußzettel von den Postämtern, die z.B. bei beschädigten Sendungen, nicht zensurpflichtigen Sendungen wie Postsparbücher usw. eingesetzt wurden. Ich kann auch einen Fall nachweisen, in dem ein solcher Verschlußzettel von einer Postüberwachungsstelle verwendet wurde:



Auslandsbrief, frankiert mit 2 x 10 Pf. Germania-Marke mit Firmenlochung (Perfin) MB, nach Kopenhagen, mit Verschlußzettel des Kaiserlichen Postamt Hamburg 1 und Zensurstempel " Militärischerseits unter / Kriegsrecht geöffnet. / Hamburg, ........ 191 / Faksimile des Zensors Ueberwachungsoffizier". Den Verschlußzettel auf der RS habe ich zur besseren Darstellung ergänzt.

Der Brief wurde am 1.8.1914 (Kriegsbeginn) abgesandt und trägt daher den ersten Zensurstempel der Postüberwachungsstelle Hamburg. Da die Postüberwachungsstelle Hamburg zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch keine eigenen Verschlußzettel hatte, wurde ein Verschlußzettel des Postamtes Hamburg 1 verwendet. In diesem Fall könnte man von einem "Postzettel" sprechen, der zu militärischen Zwecken verwendet wurde.

Die Postüberwachungsstelle Stuttgart verwendete verschiedene Zensurstempel und Verschlußstreifen. Vielleicht kann Wolfgang als Stuttgart-Sammler diese hier präsentieren.

Gruß
Manfred
 
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