Thema: Altdeutschland Helgoland: Die acht verschiedenen Auflagen der MiNr. 6
Markus Pichl Am: 16.08.2017 09:22:10 Gelesen: 24799# 19@  
Hallo,

das Problem der korrekten Unterscheidung von Marken der Helgoland MiNr. 6 nach ihren verschiedenen Auflagen, ist seit mehr als 100 Jahren bekannt. Als Sammler dieser Marken wundert man sich spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn man mehrere geprüfte Marken der MiNr. 6 angesammelt hat und man sich dann fragt, warum bei eigentlich gleich aussehenden Marken der gleiche oder verschiedene Prüfer zu unterschiedlichen Prüfungsergebnissen gekommen ist? Wie eingangs schon geschrieben, konnten bisher veröffentlichte Handbücher diese Fragen auch nicht erschöpfend beantworten. Zumindest dann nicht, wenn man sich nicht unendlich tief in die Materie einarbeitet und über viel Vergleichsmaterial verfügt. Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass man die Erklärungen in den Handbüchern auch falsch interpretieren kann, wenn einem vielerlei von Prüfern falsch klassifizierte Marken vorliegen.

In meiner Ausarbeitung im Oktober 2015 hatte ich leider keine Auswertung über die Verwendungsdaten vorgenommen und ich konnte und wollte mir auch nicht vorstellen, neben mir bereits bekannten Fehlprüfungen von Lemberger und Schulz, dass auch Cornelia Brettl BPP leider des Öfteren fehlerhafte Beurteilungen, in der Unterscheidung der verschiedenen Auflagen von MiNr. 6, unterlaufen waren. So vertraute ich leider verschiedenen von Ihr ausgestellten Befunden zu MiNr. 6 f, rein in dem Glauben, wenigstens sie muß es doch gekonnt haben. Das man aber leider quasi keiner der in der Vergangenheit erfolgten BPP-Prüfungen bezgl. Helgoland MiNr. 6 vertrauen darf, ist leider nun klar gewordene Realität. Meine Frustration, über das Elend der vielen Fehlprüfungen von BPP-Prüfern im Sammelgebiet Helgoland, ist enorm groß. Als Sammler sowie als Händler möchte ich doch Gewissheit haben, dass es sich auch tatsächlich um die Auflage handelt, welche ich mir für die Sammlung gekauft habe oder einem Sammler anbiete.

Kürzlich wurde die nachstehende Marke auf ebay verkauft (Bildquelle: Anbieter "flynnboy"). Die Marke ist von Herrn Lemberger BPP als "6 f" signiert, aber dies entspricht leider nicht der tatsächlichen Auflage und im Vergleich mit der zuvor gezeigten, von Herrn Schulz BPP falsch klassifizierten Marke, sehen wir auch warum.





Bei beiden Marken sehen wir die gleiche Stellung der Zwickelplatte, welche ich im Moment als "normal stehend" deklariert habe. Bei der linken Marke kommt der Kammschlag von unten, bei der rechten von oben. Jeweils erkennbar an den spitzen Zähnen oben bzw. unten, auf der linken und der rechten Seite. Im Kohl-Handbuch wird erklärt, dass das Druckbild der IV. Auflage unscharf ist und die grüne Druckfarbe ein ausgesprochen schmutziges, trübes, aber ziemlich helles Gelbgrün ist. Im Vergleich zu der "lichtgrünen" MiNr. 6 f, wird dies dann auch deutlich sichtbar. Betrachtet man im Vergleich gebrauchte Marken der MiNr. 6 d, so spiegeln sich die Merkmale der linken Marke in diesen wider und durch die Verwendungsdaten zuordnungsbar.

Im Beitrag [#9] hatte ich schon einige Marken und Briefe der MiNr. 6 d (IV. Auflage) gezeigt, u.a. die Fehlprüfungen von Herrn Lemberger, bei dem Viererblock und dem Oberrandstück. Aus diesem Beitrag wissen wir, dass alle diese Marken der IV. Auflage einen von unten kommenden Kammschlag zeigen. Nun habe ich alle mir im Moment vorliegenden Marken der MiNr. 6, bei denen der Kammschlag von unten kommt, herausgesucht und zeige ich im nachstehenden Scan.



