Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 10.08.2017 16:12:33 Gelesen: 313303# 173@  
Liebe Freunde,

die folgende Karte macht mir viel Freude, auch wenn ich manches noch nicht weiß und sie in rechtem Lichte darstellen kann. Aber vlt. klappt das ja mit eurer Hilfe ...



Am 25.10.1874 oder 1875 wurde in Pfarrkirchen eine gewöhnliche 2 Kr. Fernpostkarte mit der Anschrift:

An Herrn Erlanger in Ulm

aufgegeben. Das ist und war wahrlich nichts besonderes. Doch die Rückseite macht sie für mich interessant:

P.P! Depesche heute erhalten. Bezeichnetes Paket sandte ich bereits am 22/10 retour (Ulm) da keine Nachfrage geschah.

Ergebenst

Hauner

Posthalter

Offenbar muss jemand in Ulm ein Paket nach Pfarrkirchen abgesandt haben, über dessen Verbleib er keine Gewißheit hatte. Wir wissen nicht, wann das Paket in Ulm aufgegeben wurde, aber am 22.10 war die Frist (wie lange war die für ein Paket damals?) wohl abgelaufen und der Posthalter Hauner schickte es zurück nach Ulm mit dem amtlichen Hinweis "geschah keine Nachfrage". Ich meine, dass die Frist für gewöhnliche Pakete 1 Woche betrug, wenn sie nicht poste restante gestellt worden waren, aber das muss nicht stimmen.

Jedenfalls scheint das Paket von Pfarrkirchen nicht mehr in Ulm angekommen zu sein, sonst hätte man sich ja die Depesche sparen können, die nicht eben günstig war. Mit dieser Karte in der Hand konnte der Herr Erlanger jedoch zur Post in Ulm gehen und die Abfertigung eines kostenlosen Laufzettels (bzw. eines amtlichen Nachfrageschreibens) initiieren.

Gerne hätte ich die Depesche und den Laufzettel noch dazu gezeigt, aber dazu werde ich die Angebote in der Bucht wohl noch eine Weile gewissenhaft zu beobachten haben.

Im Netz habe ich zum Posthalter Hauner bzw. eben nicht über ihn folgendes heraus gefunden:

Verkauf und Entstehung der „Neuen Post“

Im Juni 1874 verkaufte die Witwe Josefa Kern den gesamten Besitz – Gasthaus „Zur Post“, das „Postgütl“ in Axöd, alle Pferde – an den Bierbräu Matthias Rechl, der von Neuötting zuzog. Er wurde Posthalter, allerdings nur für ein Jahr. Die rückläufige Entwicklung des Postgewerbes mochte Rechl veranlasst haben, nach so kurzer Zeit die Posthalterei – nicht sein Anwesen – seinem Nachbarn, dem Gastwirt Franz Rottenwöhrer, zu übergeben (heute Stadtplatz 24, Kaufhaus Maier).

Aus dem Gasthaus Rottenwöhrer wurde nun die „Neue Post“ zur Unterscheidung von der „Alten Post“ des Kern. Rottenwöhrer blieb Posthalter bis zu seinem Tod 1879. Die Post übernahm nun seine Witwe bis April 1881, dann deren Sohn Franz bis Februar 1884, dessen Witwe bis März 1886. Diese hatte schon im Dezember 1885 Johann Wagner geheiratet. Wagner blieb Posthalter 1886 bis 1899, somit bis zu seinem Tod. (Quelle: regio-wiki.pnp.de )

Die beiden hier genannten Namen passen allerdings gar nicht zu diesem Namen - weder Kern noch Rottenwöhrer kann es heißen. Wer weiß mehr als Wiki?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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