Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 24.07.2017 22:29:23 Gelesen: 589888# 195@  
@ Heinz 7 [#194]

"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht". So sang einst Drafi Deutscher, vor rund 50 Jahren.

Gleich fest und dauerhaft kann der Wert des untenstehenden Briefes angesehen werden. Seit mehr als hundert Jahren ist dieser Brief bekannt, und immer, immer war er teuer! Wenn sich denn je ein Besitzer von ihm trennte!

Der wunderbare Brief mit einem Paar der 5 Cents-Marke der Livingston CSA-Postmeistermarke verdient es sicherlich, einmal breit und ausführlich vorgestellt zu werden!



Zwei Jahre nach dem Angebot in Hamburg (Edgar Mohrmann, siehe Beitrag 194) wurde dieses Unikat wieder angeboten, diesmal in New York, von Christie's Robson Lowe. Zur Auktion hatte das Auktionshaus gleich einen 20-seitigen Verkaufskatalog erstellt, der die Bedeutung dieses Briefes unterstreichen sollte. Nur dieser eine Brief wurde darin vorgestellt, ein "Single-lot-catalogue" also.

Dieser einmalige Brief wurde am 12.11.1861 von Livingston, Alabama, gesandt an Capt. R. Chapman, Jr., Manassas Junction, Va.

Dieser Brief hat eine makellose "Provenance"

1) gehörte er dem "Briefmarkenkönig" Philippe la Renotière von Ferrary. Im Juni 1922 kam er als Los 17 an der 4. Ferrary-Auktion zum Verkauf und erzielte stolze FRF 22'000 + 17.5 % Aufgeld. Dies seien US$ 2'950 gewesen, schreibt Christie's

2) der Brief war Zierde der traumhaften Sammlung Caspary, die seinerseits 1956, im 3. Caspary-Verkauf, als Los 186 angeboten wurde (HR Harmer Inc. NY sales 989-991), und sehr beachtliche US$ 14'000 erreichte. Harmer schrieb damals: "This celebrated pair and cover is generally considered to be the most outstanding and most valuable Confederate item in existence".

3) der Brief wurde wieder verkauft 1967, als bei Robert A. Siegel die märchenhafte Sammlung von Josiah K. Lilly zum Verkauf kam: 3. Lilly-sale (Siegel sale 317), Los 329, Zuschlag US$ 19'000. Beschrieben als "the most valuable of all Confederate Items".

4) offenbar kaufte John R. Boker, Jr., den Brief. Boker = der grosse US-Sammler, der auch die unvergleichliche Deutschland-Sammlung hatte (Köhler Auktionen ab 1985). Boker versuchte wohl, den Brief via Edgar Mohrmann zu verkaufen (siehe Auktionskatalog in Beitrag 194), aber der darin geforderte Limit-Preis von DM 500'000 (!) war dann offenbar doch zu viel.

5) Christie's Robson Lowe New York verkaufte dann 1985 den Brief für US$ 160'000 + 10 % = US$ 176'000.

6) Sammlung Erivan Haub. Siehe Buch: "Postmasters' Provisionals: United States and Confederate States; The "Erivan" Collection" (Edition Spéciale, Global Philatelic Network (Köhler/Corinphila/Harmer New York/Bull), 2016).

Ich weiss, dass die Resultate 1,2 und 3 nach "nicht viel" tönen, aber man muss sehen, dass der US-Dollar damals einen völlig anderen Wert hatte, als heute.

=) In den Ferrary-Sales erreichte der Brief nach meiner Auswertung kaufkraftbereinigt den 64. Platz aller Ferrary - Lose. Per 1.1.2011 hatte das Resultat von 1922 etwa einen Gegenwert von CHF 162'280.

=) In der Aufstellung des Magazines von LIFE (1954)(siehe Beitrag 155) war der Livingston (Chapman) - Brief auch enthalten! Er war mit nicht weniger als US$ 12'000 bewertet; das war der 24. Platz in dieser illusteren Gesellschaft

=) Das Caspary-Ergebnis, nur 2 Jahre später, bestätigte dann mit US$ 14'000 voll diese Einschätzung im "Life"-Artikel. Es gab bei den Caspary-Sales nur ganz wenige Lose, die mehr als US$ 10'000 einbrachten! Der "Blue Boy" (siehe Beitrag 100) hatte es (an der ersten Caspary Auktion 1955) "nur" auf US$ 10'000 gebracht, der Livingston-Brief wurde also 40 % höher zugeschlagen.

=) An der Jubiläumsausstellung ANPHILEX 1971 in New York City wurde der Brief als einer der "Aristocrats of Philately" im Ausstellungskatalog gezeigt.

Dieser Chapman-Brief verhilft der Briefmarke von Livingston also zu höchstem Ruhm. Da ist der Katalogwert 2010 (Michel) von nur Euro 10'000 meines Erachtens verhältnismässig sehr tief!

Nach dem Christie's Katalog 1985 gibt es von dieser Marke nur:

- 1 Brief mit dem Paar (der "Chapman"-Brief)
- 6 Briefe mit einer Einzelfrankatur
- 3 lose Marken, gestempelt.

Heinz
 
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