Im Kohl-Handbuch wird angegeben, dass bei der IV. Auflage die Farbe der Zwickel blaßrosa sein soll, aber dies trifft nur auf einen Teil der Auflage zu. Vor knapp zwei Jahren wurde bereits von mir aufgezeigt, dass vor allem die Farbe der Zwickel innerhalb einer Auflage stark variieren kann. Nachstehend acht Marken der V. Auflage, aufgenommen innerhalb von einem Scan, bei denen auch verschiedene Farbtönungen der Zwickel zu ersehen sind.



Im hier dargestellten Vergleich, ist der Unterschied zwischen dem hellen Gelbgrün der IV. Auflage und dem Olivgrün der V. Auflage, gut zu erkennen. Der Vorteil für alle Betrachter liegt darin, dass hier die beiden Auflagen mit genügend Marken, bei denen die Bilder mit jeweils identischen Scannereinstellungen aufgenommen wurden, dargestellt werden können.

Im Bild der Marken der IV. Auflage, sticht die dritte Marke in unterer Reihe hervor. Sowohl von ihrem etwas im Verhältnis zu den anderen sieben Marken sauberer ausgeführtem Druck, den tieffarbigen Zwickeln und dem weißen Papier. Das weiße Papier begründet sich ganz einfach dadurch, dass das Papier stark gereinigt und mit Neugummi versehen wurde. Im direkten Vergleich zu bereits gezeigter Marke MiNr. 6 f, wird aber auch hier deutlich, dass es sich dennoch um einen unscharfen Druck handelt und von der klar unterschiedlichen Farbgebung der grünen Druckfarbe ganz zu schweigen.



Im nachstehenden Bild sind Bilddateien von Marken, die mit einem von unten kommenden Kammschlag gezähnt wurden, fremder Herkunft dargestellt. Da diese Marken auf einem oder mehreren anderen Scannern mit von meinen Einstellungen abweichender Farbkalibrierung aufgenommen wurden, kann man die Farben nicht 1:1 mit meinen Scans vergleichen. Zu ersehen ist aber, dass es sich jeweils um einen unscharfen Druck handelt und somit diese vier Marken eindeutig aus der IV. Auflage (MiNr. 6 d) stammen.





Ich möchte nicht ausschließen, dass mir an den vorstehenden Marken im Jahre 2008 vielleicht auch derartige Fehlbeurteilungen unterlaufen wären. Das Beispiel zeigt aber in jedem Fall auf, dass es als Prüfer unabdingbar ist, sich auch mit den druck- bzw. herstellungstechnischen Eigenschaften der Marken auseinanderzusetzen, welche man prüft und dies war wohl im Sammelgebiet Helgoland bisher nie in einem ausreichenden Umfang geschehen. Durchaus hatte ich aber immer die Vorstellung, BPP-Prüfer hätten dies immer gemacht und würden in Vergleichsmaterial schwimmen, aber diese Vorstellung ist zumindestens auf diesem Sammelgebiet in der Luft zerplatzt.

Im nachstehenden Bild habe ich sechs Marken der MiNr. 6 f zusammengefasst. Die Bilddateien wurden mit verschiedenen Scannern aufgenommen und ich habe nur eine Anpassung in der Belichtung der Bilder vorgenommen. Alle sechs Marken zeigen die selbe Stellung der Zwickelplatte ("normal stehend"), der Kammschlag wurde von oben angesetzt und die Druckfarbe ist ein "lichtgrün" bzw. ein "maigrün". Letztendlich weit weg von der gelbgrünen Druckfarbe der IV. und der olivgrünen der V. Auflage. In "maigrün" steckt ein leichter Blauanteil, da es u.a. mit preußischblau verschnitten wird.



Beste Grüße
Markus
 
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