Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
10Parale Am: 16.08.2017 22:47:22 Gelesen: 586030# 222@  
@ Heinz 7 [#216]

"Ein Schweizer Franken 1960 hat klar mehr Wert als ein Schweizer Franken 2000. Um einen Vergleich anzustellen, können (auch) Zinssätze als Aufrechnung in Betracht gezogen werden. Wie würdest Du vorgehen?"

Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt, die uns hier in aktuell 222 Beiträgen vorgestellt wurden und mit Spannung erwartet noch vorgestellt werden nehmen bei der Katalog-Bewertung meiner Ansicht nach eine absolute Sonderstellung ein. Eine Berechnung zur Ermittlung eines realen periodischen Wertzuwachses bzw. einer realen Wertminderung nach einem nationalen nichtlinearen LIK (dein genialer Beitrag #217) und nach periodisch schwanken Zinssätzen bis hin zu Minuszinsen in jüngster Zeit macht die Sache sinnvoll. Mein ganzer Respekt vor dieser Leistung!

Im Jahr 1893 gab es 116 Briefmarken und Ganzsachen, die damals mit einem Wert von größer = 400 Reichsmark angesetzt wurden (Quelle: Deutsche Briefmarken Zeitung Ausgabe Juni 1893, Autor: Lindenberg - rezitiert von Müller-Mark in Reflexionen über Philatelie)

Interessant dabei: Die One Penny orange Mauritius und ein ungebrauchter Ganzsachenumschlag von Finnland zu 20 Kop. wurde jeweils mit dem Höchstwert von 5.000 Mark bewertet.

All diese Briefmarken und Ganzsachen (insgesamt sind es 1274 Preise über 60 Mark, die von Lindenberg auf Basis des Senf Kataloges untersucht wurden) könnte man nun ebenfalls mit den kohärenten Algorithmen auf den realen Wert heute umrechnen. Ich überlasse es den Computern!

Interessant ist ebenfalls, dass man sich schon damals, gute 50 Jahre nach Herausgabe der ersten Briefmarke Gedanken über Preisansätze machte. Müller-Mark rezitiert in seinem Buch weiterhin die Gedanken von "Altmeister Lindenberg" - ich erlaube Lindenberg zu zitieren:

"Im Jahr 1863 waren die Preise, die man in Zeitungen und Katalogen anführte, stets Lagerpreise, d.h. man konnte die betreffenden Sachen zu den angeführten Preisen auch tatsächlich kaufen. Heute (1893) dagegen ist die bei weitem größte Mehrzahl aller Preise lediglich nominell, selbst die größten Händler sind nicht in der Lage, das, was sie in ihren Katalogen mit Preisen versehen, stets zu liefern und das Briefmarkensammeln gehört nachgerade immer mehr zu den Sammelgebieten, auf welchen sich eine Vollständigkeit unter keinen Umständen erzielen läßt, auf welchen gewisse Marken absolut aus dem Handelsverkehr verschwinden, und auf welchen es also unmöglich ist, den Wert gewisser Stücke, und sei es auch nur annähernder Schätzwert, festzustellen"


Dieser Text, 1893 verfasst, hat es tatsächlich in sich. Lindenberg hielt es also faktisch nicht für möglich, den Wert seltenster Marken und Ganzsachen auch nur annähernd festzustellen. Seiner Ansicht nach waren diese Raritäten dazu verdammt, vom Handelsverkehr zu verschwinden. War ja auch ein logischer Gedanke und wenn man mal den Geldbeutel des Otto-Normal-Sammlers betrachtet (zu denen auch ich gehöre), sind die Marken aus diesem Thread für uns ja wirklich verschwunden. Allerdings tauchen sie hin und wieder vereinzelt auf Auktionen auf und werden dem Sammlermarkt tatsächlich zum Kauf angeboten. Jedes einzelne Ergebnis solch einer Auktion ist eine wertvolle Information für uns Sammler und führt zum Studium des Briefmarkenmarktes. Ich würde deshalb deine Frage, wie ich vorgehe, folgendermaßen beantworten: ich lasse den Markt sprechen. Ich hoffe nur auch eines Tages den Markt genauer studieren zu können als jetzt.

Noch ein Hinweis zu Österreich Michel Nr. 9, der zinnober Merkur: Michel Online Katalog * 75.000 Euro, gestempelt: 150.000 Euro

Im Jahr 1942 stand er bei Michel auf Rang 1 (in Europa) mit 40.000 Mark.

Liebe Grüße

10Parale
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1705
https://www.philaseiten.de/beitrag/159635