Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 15.08.2017 22:42:03 Gelesen: 586338# 217@  
Nachtrag zu [#196]

1913 war die "Waadt 4" 2500 Mark wert. 2500 Mark entsprachen 1913 CHF 3'086 (vgl. Beitrag 214). Rechnen wir den Wert 1913 in den Wert Ende XX. Jahrhundert um (Ende 1999) oder nehmen wir das Jahr 2010, so müssen wir den Wert irgendwie vergleichbar machen.

Nehmen wir den Landesindex der Konsumentenpreise (= LIK) der Schweiz. Zum Glück finden wir offizielle Zahlen. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/preise/landesindex-konsumentenpreise.gnpdetail . Wir finden Zahlen für 1914-2016, und, separat 1899-1913. Damit lässt sich arbeiten.

Am 1.1.1900 stand der Index (1914) bei 84.3
am 31.12.1999 stand der Index (1914) bei 952.2
Das ist eine Steigerung von 1129.5 %
das ist pro Jahr eine Verzinsung von 2.154 % pro Jahr.

Natürlich verlief in der Schweiz die wirtschaftliche Entwicklung und die Entwicklung der LIK nicht linear. Wenn wir es genau nehmen, sollten wir das XX. Jahrhundert in 6 Perioden teilen (mein Vorschlag):

1900-1914 = moderate Steigerung des LKI (ca. 1 %) = 15 Jahre
1915-1920 = Kriegsfolgen. Böse Preissteigerungen (ca. 14.5 %) = 6 Jahre
1921-1935 = Nachkriegszeit und Weltwirtschaftskrise; Preissenkungen (ca. - 3.5 %) = 15 Jahre
1936-1970 = Nach-Weltwirtschaftskrise und Nachkriegs-Wirtschaftswunder (ca. 3 %) = 35 Jahre
1971-1992 = Wirtschafts-Überhitzung und geopolitische Krisen, Währungskrisen (ca. 4 %) = 22 Jahre
1993-1999 = Ende Hochzinspolitik (ca. 1.5 %) = 7 Jahre.

Seit 2000 können wir ergänzen: Tiefzinspolitik!

Die risikolosen Zinsen in der Schweiz lagen in diesen 100 Jahren höher. Auch hierzu bestehen verlässliche Zahlenreihen der Schweizerischen Nationalbank. Die "Zinssätze für Spareinlagen" werden seit 1907 geliefert. Für die Jahre 1900-1906 verwende ich die Zahlen: "Rendite von Obligationen der Eidgenossenschaft". Diese liegen fast immer höher als die
"Zinssätze für Spareinlagen". Wurden am 1.1.1900 so CHF 1000 angelegt, so vermehrte sich theoretisch der Betrag bis 31.12.1999 auf CHF 26'823. Das gibt eine jährliche Durchschnittsrendite von 3.344 %. In den Jahren 1921-1935 wurden gute Zinsen bezahlt (zwischen 2.98 - 4.55 %), sodass Leute mit Geld doppelt profitieren konnten (da gleichzeitig sinkender LIK!). Für die Zeit 1936-1999 lagen dann die Zinsen für Spareinlagen gesamthaft UNTER der Entwicklung des LIK. Mit (sicheren) Schweizer Obligationen liess sich aber auch für diese Zeit eine ansehliche Rendite erzielen (4.15 % p.a.), die deutlich über der Zunahme des LIK lag.

Zu allen Zahlenreihen lassen sich Einwände finden. Man kann auch weitere Kennzahlen zu Rate ziehen, wie die Wirtschaftsleistung eines Landes (pro Kopf), aber wir müssen es uns nicht zu schwer machen.

Da die Zinsen auch in den Jahren 1921-1935 hoch lagen, halte ich es für vertretbar, für das GANZE Jahrhundert nur eine einzige Zahl zu verwenden. p = 3 (also 3 % pro Jahr) soll meine Berechnungsbasis sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für das XXI. Jahrhundert nehme ich (per heute) 4 Promille.

Dies bedeutet nun also, dass unsere Briefmarke "Waadt 4" wie folgt bewertet wird:

1913: CHF 3'086
1999: CHF 39'210
2010: CHF 40'970
oder 2016: CHF 41'963

Der Katalogwert der "Waadt 4" lag bei Euro 35'000 (Michel 2010). 2010 war der Euro noch hoch bewertet gegenüber dem Schweizer Franken 1.2806. Das heisst die Euro 35'000 ergaben CHF 44'821 (Ende 2010).

Damit können wir feststellen: die "Waadt 4" notiert "heute" (2010) 9.4 % höher als vor (rund) hundert Jahren (Senf 1913) und zählt damit zu den GEWINNERN der letzten 100 Jahre.

Notiz am Rande: Der Euro-Kurs ist heute deutlich tiefer: CHF 1.1054 per Juli 2017. Stieg der Michel-Kurs bis 2016? Wir könnten die Vergleiche auch auf 2016 aktualisieren, nur fehlen mir dazu die aktuellen Michel-Kataloge.

Ich hoffe, meine Berechnungen seien verständlich und überzeugend.

Heinz
 
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